Mehrere Forschungsprojekte gestartet
Pyrrolizidinalkaloide (PA) kommen in mehr als 6000 Pflanzenarten vor. Sie sollen die Pflanzen vor Fressfeinden schützen. Einige PA-Verbindungen sind aber nicht nur für Nematoden oder Insekten giftig, sondern auch für unsere Weidetiere und uns Menschen, da ihre Abbauprodukte die Leber schädigen können. Bekannt sind die Pyrrolizidinalkaloide unter anderem durch das Jakobskreuzkraut. Vor kurzem wies das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Rahmen eines Forschungsprojekts in Teeproben zu hohe PA-Werte nach. Die Ursache sind weltweit vorkommende Ackerunkräuter wie Gemeines Kreuzkraut, Acker-Vergissmeinnicht, Hundszunge oder Natternkopf. Die Senkung der PA-Gehalte ist für die ganze Prozesskette über den Anbau, die Ernte und die Verarbeitung eine große Herausforderung. Verschiedene Verbände und Institutionen der Arzneimittelbranche haben Ende 2015 einen „Code of Practice – PA in pflanzlichen Rohstoffen für Arzneimittel“ erarbeitet und beteiligen sich an weiteren Forschungsprojekten.
Beikrautregulierung durch chemischen Pflanzenschutz
Für die Anbauer der Arzneipflanzen, Landwirte oder Gartenbaubetriebe ist vor allem die Frage nach Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzes entscheidend, da mechanische Methoden wie Hacken oder Striegeln im Arzneipflanzenbau öfter an ihre Grenzen stoßen und nicht den gewünschten Erfolg bringen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist allerdings durch die rigide europäische Gesetzgebung eingeschränkt, die Liste zur Verfügung stehender wirksamer Stoffe wird zunehmend kleiner.
Um eine interdisziplinäre Problemlösung über die gesamte Prozesskette zu erreichen, wurde bei der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) ein vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördertes Verbundvorhaben gestartet. Es trägt den sperrigen Titel „Erfassung der standortabhängigen und kulturpflanzenspezifischen Beikrautflora in Arzneipflanzenbeständen unter besonderer Berücksichtigung Pyrrolizidinalkaloid-haltiger Unkräuter; Teilvorhaben 1: Erfassung der Unkrautflora und Erstellung einer PA-Unkrautdatenbank.“ Die Unkrautdatenbank soll über die Unkräuter Auskunft geben, die bei den manuellen, mechanischen oder chemischen Unkrautbekämpfungsmaßnahmen der jeweiligen Anbauverfahren nicht erkannt oder nicht ausreichend erfasst werden. In weiteren Forschungsprojekten sollen selektive Pflanzenschutz-Maßnahmen wie Teilflächen- und Zwischenreihenbehandlung mit Herbiziden und verschiedene Applikationstechniken erforscht werden sowie die Entwicklung und Zulassung geeigneter Herbizide vorangetrieben werden.