Pressemitteilung
05.05.2009

Volatiler Düngemittelmarkt wie geht es weiter, weltweit und in Deutschland?

Prof. Dr. Hermann Kuhlmann
Vorsitzender Fachbereich Pflanzenernährung im IVA

Geschäftsführer, YARA GmbH & Co. KG, Dülmen

Die internationalen Märkte für Mineraldünger waren im Jahr 2008 von einer ausgesprochenen Volatilität geprägt. Die Preise stiegen bis Ende des dritten Quartals sehr stark an und erreichten historische Höchstmarken. Ursache dafür war ein enormer Nachfrageschub. Das Düngemittelangebot konnte dieser Entwicklung nicht folgen, obwohl auf Hochtouren produziert wurde. Die starke Nachfrage nach Mineraldüngern resultierte im Wesentlichen aus den deutlich gestiegenen Preisen für landwirtschaftliche Produkte wie Weizen, Mais oder Soja, die einen höheren Düngereinsatz wirtschaftlich machen.

So überraschend und schnell die Nachfrage zugenommen hatte, brach sie im letzten Quartal 2008 zusammen - eingeleitet durch unerwartet wieder fallende Preise für Agrargüter und dann beschleunigt durch eine von der Finanzkrise induzierte Kaufzurückhaltung. Zum Jahresende waren europaweit Produktionskapazitäten in signifikanter Größenordnung vorübergehend stillgelegt oder nicht voll ausgelastet.

Im deutschen Stickstoffdüngermarkt war die Preisentwicklung im vierten Quartal uneinheitlich. Für das Leitprodukt Kalkammonsalpeter blieben die Preise bis zum Jahresende weit gehend stabil. Der Harnstoffpreis sank dagegen auf das niedrige Weltmarktniveau, vor allem durch frische Importware aus Ägypten. Der Kalkammonsalpeter folgte dann dem Harnstoff zeitversetzt - wie schon zuvor in der Phase des Preisanstiegs. Alle Marktteilnehmer, von der Industrie über die Handelsstufen bis zu den Landwirten, sahen sich durch diese Entwicklung mit völlig neuen Herausforderungen konfrontiert. Sie werden sich in Zukunft auf eine stärkere Volatilität und damit auch auf ein größeres Risiko auf den Düngemittelmärkten einstellen müssen.

Weiterhin stark wachsender Getreidebedarf und Düngerverbrauch

Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO und vieler anderer Experten wird der globale Getreidebedarf im Zeitraum 1995 bis 2030 um rund 40 Prozent zunehmen. Das macht enorme Produktionssteigerungen nötig. Eine Ausweitung der Ackerfläche ist aber nur noch in geringem Ausmaß möglich und aus Gründen des Natur- und Klimaschutzes unerwünscht. Der zusätzliche Getreidebedarf muss deshalb durch höhere Erträge von den vorhandenen Ackerflächen gedeckt werden. Das macht eine höhere Nährstoffzufuhr notwendig. Sie kann nur durch Mineraldünger gedeckt werden, als der einzigen entsprechend ausbaubaren Nährstoffquelle.

Schon in der Vergangenheit hat die Bedeutung der Mineraldünger für die Welternährung stetig zugenommen. Im Jahr 1950 wurden acht Prozent der Weltbevölkerung durch den Einsatz von Mineraldüngern ernährt. Dieser Anteil hat sich bis heute auf knapp 50 Prozent erhöht, und er wird in Zukunft weiter steigen. Die Produktionskapazitäten für Mineraldünger können mittel- und langfristig entsprechend dem wachsenden Bedarf ausgebaut werden, sodass auch in Zukunft ausreichend Nährstoffe für den Pflanzenbau zur Verfügung stehen.

Wachsender Düngerverbrauch vor allem in Asien und Lateinamerika

Experten rechnen mit einer Zunahme des weltweiten Mineraldüngerverbrauchs von durchschnittlich drei bis fünf Prozent pro Jahr. Für Stickstoff sind die mit weitem Abstand höchsten Mengenzuwächse in Asien zu erwarten. In Bezug auf die Menge weniger bedeutend ist heute noch Lateinamerika, allerdings sind dort die höchsten Wachstumsraten prognostiziert. In Europa und Nordamerika stagniert der Düngerverbrauch oder nimmt nur leicht zu.

Afrika weist einen im Verhältnis zur Bevölkerungszahl viel zu niedrigen Düngereinsatz auf. Es gibt vielfältige Bemühungen, auch dort die Nahrungsmittelproduktion durch eine bessere Nährstoffversorgung und Düngung zu steigern. Limitierender Faktor ist allerdings in vielen Regionen das Wasser. Das bedeutet wiederum, dass die Verantwortung klimatischer Gunststandorte, wie zum Beispiel Europa, für die Ernährung der Welt erheblich zunehmen wird.

Der Düngemittelmarkt in Deutschland

Der Absatz von Düngemitteln hat im Düngejahr 2007/08 (Juli-Juni) im Vergleich zur Vorsaison deutlich zugenommen. Der Stickstoffabsatz stieg um rund 13 Prozent auf 1,8 Millionen Tonnen N. Damit kehrte er zurück auf das Durchschnittsniveau, nachdem er in der vorhergehenden Saison witterungsbedingt auf 1,6 Millionen Tonnen gefallen war. Die deutsche Produktion kann den Bedarf bei weitem nicht mehr decken. Ein Großteil der Ware wird von zahlreichen Anbietern aus vielen Ländern importiert.

Der Absatz von Phosphatdüngern nahm nach dem drastischen Rückgang der Vorjahre deutlich um knapp 20 Prozent auf nun rund 317.000 Tonnen P2O5 zu.

Auch der Kaliabsatz erhöhte sich um rund 15 Prozent auf 511.000 Tonnen K2O. Auslöser war die im Wirtschaftsjahr 2007/08 deutlich verbesserte wirtschaftliche Lage der Ackerbaubetriebe infolge gestiegener Erzeugerpreise, des Wegfalls der Stilllegungspflicht und der Ausdehnung des vergleichsweise düngungsintensiven Getreideanbaus.

Wie sich die laufende Saison 2008/09 entwickeln wird, ist aufgrund der außergewöhnlichen Situation in den letzten Monaten sehr unsicher. Ein Absatzrückgang bei allen Nährstoffen ist wahrscheinlich. Von Juli bis Dezember sanken der Absatz an Stickstoffdüngern im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent, der Phosphatabsatz um 57 Prozent und der Kaliabsatz um 40 Prozent. Zurückzuführen ist dies auf die Kaufzurückhaltung infolge der Finanzkrise, aber auch auf eine abwartende Haltung der Landwirte vor dem Hintergrund der fallenden Preise für Düngemittel und Agrarprodukte.

Beim Stickstoff dürfte ein großer Teil des Absatzrückstands bis zum Saisonende wieder aufgeholt werden. Die Stickstoffdüngung kann nur begrenzt zurückgefahren werden, wenn ausreichende Erträge und Produktqualitäten erzeugt werden sollen. Aber auch die Düngung von Phosphat und Kali lässt sich nur vorübergehend ohne wirtschaftliche Einbußen reduzieren. Die Bodenvorräte alleine reichen in der Regel zur Ernährung der Pflanzen nicht aus. Im nächsten Düngejahr dürfte deshalb ein gewisser Nachholbedarf bei der Phosphat- und Kalidüngung bestehen.

Der Gesamtumsatz der Düngemittel-Industrie in Deutschland stieg - vor allem preisbedingt - im Jahr 2008 auf rund vier Milliarden Euro (Vj.: 2,4 Mrd.). Davon entfielen auf den Inlandsumsatz 1,64 Milliarden Euro, was einer Zunahme um 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1,05 Mrd.) entspricht. Die Exporterlöse nahmen um 74 Prozent zu und erreichten 2,35 Milliarden Euro (Vj.: 1,35 Mrd.).

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