Britische Forscher halten es für unwahrscheinlich, dass das Sterben ganzer Bienenvölker auf den Einfluss bestimmter Pflanzenschutzmittel zurückzuführen ist. Dies schreiben die Wissenschaftler von der Universität Exeter und der britischen Food and Environment Research Agency (FERA) jetzt in einem Aufsatz in der renommierten Zeitschrift „Science“. Sie fordern weiteren Einsatz in der Forschung.
Britische Wissenschaftler: Pflanzenschutzmittel als Auslöser des Völkersterbens unwahrscheinlich / Weitere Forschung notwendig
Die Wissenschaftler hatten eine Studie des französischen Agrar-Forschungsinstituts INRA (Autoren: Henry et al.) überprüft und zahlreiche Schwachpunkte in der wissenschaftlichen Arbeit festgestellt. Schon die französische Behörde für Lebensmittelsicherheit ANSES hatte in ihrer Bewertung darauf hingewiesen, dass die Studie von Henry et al. von Voraussetzungen ausgehe, die so in der landwirtschaftlichen Praxis im Regelfall nicht auftreten. Konkret ging es in der französischen Studie um den Einfluss von Neonicotinoiden, einer Gruppe von Pflanzenschutz-Wirkstoffen zur Bekämpfung von Schadinsekten, auf Honigbienen.
Ungeachtet ihrer Mängel hat die Studie Einfluss auf die Regulierung bestimmter Pflanzenschutzmittel in Frankreich gehabt; so wurde die Zulassung eines Mittels zur Saatgutbeizung vorläufig ausgesetzt. In deutschen Medien wurde die INRA-Studie häufig zitiert, um einen Zusammenhang zwischen Pflanzenschutz und Bienensterben zu belegen, zuletzt in einem Beitrag des ZDF heute-journals. Die Ergebnisse aus Großbritannien zeigen jetzt ein differenzierteres Bild und melden Zweifel an den Schlussfolgerungen der französischen Wissenschaftler an.
Die Wissenschaftler aus England kritisierten, dass bei den Berechnungen in Frankreich unrealistische Annahmen über die Fortpflanzungsrate der Bienen und die Aufnahme von Pflanzenschutzmittel-Rückständen die Ergebnisse verfälscht hätten. Hauptautor Dr. James Cresswell sagte in einer Mitteilung der Universität Exeter: „Wir wissen, dass Pflanzenschutzmittel Bienen beeinträchtigen, aber es gibt keinen Beleg dafür, dass sie ein Völkersterben auslösen können. Wenn wir die Berechnungen mit einer realistischen Fortpflanzungsrate wiederholen, verschwindet das Risiko des Völkersterbens. Ich sage absolut nicht, dass Pestizide für Honigbienen harmlos sind, aber ich denke, jeder möchte seine Entscheidungen auf Basis solider Aussagen treffen.“
Quellen:
>> Pressemitteilung der University of Exeter (engl.)
>> Veröffentlichung in „Science“ (engl.)
>> Hintergrundinformation des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA)
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