Konsequente Feldhygiene vermindert Krankheitsdruck
Konsequente Feldhygiene vermindert Krankheitsdruck
Pflanzenreste zerkleinern und einarbeiten
In den vergangenen Jahrzehnten sind die Fruchtfolgen auf den Äckern immer enger geworden. Das macht die Hauptkulturen anfällig für Schädlinge und Krankheiten, die teilweise im Boden überwintern oder über nicht genügend abgebaute Pflanzenreste auf die nächste Frucht übertragen werden. Extremwetterlagen tun ihr Übriges, dass Pflanzen durch Dürre oder Überflutung gestresst sind. Um ihre Bestände gesund zu halten, führen Landwirte umfangreiche Bodenbearbeitungsmaßnahmen zur Feldhygiene durch.
Mit einer durchdachten Feldhygiene lassen sich Schädlinge eindämmen, Pflanzenschutzmittel einsparen und Resistenzen aufhalten oder zumindest verlangsamen. Das wissen Gartenbauer und Landwirte und richten ihre Bewirtschaftung danach aus. Es gilt, Schaderregern Einhalt zu gebieten, doch diese passen sich ständig an die sich verändernden Klimabedingungen an beziehungsweise es kommen neue Schaderreger dazu, weil sich das Klima ändert und beispielsweise die Winter wärmer werden. Es ist sozusagen ein Kopf-an-Kopf-Rennen wie bei Hase und Igel.
Vor- und Nachteile von Pflanzenresten
Eine Bodenbedeckung mit einem Mulch aus Pflanzenresten hat viele Vorteile: Sie schützt den Boden vor Austrocknung und Bodenabtrag, sprich Erosion durch Wind und Wasser. Andererseits birgt sie das Risiko einer Übertragung von Pflanzenkrankheiten. Wenn man Schaderreger eindämmen will, muss man dafür zunächst einmal wissen, welche vorhanden sind. Häufige Pilzkrankheiten sind Ährenfusarium, HDR/DTR oder Blattseptoria beim Weizen, die Phoma Wurzelhals- und Stängelfäule beim Raps oder die Turcicum-Blattfleckenkrankheit beim Mais. Um deren Infektionskreisläufe zu unterbrechen, müssen infektiöse Pflanzenrückstände so schnell wie möglich abgebaut werden.
Standort- und problemangepasste Feldhygiene
Feldhygiene bedeutet unter anderem, den Mikroorganismen das Futter „mundgerecht zu servieren“. So kommen viele Kombinationen aus Grubber, Egge, Striegel und Walzen mit und ohne Messer in der Stoppelbearbeitung und mechanischen Unkrautbekämpfung zum Einsatz. Oft diskutiert wird die Frage „Pflug ja oder nein?“ Ein Vorteil des Pflugs ist beispielsweise das „tiefe Vergraben“ von Unkrautsamen und aufgelaufenen Pflanzen, was der sofortigen mechanischen Unkrautbekämpfung dient oder auch durch „Frostgare“ eine gute krümelige Bodenstruktur für die Folgepflanze im nächsten Anbaujahr schafft.
Andererseits weiß man heute, dass das Bodenleben in der obersten Bodenschicht am aktivsten ist. Die Mikroorganismen zersetzen die Pflanzenrückstände und bilden unter anderem wertvollen Humus aus diesen. Dafür müssen sie aber zum einen genügend Zeit haben und zum anderen sollte die Bodenstruktur dafür nicht mehr als unbedingt nötig gestört werden. Je mehr die Pflanzenrückstände zerkleinert werden, umso mehr Angriffsfläche haben die Mikroorganismen wie Bakterien oder Pilze und andere abbauende Bodenlebewesen. Die natürlichen Feinde von Schadpilzen sind beispielsweise Milben, Springschwänze, Hundertfüßer, Amöben, Fadenwürmer, Asseln und auch viele Regenwürmer.
Weite Fruchtfolgen helfen bei der Feldhygiene
Ein weiterer Bestandteil einer guten Feldhygiene sind weite Fruchtfolgen. Sie unterbrechen die Infektionsketten und vermindern den Infektionsdruck durch Nahrungsentzug und -entzerrung. Erweiterte Fruchtfolgen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie zwischen Halmfrüchten wie Weizen, Gerste, Roggen, Hafer oder Körnermais und Blattfrüchten wie Silomais, Kartoffeln, Rüben, Raps und Hülsenfrüchten abwechseln und Winterungen (im Herbst ausgesäte Kulturen) und Sommerungen (im Sommer ausgesäte Kulturen) abwechseln. Auch die Sortenauswahl, Aussaat und Bestandsführung mit Düngung, Pflanzenschutz und Beregnung haben letztendlich einen Einfluss auf die Feldhygiene, da sie das Schaderreger-Spektrum beeinflussen.
Keine Samen und Erreger bei der Ernte verschleppen
Bei der Ernte muss darauf geachtet werden, dass durch den überbetrieblichen Maschineneinsatz keine Unkrautsamen oder bodenbürtige Erreger von Betrieb zu Betrieb geschleppt werden. Problematisch sind beispielsweise Unkrautsamen von Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Roggentrespe, die teilweise herbizidresistent sind. Deswegen müssen die Erntemaschinen sorgfältig mit Druckluft und/oder Hochdruckreiniger gereinigt werden, bevor sie auf das nächste Feld fahren. Auch bodenbürtige Schaderreger, wie zum Beispiel Rizomania bei Zuckerrüben, Kartoffelbakteriosen, Kohlhernie oder Zystennematoden, können mit Bodenbearbeitungsgeräten und Erntemaschinen weitergetragen werden.
Die richtige Maschine für den jeweiligen Zweck
Beim Einsatz der Maschinen achten Landwirte darauf, welche Maschine sich für welchen Zweck am besten eignet. Sollen die Ernterückstände maximal kleingeschnitten und zerkleinert werden oder reicht es aus, sie zu quetschen und anzureißen? Soll die obere Bodenschicht flach durchgearbeitet und durchlüftet werden oder ist das Hauptziel die tiefere Durchmischung des Bodens? Nicht zuletzt entscheiden auch Bodenfeuchte, Nachfolgekultur und Energiebedarf über die Wahl der Stoppel- und Bodenbearbeitungsgeräte. So zerkleinert etwa ein Schlegelmulcher die Pflanzenreste optimal, braucht aber auch durch das langsame Befahren des Ackers auch viel Zeit und fossile Energie und ist damit teurer als ein nicht zapfwellengetriebenes und nur gezogenes Gerät. Eine Kreiselegge durchmischt den Boden nur horizontal, während eine Scheibenegge auch vertikal mischt. Den Grubber gibt es als Grob- und Feingrubber, je nachdem wie lang die Zinken sind. Er lockert und krümelt den Boden, reißt Unkrautpflanzen heraus und arbeitet Pflanzenrückstände in den Boden ein.
Klimawandel verändert Anbau und Feldhygiene
Der Klimawandel hat einen großen Einfluss auf den Pflanzenbau, das Auftreten von Schaderregern und Krankheiten und damit auch auf Maßnahmen der Feldhygiene. Es werden sich in den kommenden Zeiten sowohl die Anbaumodelle als auch die Bestandsführung ändern. Pflanzenzüchter unternehmen schon seit einigen Jahren große Anstrengungen, trockenstressresistente oder -tolerante Sorten zu züchten. Die Wirtschaftlichkeit und Vermarktungsmöglichkeiten vorausgesetzt, sind wassergenügsame Früchte wie Soja, Linsen oder Kichererbsen in unseren Fruchtfolgen denkbar. Wenn es weiterhin milde Winter gibt , könnten auch „neue“ Anbauverfahren wie der Winterrübenanbau in unseren Breiten verstärkt Einzug halten, um die Niederschläge im Winter besser zu nutzen und den Trockenstress im Sommer zu verringern. Dies würde allerdings schossresistente Rübensorten bedingen. Landwirte werden – wie schon seit Jahrtausenden – den Anbau an ihre jeweilige Region und die dort vorherrschenden Bedingungen anpassen.