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Winzer Andreas Scherr präsentiert seine gesunden Trauben. Quelle: Andreas Scherr
17.03.2009
Umwelt & Verbraucher

Ein gutes Weinjahr – trotz Mehltau

Kühles, feuchtes Wetter brachte die rasante Ausbreitung pilzlicher Krankheiten mit sich. Rechtzeitige Bekämpfung sicherte trotzdem gute Erträge.

Erste Verkostungen des jungen Weins haben gezeigt: 2008 verspricht ein guter Jahrgang zu werden. Die Winzer waren allerdings gefordert: Wer nicht rechtzeitig Echten und Falschen Mehltau bekämpfte, musste empfindliche Verluste hinnehmen. Die Qualität des Weins leidet schon bei geringem Befall.

Profil Online sprach mit Andreas Scherr, einem Winzer aus der Pfalz. Das zweitgrößte Weinanbaugebiet in Deutschland umfasst 23 000 Hektar. Die Vorzüge der Pfalz sind mehr als 1 800 Sonnenstunden im Jahr und das milde, fast mediterran anmutende Klima. Hier gedeihen Feigen, Pinien, Zypressen und eine große Rebenvielfalt. Die Weine der Pfalz genießen einen guten Ruf. Doch dafür muss im „Wingert“ (= Weingarten, Weinberg) einiges getan werden.

„2008 war ein Oidium-Jahr“

„Ich habe einen guten Jahrgang im Keller“, sagt Andreas Scherr, der in Hainfeld an der Deutschen Weinstraße lebt. “Allerdings war 2008 ein Oidium-Jahr. Wir hatten ein mildes Frühjahr mit einer frühen Blüte und reichlich Regen im Juni und August. Die Beeren wuchsen rasch und kräftig. Wenn die Reben nur kurze Zeit keinen Schutz hatten, war gleich ein Befall mit Oidium zu beobachten.“

Oidium Tuckeri, der sogenannte Echte Mehltau, überwintert in den Knospen und auf dem Holz der Reben. Beim Rebschnitt im Winter verraten die Oidium-Figuren, typische dunkle Verfärbungen der Rinde, den Pilz. Hat er den Rebstock schon im Winter befallen, erlaubt ihm die empfindliche Phase der Blüte und Traubenbildung eine besonders schnelle Ausbreitung. Feuchte, milde Winter sind ideal für Oidium.

Empfindliche Verluste bei starkem Befall

„Wer 2008 nicht rechtzeitig gegen Oidium gespritzt hat, bekam Probleme“, beschreibt Andreas Scherr die Situation im Juli 2008 in den Weindörfern an der Deutschen Weinstraße. Dringt der Pilz in die Blüten ein, verkümmern die Fruchtanlagen. Junge Trauben haben noch eine besonders feine Haut und sind deshalb äußerst anfällig. Die kranken Früchte bleiben klein und sauer, brechen auf und werden oft von weiteren Pilzen besiedelt.

Guter Wein nur aus gesunden Trauben

Aber nicht nur der Ertrag leidet. Sind mehr als zehn Prozent des Leseguts mit Mehltaupilzen infiziert, schmeckt der Wein muffig. Winzer sprechen dann von Fehltönen. Diese lassen sich im Fass nicht mehr korrigieren. Deshalb ist der Schutz gegen eine Vielzahl von Pilzkrankheiten bis zur Lese entscheidend für Ertrag und Qualität. Vom Austrieb im Frühjahr bis in die zweite Augusthälfte muss der Winzer die Reben beobachten und bei Bedarf gezielt Pilzbekämpfungsmittel ausbringen, auch gegen Botrytis.

Gegen diesen Fäulnispilz beugen die Winzer mit eigens dafür zugelassenen Pflanzenschutzmitteln vor. Sie behandeln die Reben bereits vor Traubenschluss. Besonders wichtig ist dabei die Abschlussspritzung, die 2008 im August erfolgte. Ohne Bekämpfung konnte sich Botrytis im kühlfeuchten September 2008 verstärkt ausbreiten. Wer die Oktobersonne noch nutzen wollte, musste die kranken Trauben auslesen, eine aufwändige Prozedur! Alle Maßnahmen verfolgen ein Ziel: Möglichst gesunde Trauben zu ernten, damit die Qualität im Fass stimmt.