Altweibersommer: Bringt noch mal warme Temperaturen
Altweibersommer: Bringt noch mal warme Temperaturen
Auch Männer mögen den milden Frühherbst
Zugegeben, der „Indian Summer“ aus Nordamerika klingt schöner als unser deutscher Altweibersommer, doch steht die Farbenpracht unserer Bäume der in den USA und Kanada in nichts nach. Beide zeigen den Frühherbst von seiner schönsten Seite in Rot, Orange und Gelb in allen Schattierungen. Bei den milden Tagen werden unsere Lebensgeister noch einmal wach, bevor es in den trüben und regnerischen Spätherbst geht. Doch woher kommt der Begriff Altweibersommer eigentlich?
Sonnige, klare Tage mit milden Temperaturen, blauer Himmel und mit lauem Lüftchen, da macht das Rausgehen in die Natur noch einmal richtig Spaß. Auch wenn die Nächte schon sehr kühl sein können, die Tage sind jedenfalls noch - oder besser gesagt wieder - sommerlich warm. Zwischen Mitte September und Mitte Oktober kommt es in manchen Jahren zu diesem Wetterphänomen, das wir Altweibersommer nennen.
Weiben bedeutet Spinnennetze weben
Woher diese Schönwetterperiode im Herbst ihren Namen hat, ist nicht ganz geklärt, aber es gibt ein paar Erklärungsansätze. Der erste lautet, dass sich der Begriff auf das altdeutsche Wort „weiben“ zurückführen lässt. Weiben hat aber mitnichten etwas mit Weibern zu tun, sondern bedeutet das Knüpfen von Spinnenfäden beziehungsweise das Herstellen von Spinnennetzen. Mit dieser Erklärung lassen sich die herbstlichen Spinnweben, die im Morgentau silbrig hell glitzern, gut mit der Jahreszeit „verknüpfen“. Biologen kennen auch das „Balooning“, wenn sich einige Spinnenarten, wie zum Beispiel die Baldachinspinnen, an warmen und windstillen Frühherbsttagen kraftsparend mittels Flugfaden „durch die Gegend schwingen“, um neue Lebensräume zu erobern. Diese silbrig glänzenden Spinnenfäden wurden von den Christen früherer Jahrhunderte auch Marienfäden, Mariengarn oder Marienseide genannt, benannt nach dem Mantel der Gottesmutter Maria, den diese bei ihrer Himmelfahrt trug. Es gibt aber auch noch eine weitere, eher weltliche Erklärung für den Namen, nämlich die, dass im Schriftsprachlichen noch vor 200 Jahren das Jahr nur in Winter und Sommer geteilt war. Der Frühling war dann der „Junge Weibersommer“ und der Herbst der „Alte Weibersommer“.
Gerichtsklage wurde abgewiesen
Doch egal, woher der Begriff auch stammt, Tatsache ist, dass das Wort „Altweiber“ heute negativ belegt ist, und so hat eine im Jahr 1911 geborene Frau 1989 vor dem Landgericht in Darmstadt geklagt, weil sie sich durch die Verwendung des Begriffs durch den Deutschen Wetterdienst aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert fühlte. Sie führte aus, dass zum einen das Wort Weib schon seit langem herablassend und abfällig gebraucht würde und zum anderen, weil durch „altes Weib“ noch eine Spur mehr Herablassung gezeigt würde und zum Ausdruck bringe, dass dieses gar keine Frau mehr sei. Sie plädierte vor Gericht, dass der Begriff nicht wissenschaftlich fundiert sei und man die frühherbstliche Schönwetterperiode auch als Nach- oder Spätsommer bezeichnen könne. Der Deutsche Wetterdienst argumentierte, dass der Altweibersommer seit jeher im Deutschen verwendet werde und auch in der Meteorologie als Fachterminus gebraucht werde. Altweibersommer stehe dort für eine trockene und heitere Wetterlage, die durch einen hohen Luftdruck von den Azoren bis Südrussland entsteht. Das Festlandhoch bringt trockene Luft nach Mitteleuropa und die Tage sind warm, sonnig, windstill und klar. Die Wortherkunft sei auf Weiben/Spinnweben zurückzuführen und der Begriff mitnichten diskriminierend, weil mit dem Altweibersommer ja etwas Positives und Schönes verbunden sei. Das Gericht folgte dieser Argumentation und konnte keine Beleidigung oder Diskriminierung erkennen. Die Klage wurde abgewiesen.
Viele Bauernregeln bekannt
Der Altweibersommer gehört zu den Wettersingularitäten wie die Eisheiligen, die Hundstage oder die Schafskälte. Für die Menschen, die in den früheren Jahrhunderten lebten, waren die Konsequenzen von „gutem“ oder „schlechtem“ Wetter in der Region für die Aussaat und Ernte noch elementarer als heute, wo wir in einer globalisierten Welt leben. Das Wetter war sogar überlebenswichtig für die Ernährung der lokalen Bevölkerung. So gibt es einige Bauernregeln rund um den Altweibersommer:
- Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen.
- Der Altweibersommer tut nicht lange gut, und steht er auch in aller Heiligen Hut (1. November)
- Kommt der Michel (29. September) heiter und schön, wird’s vier Wochen weitergehen.
- Der heilige Sankt Leopold (15. November) ist dem Altweibersommer hold.
Allerdings ist zu beachten, dass der Kalender sich inzwischen verschoben hat. Die Bauern-Wetterregeln sind nämlich zur Zeit des julianischen Kalenders entstanden, während wir heute den gregorianischen Kalender nutzen.