27.12.2006
Umwelt & Verbraucher

Wurzelhalsfäule wird Erlen zum Verhängnis

Das Gewirr der kleinen und kleinsten Wasserstraßen im Spreewald säumen vor allem Schwarzerlen. Sie bilden hier die größten zusammenhängenden Erlenwälder Deutschlands.

Ganze Erlenbestände in Bayern und im Spreewald werden seit etwa 10 Jahren durch einen Pilz zum Absterben gebracht. Er braucht genauso wie die Erlen Feuchtigkeit, wie sie an Bach- und Flussläufen in regelmäßig überschwemmten Auwäldern herrscht. Der Pilz lässt den Wurzelhals der Erlen faulen. Sie sterben 2 bis 3 Jahre nach einer Infektion völlig ab. Im Spreewald ist schätzungsweise ein Viertel aller Bäume von dem „neuartigen Erlensterben“ betroffen. In Bayern sollen über 100 000 Bäume befallen bzw. bereits abgestorben sein. Dr. Thomas Jung, Freising, spricht von 50 Prozent der flussbegleitenden Erlenbestände. Das erste massive Absterben von Schwarzerlen gab es übrigens 1993 in Südengland.

Im Spreewald wurde das „neuartige Erlensterben“ 1998 diagnostiziert. Inzwischen ist in diesem Biosphärenreservat ein Viertel aller Bäume betroffen. Als Auslöser hat die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft den Pilz Phytophthora alni ausgemacht, ein enger Verwandter der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel P. infestans. Der Pilz dringt in die Erlenwurzeln ein und wächst dann zwischen Rinde und Holz am Stamm empor. Im unteren Bereich des Baums entstehen schwarze Flecken. Das geschädigte Gewebe dient anderen Mikroorganismen als Eintrittspforte. Sie beschleunigen zusätzlich das Absterben der schon geschwächten Bäume. Sie verhungern, weil sie nicht mehr von den Wurzeln mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden.

Der Pilz entlässt riesige Mengen seiner Fruchtkörper, die sich mit Hilfe ihrer Geißeln im fließenden Gewässer auf die Erlen zu bewegen und in ihre Wirte eindringen, bevorzugt in junge Bäume. Dazu kommt es vor allem bei sommerlichen Überflutungen. Aber es gibt auch Dauersporen, die winterliche Temperaturen überstehen und erst keimen, wenn die Bedingungen wieder günstig sind.

Resistenz und Wundtherapie

Abgesehen von einem angepassten Wassermanagement, kommt es auch darauf an, dass der Pilz nicht durch Saatgut weiter verbreitet wird. Dazu dürfte bisher aber das traditionelle Abfischen der Samen mit Netzen beigetragen haben. Im Spreewald soll eine weitere Ausbreitung des Pilzes gebremst werden. Deshalb werden in Brandenburg Baumschulen untersucht, damit künftig nur noch pilzfreie Pflanzen in den Handel gebracht werden. Bis dahin besteht ein Pflanzverbot für Schwarzerlen. Die Forschungen richten sich auf die Erkennung und Vermehrung resistenter Bäume sowie auf Abwehrmethoden durch eine Wundtherapie.