natur-virtuell-erleben.jpg
Natur virtuell erleben? Quelle: Digitale Zeiten GmbH
18.07.2006
Schule & Wissen

Zahlen, Daten, Fakten 7/06

Naturentfremdung vieler Jugendlicher; Neutrale Informationen – unterschiedliche Schlussfolgerungen; Millionen Menschen in Afrika droht Hungersnot; Gleiche Zulassungsbedingungen für natürliche- und synthetische Stoffe; 400 Millionen Jahre altes Insekten-Fossil.

Natur virtuell erleben

Bei der überwiegenden Mehrheit aller deutschen Jugendlichen sei eine erschreckende Naturentfremdung festzustellen. Denn das, was unmittelbares Naturerleben ausmache, finde heute kaum noch statt, so Dr. Clemens Dirscherl, Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg, in der Landpost 22/ 2006. Die Ursache dafür sieht er darin, dass die Jugendlichen ihre natürliche Lebensumgebung nicht mehr selbst erfahren. Sie werde ihnen überwiegend durch Erziehung und Medien vermittelt. Heranwachsende säßen lieber vor dem Bildschirm und schauten sich die Natur virtuell an. Dirscherl befürchtet, dass künftige Generationen unsere Lebensgrundlage verzerrt – entweder verängstigt, romantisiert oder desinteressiert - wahrnehmen. Die Frage stelle sich, wie Nachhaltigkeit so als gesellschaftliches Leitbild im Alltag gelebt werden könne.

Nicht „skandalisieren“

Wenn Discounter von Obst- und Gemüseerzeugern eine Unterschreitung der Rückstandshöchstmengen von Pflanzenschutzmitteln um 30 Prozent verlangten, habe dies zunächst nichts mit einer Verbesserung des Schutzniveaus zu tun, so Prof. Andreas Hensel, Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), sondern mit Marketing, da Höchstmengen so festgesetzt würden, dass Gesundheitsschäden mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu erwarten seien. Gleichwohl begrüße das Institut jede aktive Minimierung von Rückständen. Untersuchungen seines Instituts hätten gezeigt, dass die Gefährdung durch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in der Öffentlichkeit anders beurteilt werde, als es sich wissenschaftlich darstelle, so Hensel anlässlich einer Präsidiumssitzung des Deutschen Bauernverbands. Dies gelte auch für gentechnisch veränderte Lebensmittel, die wissenschaftlich am besten untersucht seien. Wie AGRA-EUROPE 18/06 weiter berichtet, erläuterte Hensel, dass sein Institut in der politischen und öffentlichen Diskussion eine neutrale Informationsposition einnehmen und nur wissenschaftliche Daten kommunizieren bzw. Empfehlungen geben wolle. Welche Schlussfolgerungen die jeweiligen Organisationen oder Multiplikatoren aus den BfR-Informationen in der öffentlichen Diskussion verbreiten, entzöge sich der Verantwortung des Instituts.

Agrarhilfen gegen Hungersnot am Horn von Afrika

Mehr als 15 Millionen Menschen könnten im Osten des afrikanischen Kontinents ihre Lebensgrundlage verlieren, warnte kürzlich die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Ursache ist zum wiederholten Mal eine schwere Dürre am Horn von Afrika. Wie AGRA-EUROPE 18/06 berichtet, hat die FAO zur Lebensmittelhilfe und anderer Unterstützung für 8 Mill. Menschen aufgerufen. Mit rund 18 Mio. Euro sollen die gefährdeten Viehbestände geimpft und entwurmt werden. Außerdem soll Saatgut für Grünland zur Verfügung gestellt werden.

Schädlingsbekämpfung mit Naturstoffen – zahlreichen Anwendungen droht das Aus

Wacholderextrakt, Teebaumöl oder auch Geraniol, ein Wirkstoff, der in zahlreichen Pflanzen wie Katzenminze oder Ylang-Ylang enthalten ist, werden ebenso wie Rapsöl, Leinöl, Ameisensäure oder Kaliseife in der Schädlingsbekämpfung angewendet.

Sie stehen auf einer Liste der EU-Kommission mit mehr als 100 Wirkstoffen, für die sich bisher kein Unternehmen gefunden hat, das sie nach der Europäischen Biozidrichtlinie beabsichtigt zuzulassen. Der Grund: Auch für diese Naturstoffe müssen die Eigenschaften und möglichen Nebenwirkungen auf Mensch und Umwelt genauso gründlich erfasst werden wie für synthetische Substanzen. Für ein komplettes Datenpaket sind aber Kosten von mehreren Millionen Euro anzusetzen. Hinzu kommen für die Bearbeitung des Dossiers durch die Behörden Gebühren von mehr als 100 000 Euro. Zuviel für die überwiegend mittelständischen Unternehmen, die diese Naturstoffe in kleinen Mengen verarbeiten. Damit dürfte das ursprüngliche Ziel der Biozidgesetzgebung, risikoärmeren Stoffen eine größere Chance in der Schädlingsbekämpfung zu geben, konterkariert werden.

Ältestes fossiles Insekt

Zwei amerikanische Insektenforscher in Schottland haben das älteste fossile Insekt der Welt entdeckt. Es ist ein flügelloser Käfer Rhyniognatha hirsti, der nach Erkenntnissen der Entomologen schon vor 408 – 438 Millionen Jahren über die Erde gekrabbelt ist. Wie dem Buch Natur – Rätsel, Fakten und Rekorde, BLV Buchverlag, München weiter zu entnehmen, übertraf der Käfer damit den bisherigen Altersrekordler, ein in New York gefundenes Insekt, das auf 379 Millionen Jahre zurück datiert worden war.