 
  Selbsterntegärten fördern Verständnis
Landwirte und Verbraucher profitieren gegenseitig vom Modell Selbsterntegarten
Selbsterntegärten sind Ackerflächen eines landwirtschaftlichen Betriebs, die vom Betreibenden mit Gemüse, Kräutern und Blumen bepflanzt und dann Verbrauchern gegen einen bestimmten Betrag zur Pflege und Ernte zur Verfügung gestellt werden. Für den Betrieb stellen sie eine neue Einkommensalternative dar und für Verbraucher sind sie eine Möglichkeit, „ihr eigenes Gemüse“ anzubauen, dabei von den Anbaukenntnissen der Fachleute zu profitieren und gleichzeitig eigenes Wissen im Gärtnern zu erwerben.
Das Wissen um den „Bauerngarten“ erhalten, die regionale Versorgung mit selbst angebauten Lebensmitteln verbessern, das gegenseitige Verständnis von Landwirten und Verbrauchern fördern, für die Landwirtschaft ein weiteres betriebliches Standbein bieten und nicht zuletzt die biologische Vielfalt auf lokaler und regionaler Ebene erhöhen – all das bieten gut geführte und gut funktionierende Selbsterntegärten. Doch was versteht man unter einem Selbsterntegarten?
Von der Saat bis zur Ernte
Ein Selbsterntegarten ist ein Feldstück, das von einem Landwirt in viele kleine Gartenparzellen aufgeteilt wurde, die jeweils mit einer durchdachten Mischung aus Gemüse, Kräutern und ein paar Blumen als Startbepflanzung bepflanzt wurden. Diese Gartenparzellen werden an Menschen aus der Nachbarschaft vermietet, die ihre Parzellen von nun an pflegen und später beernten. Es gibt keine vorgegebene Parzellengröße; je nach Projekt und Lage schwanken die Parzellen zwischen 100 bis hin zu 2000 Quadratmetern. Die Hobbygärtner sind für die Pflege ihrer Parzelle verantwortlich. Bei der Bewässerung gibt es Modelle von der Bereitstellung von Wasser in einem Wasserfass/Tank und Gießen mit der Gießkanne bis hin zur Übernahme der Bewässerung durch den Landwirt. Das Werkzeug für die Gartenbewirtschaftung stellt in der Regel der Betreiber des Selbsterntegartens zur Verfügung. Das ist insbesondere dann von Vorteil, wenn die Pächter mit dem Fahrrad in „ihren“ Garten fahren können. In manchen Selbsterntegärten gibt es auch Gemeinschaftseinrichtungen, wie zum Beispiel einen Bauwagen, in dem sich die Gärtnergemeinschaft auch mal bei einem Regenguss aufhalten kann oder um eine gemeinschaftliche Pause zu machen.
Win-Win-Situation für beide Seiten
Für den Landwirt oder Erwerbsgärtner trägt ein Selbsterntegarten dazu bei, ein neues betriebliches Standbein zu etablieren. Hat er schon eine Direktvermarktung, kann er dadurch schon einen Teil der Erstkundschaft bekommen, andererseits kann er mithilfe des Selbsterntegartens auch seine bestehende Direktvermarktung mit ergänzenden Produkten wie Milch oder Fleisch ausbauen. Der Pflanzenbauexperte bringt sein Land und die Maschinen für die vorbereitende Bodenbearbeitung, Parzellierung sowie Saat beziehungsweise Pflanzung ein, er weiß um die Beschaffenheit des Bodens und die Standortverhältnisse. Verbraucher bekommen mit dem Selbsterntegarten die Möglichkeit zum „barrierefreien Einstieg“ ins Gärtnern, da die Pachtdauer im Gegensatz zu beispielsweise der Pacht eines Kleingartens in einer Kleingartenanlage wesentlich kürzer ist. Sie bekommen Unterstützung durch die Betreiber und können mit anderen Hobbygärtnern über den Anbau fachsimpeln. Nicht zuletzt bekommen sie ein Gefühl für die Kreisläufe in der Natur und eine Wertschätzung für Gemüse aus dem eigenen Anbau.
Seit den 1990er Jahren im Kommen
Die Idee des Selbsterntegartens stammt ursprünglich aus Wien. Dort gab es dieses Konzept schon in den 1980er Jahren. Nach Deutschland kamen die Selbsterntegärten dann zehn Jahre später. Heute gibt es in vielen deutschen Großstädten Projekte, die von Gärtnereien oder auch der Stadt getragen werden. Im ländlichen Raum haben auch einige Landwirte mit der Anlage von Selbsterntegärten begonnen. Vorreiter waren dabei Betriebe, die schon Erfahrung mit der Direktvermarktung hatten.
Lese-Tipp
Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) und das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) informieren in einer Broschüre über das Prinzip der Selbsterntegärten. Eine Pressemeldung und die Broschüre als Download gibt es >> hier.
 
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
  