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Schöne Blüten - aber leider ist die Herbstzeitlose äußerst giftig..... Foto: Dr. G. Briemle, Aulendorf
28.04.2014
Umwelt & Verbraucher

Die Herbstzeitlose – tödliches Gift aus der Natur

Sie blüht im Herbst, bekämpft wird sie im Frühjahr – jedenfalls auf Weideflächen

Die schöne Blüte der Herbstzeitlose kann vergessen machen, dass die Zwiebelblume eine der giftigsten einheimischen Grünlandpflanzen ist. Der Verzehr kann tödlich sein – für Mensch und Tier. Deshalb ist sie auf Weideflächen nicht gern gesehen. Die beste Zeit, sie zu bekämpfen, ist das Frühjahr: intensive, frühzeitige Beweidung oder rechtzeitige mechanische Bekämpfung verdrängt die Giftpflanze von Weideflächen. Ob Herbizide benutzt werden dürfen, muss im Einzelfall beim Pflanzenschutzdienst erfragt werden.

Extensiv oder gar nicht genutzte Flächen liebt die Herbstzeitlose

Die Giftpflanze des Jahres 2010 fühlt sich auf feuchten Wiesen und Weiden ausgesprochen wohl. Vor allem brachliegende Flächen und die Extensivierung im Grünland kommen ihrem Lebenszyklus sehr entgegen. Dort können die Samen ausreifen, bevor das Gras nach dem 15. Juni erstmals geschnitten werden darf. Dieser Grasschnitt fördert nämlich die Verbreitung der Samen.

Intensive Nutzung verdrängt die Herbstzeitlose

Intensive Beweidung bekommt der Herbstzeitlose hingegen überhaupt nicht. Die Pflanze ist extrem trittempfindlich. Ab drei Nutzungen im Jahr fühlt sich die Pflanze gestört und gibt den Standort allmählich auf. Dabei ist es wichtig, möglichst frühzeitig zu mähen oder mit der Beweidung zu beginnen. Alternativ zur intensiven Nutzung kann man die Pflanzen im Frühjahr gezielt bekämpfen. Das empfiehlt sich bereits bei zwei Pflanzen je Quadratmeter. Ab Anfang Mai sollte man das Unkraut herausstechen, ausziehen oder abmähen. Die alte Knolle hat zu diesem Zeitpunkt keine Reserven mehr. Die junge Knolle kann durch das Abreißen wirksam geschädigt werden. Der Erfolg zeigt sich – regelmäßige Wiederholungen vorausgesetzt – nach zwei bis drei Jahren. Wegen der Giftigkeit empfiehlt es sich, beim Herausziehen und Ausstechen Handschuhe zu tragen. Das Ausstechen lohnt sich übrigens auch im Herbst, bevor sich die Samen bilden.

Indirekt wirkt es, das Grünland zu düngen. Die Nährstoffe stärken die Gräser, sodass sie die Herbstzeitlose verdrängen können. In manchen Fällen zahlt sich auch die chemische Bekämpfung einzelner Pflanzen mit entsprechenden Totalherbiziden aus. Davor steht jedoch die Nachfrage bei der örtlichen Pflanzenschutzbehörde, ob der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln am gewünschten Ort gestattet ist und welche sich am besten eignen. Walzen oder umbrechen zeigen kaum Wirkung.

(Herbst-)zeitloser Lebenszyklus

Der außergewöhnliche Blütezeitpunkt von August bis November, außerhalb der normalen Blütezeit, also zeitlos im Herbst, verlieh der krokusähnlichen Zwiebelblume einst ihren Namen. Nach der Blüte und der Befruchtung im Herbst zieht sich die Pflanze in den Boden zurück. Dort überwintert sie. Aus der alten Knolle, die später abstirbt, bildet sich eine neue Knolle. Im Frühjahr schiebt die Pflanze ihre dunkelgrünen, etwas dickfleischigen Blätter samt Fruchtkapsel mit den im letzten Herbst befruchteten Samen aus dem Boden und vermehrt sich, wenn sie nicht daran gehindert wird.

Leicht zu verwechseln

Die Herbstzeitlose ähnelt im Frühjahr dem Bärlauch. Auch mit Maiglöckchen wird sie nicht selten verwechselt. Kräutersammler müssen also ganz genau hinschauen. Bärlauchblätter haben einen Stiel. Die Blätter der Herbstzeitlose wachsen dagegen ohne Stängel direkt aus einer Rosette heraus. Maiglöckchen sind ein wenig später dran, außerdem bevorzugen sie andere Standorte. Letzte Sicherheit gibt der Schnuppertest: Weder die Herbstzeitlosen noch die ebenfalls giftigen Maiglöckchen riechen nach Lauch oder Knoblauch.

Giftige Mischung

Die imposante Mischung von über 20 Alkaloiden macht die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) so gefährlich. Das giftige Alkaloid Colchizin ist in allen Teilen der Pflanze enthalten. Schon fünf Gramm der Samen können für den Menschen tödlich sein. Bei den Rindern liegt die tödliche Dosis bei 1,2 bis 1,5 Kilogramm frischen Blatt- und Kapselmaterials. Die giftige Wirkung bleibt auch im Heu erhalten. Selbst über die Milch der Weidetiere kann das Gift für Menschen noch gefährlich werden.

Tod durch Atemlähmung

Ausgewachsene Rinder und Pferde verschmähen die Pflanze in der Regel. Gefährdet sind vor allem junge, unerfahrene Tiere. Zu den Vergiftungserscheinungen, die zum Tod aufgrund einer Lähmung des Atemzentrums führen können, zählen Koliken, blutiger Durchfall, Erbrechen oder Kreislaufversagen. Man sollte also Rinder und Pferde von Giftpflanzen oder Giftpflanzen von Rindern und Pferden unbedingt fernhalten.

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