Gewässer- und Uferschutz sichert die Arterhaltung
„Mit der Dänischen Eintagsfliege Ephemera danica wird ein Vertreter einer sehr altertümlichen Gruppe zum Insekt des Jahres. Die zwischen 1 und 2 Zentimeter langen Tiere sind weit in Europa verbreitet und besiedeln ein breites Spektrum von Gewässern – von kleinsten Bächen bis hin zu großen Flüssen. Einzigartig macht die Eintagsfliege ihr Lebenszyklus: vom im Wasser abgelegten Ei bis hin zum flug- und paarungsfähigen Insekt, das nach wenigen Tagen stirbt“, begründete Professor Dr. Thomas Schmitt, Direktor des Instituts und Vorsitzender des Kuratoriums, die Wahl.
Der Lebenszyklus der Dänischen Eintagsfliege
Der Entwicklungszyklus der Dänischen Eintagsfliege beginnt mit der Eiablage im Gewässer. Zwischen Mai und September fliegen die Weibchen im Zick-Zack-Kurs über das Wasser und tauchen dabei immer wieder mit der Spitze ihres Hinterleibs ein. So legen sie insgesamt mehrere tausend Eier. Diese sinken auf den Gewässergrund, wo sie mit ihrer klebrigen Außenhülle hängenbleiben.
Bereits nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven. Diese atmen zunächst durch die Haut, entwickeln während ihres Wachstums jedoch deutlich sichtbare Kiemen. Die Larven graben sich in den Sandboden ein und legen U-förmige Röhrengänge an. In diesen verbringen sie ihre Wachstumsphase, die, abhängig von verschiedenen Faktoren, ein bis drei Jahre dauert. Während dieser Zeit häuten sie sich 20 bis 30 Mal. Kurz vor dem Übergang zum Landleben bildet sich zwischen der alten und der neuen Haut eine Luftschicht, die die ausgewachsenen Larven an die Wasseroberfläche treibt. Dort platzt die Larvenhaut, und die flugfähigen Eintagsfliegen schlüpfen.
Bevor sie fortpflanzungsfähig sind, müssen sie sich ein letztes Mal häuten. Dann drängt die Zeit: Weil die Eintagsfliegen weder Mundwerkzeuge noch einen funktionsfähigen Darm besitzen, bleiben für Paarung und Eiablage nur wenige Tage, bevor sie sterben.
Gewässer und Ufer schützen
Die Dänische Eintagsfliege ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Damit sich die kiemenatmenden Larven im Wasser entwickeln können, sind sie auf einen ausreichenden Sauerstoffgehalt angewiesen. Um sich eingraben zu können, brauchen die Insekten außerdem strömungsberuhigte, feinsedimentreiche und nicht zu stark verschlammte Gewässerbereiche. Für erwachsene Tiere ist ein mit Gehölzen bewachsenes Ufer unabdingbar, wo sie zur letzten Häutung und zwischen den Paarungsflügen Unterschlupf finden. Daher ist zum einen ein umfassender Gewässerschutz ein zentrales Umweltziel, um die Dänische Eintagsfliege zu schützen. Vor allem übermäßige Nährstoffeinträge, die zu Eutrophierung und Bildung von Faulschlamm führen, sollten vermieden werden.
Zum anderen sollten die Rodung von Ufergehölzen sowie die Vernichtung von Uferrandstreifen vermieden werden, um die seit über 300 Millionen Jahren existierende Art langfristig zu erhalten. Darüber hinaus sind Dänische Eintagsfliegen auch für viele andere Lebewesen wichtig, die in und an den Gewässern leben. Denn die Larven dienen Fischen, Vögeln und anderen Insekten als Nahrung.
Die Idee zur Wahl des „Insekts des Jahres“ hatte Professor Dr. Holger Dathe, ehemaliger Leiter des Instituts. Ein Kuratorium aus namhaften Insektenkundlern sowie Vertretern von Fachgesellschaften wählt seit 1999 jedes Jahr das Gewinner-Insekt aus verschiedenen Vorschlägen aus. Ein wichtiger Bestandteil der Kampagne ist ein Informationsflyer zum gewählten Insekt.