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Symptome einer typischen Blüteninfektion.   Quelle: G. Raiser
03.07.2007
Umwelt & Verbraucher

Feuerbrand in der Schweiz - Obstanbauer fürchten um ihre Zukunft

Bei Verdacht auf Feuerbrand müssen alle Besitzer von Obstbäumen die zuständigen Behörden verständigen, auch Hobbygärtner.

Ein Birnbaum kann innerhalb weniger Wochen vollständig absterben, wenn er am Feuerbrand erkrankt ist. Erreger ist ein Bakterium, das in diesem Jahr besonders unter den Obstbäumen in der deutschen Schweiz wütet. Es verursacht die gefährlichste Krankheit des Kernobstes und verwandter Wild- und Ziergehölze. Schweizer Obstanbauer kämpfen nun dafür, dass ihnen Antibiotika mit dem Wirkstoff Streptomycin zur Bekämpfung dieses Bakteriums zur Verfügung gestellt werden. In der deutschen Schweiz wurden bis Ende Juni dieses Jahres fast 500 Gemeinden heimgesucht. Zwischen 200 000 und 300 000 Niederstamm-Bäume auf 95 Hektar mussten bisher vernichtet werden. Die Kosten durch Schäden und Bekämpfung werden auf über 20 Millionen Franken geschätzt. Besonders in den letzten 10 Jahren hat die Krankheit auch in Süddeutschland, Österreich, Italien und Frankreich große Schäden angerichtet, sowohl in der freien Landschaft als auch in Obst-Plantagen, Baumschulen und privaten Gärten.

In Deutschland eine meldepflichtige Pflanzenkrankheit - auch im Hobbygarten

In Belgien, Griechenland und Holland ist Streptomycin zur Feuerbrandbekämpfung zugelassen. In Deutschland ist dagegen die Anwendung Antibiotika haltiger Pflanzenschutzmittel nur in streng geregelten Ausnahmefällen und ausschließlich im Erwerbsobstbau vorgesehen. Dafür muss nach dem deutschen Pflanzenschutzgesetz die unbedingte Notwendigkeit nachgewiesen werden. Die Schweizer sehen ohne eine Regelung, die ihnen die Anwendung des Streptomycins gegen den Feuerbrand ermöglicht, keine Zukunft für ihre Apfel-Plantagen. Die Infektionen waren in diesem Jahr so massiv, dass es oft nicht mehr half, kranke Bäume zurück zu schneiden. Resistente Apfelsorten gebe es nicht und widerstandsfähigere Sorten blieben bei einem hohen Infektionspotenzial auch nicht verschont, werden Obstanbauer in der Landpost vom 9.6.2007 zitiert. Vor zwei Jahren seien vor allem die Apfelbäume der Sorten Cox Orange betroffen gewesen, in diesem Jahr besonders Golden Delicious und Jonagold. Hände und Schnittwerkzeuge müssen nach jedem Baumschnitt desinfiziert werden, damit sich die Krankheit nicht noch weiter ausbreitet. Auch Vögel und vor allem Insekten tragen zur Verbreitung bei. Feuerbrand ist in Deutschland eine meldepflichtige Pflanzenkrankheit. Bei Verdacht müssen die zuständigen Stellen, etwa der Pflanzenschutzdienst, die Landratsämter oder Umweltämter kreisfreier Städte benachrichtigt werden, um das Bakterium zu identifizieren und gegebenenfalls die Schnitt- oder Rodemaßnahmen zu veranlassen. Das Verbrennen des Schnittguts ist insbesondere für Hobbygärtner die einzige Möglichkeit, die gefährliche Krankheit sicher zu bekämpfen. Die Temperaturen auf dem Komposthaufen reichen nicht aus, um die Bakterien abzutöten.

Wie kommt es zum Feuerbrand?

Der Erreger des Feuerbrands Erwinia amylovora breitet sich beim Kernobst, vor allem an Birnen, Äpfeln, aber auch an Quitten und weiteren Arten aus der Familie der Rosaceen, wie z. B. Cotoneaster, Pyracantha (Feuerdorn) Crataegus (Weiß- und Rotdorn) aus. Diese Gehölze sind Wirtspflanzen des Bakteriums und begünstigen seine Verbreitung. Sie sind in der Umgebung von Kernobstbäumen nicht gern gesehen und werden deshalb gerodet. Die Infektion der Obstbäume erfolgt meistens während der Blütezeit bei feucht-warmer Witterung. Reger Flug von Bienen und anderen Insekten sowie Regentropfen unterstützen die ungeheuer schnelle Ausbreitung über Wunden, Narben und Blüten. Die Krankheit breitet sich im Baum jeden Tag mehrere Zentimeter aus, im Extremfall bis zu 30 Zentimeter. So können die Obstbäume in kurzer Zeit absterben.

Das Schadbild

Blüten, junge Früchte und benachbarte Blätter vertrocknen. Viel später verfärben sie sich – wie von Feuer versengt – braun bis schwarz. An Apfelbäumen werden besonders Jungtriebe und Zweige infiziert. Im Sommer kommt es dann zu den charakteristisch hakenförmig gekrümmten Triebspitzen. Aus den erkrankten Zweigen und Ästen treten milchige, zähflüssige Tröpfchen hervor. Beim Abheben der Rinde erscheint ein Faden ziehender Schleim. Das Holz ist rötlich-braun. In den holzigen Baumteilen und den mumienartig geschrumpften Früchten überwintert das Bakterium. Mit dem beginnenden Saftstrom des Baums im Frühjahr tritt der Krankheitserreger mit den schleimigen Ausscheidungen zu Tage und der Verlauf der Krankheit beginnt erneut.