ein-von-brandbeulen-umgewandelter-maiskolben.jpg
Ein von Brandbeulen umgewandelter Maiskolben. Quelle: AgroSlide
07.12.2006
Umwelt & Verbraucher

Maisbeulenbrand - Fliege hilft Pilz bei der Ausbreitung

Von Brandpilzen verschandelte Maiskolben lassen nichts Gutes vermuten. Qualitätseinbußen hinsichtlich der Futterqualität sind aber nur das eine Gesicht des Maisbeulenbrands.

Viele Landwirte haben in diesem Jahr über vermehrt auftretende tumorartige Wucherungen an Maisstängeln und besonders am Kolbenansatz geklagt. Ausgelöst durch den Maisbeulenbrand, lassen diese Veränderungen zwar Schlimmes befürchten, aber der befallene Mais kann trotzdem siliert und verfüttert werden. Allerdings sinkt je nach Befallsstärke der Nährwert der Silage, und es steigt die Gefahr eines Schimmelpilzbefalls. In einzelnen Jahren können erhebliche wirtschaftliche Schäden entstehen, insbesondere dann, wenn die Kolben teilweise oder vollständig zu Brandbeulen umgewandelt sind. In manchen Ländern ist der Maisbeulenbrand als Speisepilz zugelassen und gilt sogar als Delikatesse. Bekämpfen kann man ihn kaum. Aber es gibt vorbeugende Maßnahmen. Die wichtigste unter ihnen ist die Saatgutbeizung. Mit ihr werden Samenkorn und Keimling vor den Larven der Fritfliege geschützt.

Gestresste Pflanzen sind anfällig für den Pilz

Die extremen Witterungsbedingungen im Frühjahr und Sommer 2006 haben die Maispflanzen regional erheblich gestresst. So fand der pilzliche Erreger des Maisbeulenbrands Ustilago maydis beste Bedingungen für sein Wachstum, berichtet das Deutsche Maiskomitee. An Stängeln, Blättern, Kolben und Rispen entstehen zunächst blasige, anfangs von einer silbergrauen Haut überzogene, perlschnurartig angeordnete Brandgallen. In ihnen bilden sich schmierig-feuchte, später schwarzbraune stäubende Sporen. Sie infizieren die keimenden Pflanzen, so dass man erste Schäden bereits im 4. – 5. Blattstadium sieht. Die Brandpilzsporen können an Pflanzenresten überwintern und bis zu 10 Jahren im Boden überdauern. Diese Sporen keimen dann im Frühjahr und bilden auf einem kurzen, keulenförmigen Promyzel jeweils 4 Basidiosporen. Sie infizieren millionenfach immer wieder neue Pflanzen und Pflanzenteile. Vor allem in warmen Jahren. Durch Wind oder spritzendes Wasser gelangen die Sporen auf die Pflanzen.

Die Fritfliege schafft die Eintrittspforten für die Sporen...

Besonders leicht fällt es den Sporen, dort in die Pflanzen vorzudringen, wo die Larven der Fritfliege gefressen haben. Die Fliege ist 2 -3 mm groß, schwarz, mit gelblichen Füßen und einem glänzenden Stirndreieck. Sie läuft auf den Pflanzen herum und legt nach genauer Prüfung durch Betupfen ihre Eier vor allem entlang der Blattscheiden ab. Schon nach einigen Tagen schlüpfen die Larven. Sie fressen sich bis zum Vegetationspunkt der Pflanzen durch und schädigen so den Haupttrieb. Es kann zu unerwünschten Seitentrieben kommen oder die Pflanze stirbt ab. Die Larven verpuppen sich am Fressplatz. Ab Ende Juni schlüpfen die Fliegen der 2. Generation, von Juli bis September die der 3. Generation. Sie legen ihre Eier vor allem auf Wildgräsern ab. Etwa 60 solcher Wirtsgräser sind bekannt. Im Frühjahr schlüpfen aus den überwinternden Larven die Fritfliegen der 1. Generation. Sie legen die Eier auf den keimenden Pflanzen ab. Die Larven leisten mit ihren Fraßschäden die Vorarbeit für die Pilzinfektion.

... bis die Kolben vollständig zu Brandbeulen umgewandelt sind

Mit zunehmendem Pilzbefall nehmen die tumorartigen Wucherungen an den Pflanzen zu. Die einzelnen Körner werden aufgetrieben, bis der Kolben teilweise oder vollständig zu Brandbeulen umgewandelt ist. Dadurch wird nicht nur Pflanzenmasse zerstört, sondern es gehen auch die Wert bestimmenden Bestandteile für die Fütterung verloren. Je nach Befallsstärke sinkt so der Nährwert der Kolben. Gleichzeitig steigt das Risiko, dass sich Schimmelpilze breit machen. Sie bilden dann möglicherweise vermehrt Mykotoxine. Das sollte in einer Analyse abgeklärt werden. Vorsorglich empfehlen Experten deshalb, die Silage eher an Mast- oder Jungtierbestände zu verfüttern als an tragende oder frisch Milch gebende Rinder.

Das zweite Gesicht des Maisbeulenbrands

Während man sich in Deutschland um die Qualität der Maissilage sorgt, ist der Maisbeulenbrand in anderen Ländern sogar als Lebensmittel zugelassen, so das Deutsche Maiskomitee. In Mexiko wird der Maisbeulenbrand nach der dortigen Speisepilzverordnung in bestimmten Stadien als marktfähiger Speisepilz für den Großhandel zugelassen und gilt sogar als Delikatesse.