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Larven der Kohlschotenmücke haben die Schoten stark geschädigt (rechts). Foto: agrar-press
17.07.2012
Umwelt & Verbraucher

Der Kohlschotenrüssler ist auf dem Vormarsch

Der an sich harmlose Käfer öffnet der gefährlichen Kohlschotenmücke Tür und Tor

Der Kohlschotenrüssler (Ceutorhynchus assimilis) gehört zur Familie der Rüsselkäfer Inzwischen ist er in ganz Europa verbreitet und hat sich zu einem bedeutenden Schädling im Rapsanbau entwickelt. Durch seine Fraßtätigkeit verletzt er die Rapsschoten und schafft damit auch eine Eiablagemöglichkeit für einen weiteren Rapsschädling, die Kohlschotenmücke.

Erst kommt der Käfer – dann die Mücke

Auch wenn die Fraßschäden, die zunächst die Käfer und später die Larven verursachen, als gering einzustufen sind, sollte der Kohlschotenrüssler unter Kontrolle gehalten werden. Denn ein weiterer Rapsschädling die weitaus gefährlichere Kohlschotenmücke ist für die Eiablage auf Schotenverletzungen, wie sie durch den Fraß des Kohlschotenrüsslers entstehen, angewiesen. Solange die Schoten weniger als einen Zentimeter lang sind, kann die Kohlschotenmücke ihre Eier eigenständig hineinlegen. Die Larven der Kohlschotenmücke sind äußerst gefräßig. Sie saugen an der Innenwand der Schoten und Samen. Die Schoten vergilben vorzeitig, schwellen an und verkrümmen sich häufig. Sie werden vorzeitig braun und springen auf, so dass die Körner herausfallen. Außerdem führt in die Schoten eindringendes Wasser zu Auswuchs und Fäulen. 

Unscheinbarer Helfershelfer

Der Kohlschotenrüssler ist ein zwischen 2,5 bis 3 Millimeter langer Käfer, der wegen seiner feinen Behaarung grau erscheint. Charakteristisch für das unscheinbare Insekt ist sein rüsselförmig verlängerter Kopf, dem er auch seinen Namen verdankt. Die Schienen und Tarsen sind schwarz gefärbt. Die Käfer fliegen zu Beginn der Rapsblüte in die Rapsbestände ein, der Hauptflug findet dann während der Vollblüte bei etwa 20 Grad Celsius statt. Denn Kohlschotenrüssler benötigen wärmere Temperaturen. Die Käfer ernähren sich von Blättern, Blüten und jungen Schoten. Dabei schädigen auch hier ausschließlich die in den Schoten fressenden Larven. Deutliche wirtschaftliche Schäden verursachen sie damit aber nicht.

Nur eine Generation

Erwachsene Käfer nutzen die Rapsblüte zur Arterhaltung. Sie fressen ein Loch in die sich streckenden Rapsschoten und legen dort einzeln ihre Eier ab (ein Ei pro Schote). Die bereits besetzten Schoten werden mit einem Sekret markiert, um eine weitere Belegung durch andere Weibchen zu verhindern. Die Larven schlüpfen und entwickeln sich in der Schote und wachsen dort auf eine Länge von vier bis fünf Millimetern heran. Das dauert 35 bis 40 Tage. In dieser Zeit frisst jede Larve zwei bis drei Samenanlagen aus. Danach verlässt die Larve die Schote, ohne dass diese platzt. Dadurch bleibt der Schaden geringer als bei der Kohlschotenmücke. Die Larve fällt zu Boden und verpuppt sich dort. Pro Jahr wird in diesem langsamen Rhythmus nur eine Generation gebildet. 

Bekämpfung mit Augenmaß

Man sieht den Kohlschotenrüssler am besten, wenn man sich dem Bestand langsam nähert. Die Tiere sitzen oben auf den Blüten, verkriechen sich jedoch rasch. Besser und vor allem  rechtzeitig lassen sich Befall, Flugaktivität und Flughöhepunkt mit Hilfe von Gelbfangschalen erfassen, die schon im Frühjahr vor Flugbeginn in Bestandeshöhe platziert werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Ermittlung der Anzahl der Käfer durch eine Klopf- oder Schüttelprobe. Dabei werden die Knospenstände über einer weißen Schale geschüttelt und die herabfallenden Käfer ausgezählt.

Bei der Bekämpfung des Kohlschotenrüsslers helfen Prognosemodelle und Schadschwellen. Findet sich nach Knospenbildung bis zur Vollblüte ein Käferje Pflanze, ist Vorsicht geboten. Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke müssen stets zusammen betrachtet werden. Tritt die Kohlschotenmücke auf, sinkt die Schadschwelle. Da eine wirksame Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln nur während der Blühphase möglich ist, sind alle gegen Rapsschädlinge zugelassenen Mittel bienenungefährlich.