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Grundnahrungsmittel für Milliarden von Menschen - bald zu teuer? Quelle: adpic
13.06.2008
Umwelt & Verbraucher

Wenn die Erträge nicht steigen, bleiben viele Reisschüsseln leer

Steigende Nahrungsmittelpreise behindern den Kampf gegen Armut und Hunger.

Noch 1955 gab es in weiten Teilen Asiens unkontrollierte Hungersnöte. Das scheint vergessen, seit es mit Hilfe der seit 1960 gegründeten internationalen und nationalen Agrarforschungsinstitute gelang, die Grundlagen für die Ernährung der seither weltweit von knapp drei auf heute 6,7 Milliarden Menschen angewachsenen Weltbevölkerung zu schaffen. Allerdings sind Agrar- und ländliche Entwicklung in den letzten 20 Jahren von den Prioritätenlisten fast aller betroffenen Staaten verschwunden. Erst vor kurzem haben die Vereinigten Staaten und die Weltbank eine radikale Reduzierung der Forschungsförderung auf diesem Gebiet angekündigt. Dass dies in krassem Widerspruch zu dem von den Regierungen der Welt erklärten Milleniumsziel steht, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu reduzieren, darüber empört sich Dr. Klaus Lampe, Frankfurt, der ehemalige Direktor des International Rice Research Institute (IRRI) auf den Philippinen.

Dass noch in diesem Jahrhundert zehn Milliarden Menschen ernährt werden müssen, und dies von bestenfalls gleich bleibender Nutzfläche, ist seit langem bekannt. Die Erträge der Landwirtschaft müssen deshalb mehr als verdoppelt werden. Wer sich gegen moderne Verfahren zur Ertragssteigerung, gerade auch die der Gentechnik, stemme, zeige sich unverantwortlich gegenüber jenen, die heute schon vor leeren Reisschüsseln sitzen, so Lampe.

Immer mehr Asiaten wird die Schüssel Reis zu teuer,

titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 5. April 2008 und berichtete über Ausfuhrbeschränkungen für Reis von China und Ägypten, während Indien nur noch die Sorte Basmati exportieren wird. Folgen werde Indonesien, das Land mit der drittgrößten Bevölkerung der Erde. Vietnam, der drittgrößte Reisexporteur, hat seine Ausfuhren eingefroren und will sie in diesem Jahr um eine halbe Million Tonnen verringern, um die Versorgung seiner eigenen Bevölkerung zu sichern. Dazu zitiert die Zeitung den Deutschen Joachim von Braun, Generaldirektor des Internationalen Forschungsinstituts für Nahrungsmittelpolitik in Washington (IFPRI), so: “Wenn ein Land nach dem anderen eine Politik nach dem Motto ‚Lass lieber andere verhungern, als uns“ beginnt, werden die gehandelten Anteile an der Lebensmittelproduktion immer kleiner. Das aber lässt die Preise immer stärker schwanken.“

FAO-Generaldirektor Diouf: Entwicklungen auf den Weltmärkten erfordern „Notfallplan“

Jaques Diouf äußerte laut Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. Juni 2008, dass von der Zukunft der Landwirtschaft das Recht auf Leben und der Frieden so vieler Menschen abhinge, dass er eigentlich zu einem Bericht vor den Sicherheitsrat gerufen werden müsste.

In der am 5. Juni 2008 verabschiedeten Schlusserklärung des FAO-Welternährungsgipfels halten die unterzeichnenden Staaten zwar am Milleniumsziel, die Zahl der unterernährten Menschen bis 2015 zu halbieren, fest. Kurzfristig soll den Betroffenen Lebensmittelhilfe zur Verfügung gestellt werden. Mittelfristig sollen sich die 190 Teilnehmerländer verpflichten, Investitionen in die Landwirtschaft zu fördern. Die Welthungerhilfe kritisierte aber, "dass der Gipfel ohne verbindliche Vereinbarung zur Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume" zu Ende gegangen sei.