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Mehrjährige Blühmischungen sind gut für die Biodiversität, fördern die Humusbildung und erfreuen das Auge. Foto: Catrin Hahn
07.04.2023
Forschung & Technik

Blumen für's Klima

Blühstreifen binden viel Kohlendioxid

Blühstreifen am Feldrand sind gut für die Biodiversität. So weit, so bekannt. Doch sie können, wie ein Forschungsteam des Thünen-Instituts für Agrarklimaschutz bewiesen hat, darüber hinaus auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Die Arbeitsgruppe des Braunschweiger Instituts wollte herausfinden, wie viel Biomasse in Blühstreifen gebildet wird. Wird doch das pflanzliche Material in diesen nicht geerntet, sondern in den Boden eingearbeitet – und steht somit zur Bildung von Humus zur Verfügung. Dieser wiederum, reich an organischen Verbindungen, bindet den Kohlenstoff im Boden, den die Pflanzen als CO2 aus der Atmosphäre entnommen haben.

Aufwändige Untersuchungen

In ihrer Feldstudie haben die Wissenschaftler zunächst 23 Blühstreifen von Bayern bis Niedersachsen auf ihre Artenzusammensetzung, die ober- und unterirdische Biomasse sowie mögliche Effekte auf den Bodenkohlenstoffvorrat untersucht. Der Aufwand war enorm, zum Beispiel mussten aus einigen hundert Bodenproben die Wurzeln herausgewaschen werden. Doch im Ergebnis standen Daten über den Biomasseaufwuchs von Blühstreifen bereit – Informationen, die bislang tatsächlich noch weitgehend unbekannt waren. Im Mittel stehen auf diesen Flächen im Hochsommer knapp 8 Tonnen Biomasse pro Hektar, an einem Standort waren es sogar 19 Tonnen.

Da die untersuchten Blühstreifen im Durchschnitt erst drei Jahre alt waren, erwarteten die Wissenschaftler eigentlich noch keine großen Änderungen im Kohlenstoffvorrat der Böden. Dennoch konnten sie bereits erste positive Tendenzen feststellen.

Mehr Gräser – mehr Biomasse

Einen weiteren interessanten Zusammenhang fanden sie zwischen der pflanzlichen Biodiversität und der Gesamtbiomasse: Je mehr Gräser sich in die Blühstreifen mischten – was selbst bei regelmäßiger Erneuerung nach einiger Zeit kaum zu vermeiden ist – desto geringer war zwar die Anzahl der Pflanzenarten insgesamt. Gleichzeitig war aber die Gesamtbiomasse und somit die Humuswirkung höher als bei den gräserärmeren Blühstreifen.

Um die längerfristige Humuswirkung von Blühstreifen deutschlandweit abschätzen zu können, benutzten die Forscher ein Modell und einen Datensatz, der im Zuge der Bodenzustandserhebung Landwirtschaft gewonnen wurde. Dafür waren auf 1500 Ackerstandorten die Bewirtschaftung der letzten zehn Jahre sowie Bodenkohlenstoffvorräte erhoben worden. Per Computermodell ließen sie auf diesen 1500 Standorten die untersuchten Blühstreifen fiktiv wachsen. Das Ergebnis: Im Mittel ergaben sich pro Hektar Blühstreifen für die nächsten 20 Jahre eine jährliche Kohlenstoffanreicherung von 0,5 Tonnen Kohlenstoff (entspricht 1,8 Tonnen CO2), vorausgesetzt allerdings, die Blühstreifen bleiben über längere Zeiträume bestehen.

Sind also derzeit rund 1 Prozent der deutschen Ackerfläche mit Blühstreifen bewachsen, könnten durch ein weiteres Prozent jährlich zusätzlich 240 000 Tonnen CO2 im Boden gebunden werden. Zusammen entspricht das 1 Prozent der jährlichen Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft. Hinzu kommt der Klimaschutzeffekt der ausbleibenden Düngung auf diesen Flächen. All diese Vorteile erhöhen die Attraktivität dieser Maßnahme, die in erster Linie durch angepasste Blühmischungen die Vielfalt von Pflanzen und blütenbestäubenden Insekten erhöhen soll.

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft

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