…und wie der heimische Rasen topfit wird – Gartentipps zum Tag des Gartens vom Rasenexperten Dr. Klaus Müller Beck
Übersaat mit Lolium perenne
Kikuyu-Gras ist gröber und breitblättriger als die in Deutschland genutzten Gräser und perfekt an das südafrikanische Klima angepasst. „Es ist ein aggressives, Ausläufer treibendes Gras, das eine Matte bildet“, sagt Müller-Beck. Eine besonders große Herausforderung an Rasenspezialisten stellt der Winter dar, denn die Fußball-Weltmeisterschaft findet im südafrikanischen Winter statt. „Die Gräser gehen dann in den vegetativen Ruhestand und werden braun“, berichtet Müller-Beck. Ein solches Bild käme für die vom satten Grün verwöhnten Fußballer allerdings einer Katastrophe nahe. Deshalb bekommt das südafrikanische Grün eine Schönheitskur nördlicher Prägung: eine Übersaat mit Lolium perenne, dem Ausdauernden Weidelgras. Das sieht im Winter nicht nur besser aus, sondern ist auch für die kühleren Temperaturen bestens gerüstet.
Das perfekte Grün ist Ansichtssache
„Im Grunde machen sie dort nichts anderes als wir in Deutschland in Phasen der Sommertrockenheit. Dann wird unser Rasen auch braun, so dass wir bewässern oder nachsäen müssen“, sagt der Rasenexperte. Der perfekte Stadion-Rasen ist Ehrensache, der Rasen zu Hause eher Ansichtssache. „Es kommt auf die grundsätzliche Einstellung an. Ich bin kein Fetischist. Das Gänseblümchen ist doch ein wunderbarer Begleiter“, erzählt Müller-Beck.
Öfter Mähen fördert das Wachstum
Beim Mähen aber kennt er keine Kompromisse: „In der Vegetationszeit ist einmal wöchentlich ein Muss. In der Hauptvegetationszeit sollte man eventuell drei Schnitte innerhalb von zwei Wochen vorsehen.“ Man sollte keinesfalls mehr als 50 Prozent des Aufwuchses abmähen, um den Gräsern Stress zu ersparen. „Solange die Gräser zwischen vier und sechs Zentimetern Höhe gehalten werden, verläuft die Photosynthese gleichmäßig. Das Mähen reizt die Gräser, Seitentriebe zu bilden. Die Pflanzen können sich gut entwickeln“, analysiert Müller-Beck. Dazu benötigt der Rasen allerdings auch Wasser und Dünger. Eine Grünfläche verdunstet an einem normalen Sommertag mit 25 Grad Celsius etwa 2,5 Liter Wasser je Quadratmeter. „Wenn man braune Flecken akzeptiert, muss man nicht beregnen, sonst schon“, sagt der Fachmann. Er empfiehlt auch drei Düngergaben im Jahr, neben der Frühjahrsgabe eine zweite im Frühsommer und eine weitere im Herbst. Rasen ist ein Stickstoffzehrer. Deshalb sollte im Frühsommer ein Rasenvolldünger mit 20 – 30 Prozent Stickstoff zur Anwendung kommen. Im Herbst eignet sich ein Volldünger, der mehr Kali enthält. Das hilft den Pflanzen sich auf den Winter vorzubereiten und mehr Kohlenhydrate zu bilden. So können sie dem Frost besser widerstehen.
Grünes Polster oder Stein des Anstoßes
Moos, Klee oder Löwenzahn sind für einige Hobbygärtner ein Stein des Anstoßes, für andere hingegen ein grünes Polster. Das Vorkommen von Klee weist auf Nährstoffmangel hin, da der Klee den Stickstoff bindet. Der Experte rät, den Rasen zunächst einmal richtig zu düngen. Beim Kampf gegen Löwenzahn und Moos ist hingegen Körpereinsatz gefordert. Den Löwenzahn kann man mit dem Messer ausstechen. Sobald die Unkräuter allerdings 15 – 30 Prozent des Rasens in Beschlag nehmen, rät der Experte zu einem Dünger mit Unkrautvernichtungsmittel. „Diese Kombiprodukte sind sehr wirkungsvoll“, sagt Müller-Beck. Moos kann man mit dem Vertikutierer am besten im Frühsommer zu Leibe rücken. Eine Alternative sind auch Eisenpräparate.
Mit Topdressing gegen die Lücken vorgehen
„Wer nachsät, muss auch für die Feuchtigkeit sorgen, sonst hat man keine Erfolgschance“, versichert Müller-Beck. Er rät dazu, das Saatgut nicht direkt auf den Boden zu geben, sondern in Rasenerde, einen sandreichen Humuskompost, zu mischen und dann das Gemisch zu verteilen. „Man nennt das Topdressing. Diese Methode hat den Vorteil, dass das Saatgut sofort Bodenkontakt hat und schneller keimen kann.“