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Der Pflug wendet und mischt den Boden. Darüber gelangt Luft und Wärme in den Boden, was die Mikrobenaktivität verstärkt. Foto: Matthias Wiedenau
22.03.2022
Umwelt & Verbraucher

Wie Pflug, Grubber und Egge auf die Wasserqualität wirken können

Weltwassertag am 22. März 2022

Der Weltwassertag macht jedes Jahr am 22. März auf die Bedeutung von sauberem Wasser aufmerksam. Bei uns stehen dabei besonders dessen Nitratgehalt und in diesem Zusammenhang die Rolle der Landwirtschaft im Fokus. Deshalb muss die Stickstoffdüngung so bemessen werden, dass sie das Grundwasser nicht gefährdet. Die Bodenbearbeitung darf aber nicht außer Acht gelassen werden.

Magische Grenze 50 Milligramm

Beim Wasserschutz liegt die EU seit einigen Jahren mit Deutschland im Clinch. Der Grund: Deutsche Grundwassermessstellen weisen teilweise größere Nitratwerte auf als die 50 Milligramm, die in der Wasserrahmenrichtlinie als Grenzwert vorgegeben werden. Der Anteil der Überschreitungen war in den letzten Jahren höher als in den meisten anderen europäischen Ländern.

Auch wenn Kritiker des Wassermonitorings die nicht vergleichbaren Erhebungsmethoden in den Mitgliedsländern bemängeln, so wächst der Druck auf Deutschland. Um die Grundwasserqualität zu verbessern, haben die Bundesländer immer wieder ihre Düngeverordnungen verschärft. So müssen Landwirte in sogenannten nitratbelasteten Regionen ihre Düngung um 20 Prozent reduzieren, was beim Backweizen zu Qualitäts- und Ertragsverlusten führen kann.

Boden hat langes Gedächtnis

Ob die Maßnahmen im Hinblick auf die Wasserqualität Erfolg haben, wird oft erst nach mehreren Jahren sichtbar. So lange dauert es nämlich, bis der durch Regen ausgewaschene Nährstoff in den Trinkwasserbrunnen ankommt.

Landwirte düngen ihre Ackerkulturen mit etwa 100 bis 200 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr. Das ist eine kleine Menge, wenn man sie mit dem im Bodenhumus gespeicherten Stickstoff vergleicht. Rund 4500 Kilogramm befinden sich allein in den obersten 15 Zentimetern eines Ackerbodens. Über die Bodenbearbeitung zapfen Landwirte diesen Speicher an. Pflug, Egge oder Hacke befördern Luft und Wärme in den Boden. Dadurch werden Mikroben aktiv und wandeln einen Teil des gespeicherten Stickstoffs in eine pflanzenverfügbare Form um. In unseren Ackerböden liegt der Anteil bei bis zu 2 oder 3 Prozent pro Jahr. Also fast so viel, wie über die Düngung zugeführt wird. Im Einzelfall kann das nach dem Pflügen eine mittlere zweistellige Kilogramm-Menge pro Hektar sein.

Zeitpunkt und Intensität der Bodenbearbeitung entscheidend

Jede Form der Bodenbearbeitung regt also die Stickstofffreisetzung an. Je intensiver und tiefer die Maschinen arbeiten, desto höher ist das Gefährdungspotenzial. Problematisch sind Maßnahmen aber nur, wenn danach eine Phase folgt, in der auf der bearbeiteten Fläche über Monate keine Pflanzen wachsen. Oder wenn die Pflanzen den freigewordenen Dünger aufgrund eines geringen Bedarfs nicht verwerten können und gleichzeitig starke Niederschläge den pflanzenverfügbaren Dünger in Richtung Grundwasser spülen.

Kritisch ist also intensive Bodenbearbeitung vor allem im Herbst. Ein Beispiel ist das wiederholte Grubbern oder Eggen von abgeernteten Getreide- oder Rapsfeldern. Damit soll die Verunkrautung der Flächen verhindert werden. Um den dabei freigesetzten Stickstoff zu binden, bietet sich die Einsaat einer Zwischenfrucht an, die den wertvollen Stickstoff nach ihrer Zersetzung im Frühjahr an die nachfolgende Kultur weitergibt. Eine andere Möglichkeit besteht in einem gezielten einmaligen Herbizid-Einsatz. Der ersetzt mehrmaliges Grubbern, löst keine Stickstofffreisetzung aus und setzt zudem sehr viel weniger CO2 frei, weil der Traktor nur einmal ohne größeren Leistungsbedarf mit dem Pflanzenschutzgerät über das Feld fährt.

Gezielte Nährstoffmobilisierung, bedarfsgerechte Düngung

Landwirte wissen sehr genau, wie und wann sie welches Gerät zur Bodenbearbeitung einsetzen. Das Know-how und die Sachkunde bekommen sie in ihrer Ausbildung vermittelt. Über den Geräteeinsatz steuern sie die Stickstofffreisetzung und passen sie an den Bedarf ihrer Pflanzen an. So brauchen kalte und dichtlagernde Böden im Frühjahr vor der Maisaussaat eine intensivere Bodenbearbeitung. Zuckerrüben reagieren nach dem Hacken gegen Unkraut und der damit einhergehenden Nährstoffmobilisierung mit einem richtigen Wachstumssprung. Gezielte Bodenbearbeitung kann manch ein Kilogramm Dünger aus Güllefass oder Düngersack einsparen.

Wasserschutz liegt nicht nur aus Verantwortung für die Wasserqualität im Interesse der Landwirtschaft. Jedes Kilogramm Dünger, das ins Grundwasser eingewaschen wird, ist ein Kilogramm zu viel und kostet Geld und Ertrag. Das Ziel sollte aber auch nicht sein, die Düngung immer weiter zu reduzieren und einen möglichst hohen Anteil der erforderlichen Nährstoffe aus den Bodenvorräten zu mobilisieren. Damit würde der Boden auf Dauer auslaugen und die Erträge rapide schrumpfen. Das Ziel am Weltwassertag ist eine am Bedarf der Pflanze ausgerichtete Düngung.

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