Manche Neophyten machen sich im Pflanzenreich (zu) breit
Teure Neophyten
Allein um an deutschen Flussufern und Dämmen die Schäden durch Bisamratten und exotische Pflanzen wie Knöterich und Herkulesstaude zu beseitigen, werden jährlich 44 Millionen Euro ausgegeben, so die Europäische Kommission (2008). Weitere 32 Millionen Euro jährlich gehen nach Schätzungen des Bundesumweltamtes auf das Konto der Ambrosie, die bei Allergikern nicht nur Heuschnupfen, sondern auch schweres Asthma auslösen kann. Insgesamt werden die jährlichen Kosten durch die 20 wichtigsten gebietsfremden Tier- und Pflanzenarten auf über 150 Millionen Euro geschätzt. Sie entstehen in der Land- und Forstwirtschaft, aber auch in Gemeinden für die Instandhaltung von Straßen und Wegen, durch Ernteeinbußen und durch die Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln.
Die Wertschätzung für die Einwanderer ist uneinheitlich
Die einen freuen sich über zugewanderte Pflanzen, weil sie die Flora bereichern, die anderen befürchten eine Überfremdung der Pflanzengesellschaften. Ökosysteme verändern sich jedoch seit Jahrmillionen. Viele der Einwanderer werden längst als heimisch angesehen oder stehen mittlerweile sogar auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Bedenklich wird es, wenn sich Einwanderer zu invasiven Problempflanzen entwickeln, die andere Arten verdrängen, schützenswerte Lebensräume gefährden oder als Unkräuter wirtschaftliche Schäden anrichten. Zahlreiche Neophyten sind als Nahrungspflanzen nicht mehr wegzudenken: wie Tomaten, Kartoffeln oder Mais. Etwa die Hälfte der Neophyten in Deutschland wurde in bester Absicht eingeführt. Insgesamt 30 Prozent sind Zierpflanzen. Zu ihnen gehören 40 Pflanzenarten, die aus Sicht des Naturschutzes die biologische Vielfalt gefährden können.
Einschränkungen für beliebte Zierpflanzen und Gehölze
Für den Gartenbau und andere Pflanzenverwender gibt es Empfehlungen für den Umgang mit diesen invasiven Arten, etwa unter www.neophyten.de. Manche sollten aus den Sortimenten genommen werden. Andere, die aufgrund ihres hohen Zierwerts unverzichtbar sind, sollten mit Hinweisen auf Einschränkungen für die Anpflanzung versehen werden. Diese Einschränkungen beziehen sich auch auf Pflanzen, die eigentlich kaum aus den Gärten wegzudenken sind, wie beispielsweise die Kanadischen und Späten Goldruten, die ursprünglich aus Nordamerika kommen. Obwohl sie im blütenarmen Spätsommer zahlreichen Insekten Nahrung bieten, spricht einiges gegen sie. Auf Magerrasen verdrängen Goldruten auch Gräser und Kräuter, die auf der Roten Liste stehen. Mit ihnen weichen die darauf spezialisierten Tierarten, wie beispielsweise die Kleine Goldschrecke, die hohes Gras und Kräuter liebt und auch Wildbienenarten oder Sand-Laufkäfer.
Empfohlene Konsequenzen:
Auf die Goldruten verzichten, Samen nicht mehr verkaufen, im öffentlichen Grün und in der freien Landschaft nicht anpflanzen.
Auch der populäre Schmetterlingsstrauch Buddleja hat zwei Seiten: Mit langen violetten Blütenrispen und betörendem Duft ist er ein attraktives Futterangebot für Insekten im Garten. Aber der aus China stammende Strauch produziert sehr viele Samen, die vom Wind weit weg getragen werden, jahrelang keimfähig bleiben und sich auf Bahngeländen und Straßenrändern ungewollt und unkontrolliert verbreiten.
Empfohlene Konsequenzen:
Die abgeblühten Blütenstände vor der Samenreife abschneiden, Blütenstände und entfernte Pflanzen nicht kompostieren, sondern mit dem Abfall entsorgen. Wo sie unerwünscht sind, sollte man die Pflanzen mit Herbiziden oder durch Roden bekämpfen.
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