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White Julius Kalami. Foto: CropLife International
24.10.2011
Schule & Wissen

Farmer-Portrait – eine Idee zieht Kreise

Malawi: Zusammenarbeit bei moderner Landwirtschaft bringt Nahrung und Wohlstand

Er ist einer der Pioniere der modernen Landwirtschaft in Malawi. White Julius Kalami aus dem Bezirk Balaka im südlichen Malawi nahe Mozambique hat sich jahrelang den Kopf darüber zerbrochen, wie er seine Familie ernähren soll. Heute haben ihm neue Anbaumethoden und innovative Betriebsmittel zu Wohlstand verholfen. Und weil Kalima sein Wissen nicht für sich behält, sondern an andere weitergibt, hat sich die Situation vieler Landwirte in seiner Gegend deutlich verbessert. So wie Kalima machen es viele: Die Errungenschaften der modernen Landwirtschaft ziehen Kreise und wirken sich positiv auf das ganze Land aus. In den vergangenen drei Jahren hat Malawi – nach Angaben der Weltbank – sogar einen Überschuss an Nahrungsmitteln produziert: eine wichtige Exporteinnahme in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Fast 90 Prozent der Bevölkerung von Malawi arbeitet in der Landwirtschaft. Mit einem Anteil von 80 Prozent an den malawischen Exporteinnahmen ist die Landwirtschaft das Rückgrat der Wirtschaft. Für ein Land, das mit Armut, Lebensmittelknappheit und niedrigem Bildungsniveau zu kämpfen hat, ist die steigende Produktivität landwirtschaftlicher Betriebe ein Weg, um seine gut 14 Millionen Menschen zu ernähren und die Lebensgrundlage der weitgehend ländlichen Gesellschaft sowie die eigene Handelsbilanz zu verbessern. 

"Früher habe ich mir immer große Sorgen gemacht, denn eine gute Ernte war alles andere als selbstverständlich", erzählt Kalima. „obwohl ich viel Geld in die Landwirtschaft gesteckt habe, war der Gewinn immer äußerst gering.“ Im Vergleich zu den meisten seiner Landsleute besitzt Kalima viel Land, auf dem er heute zahlreiche Kulturpflanzen anbaut, einschließlich Baumwolle und Mais. Aber Kalima erinnert sich noch gut daran, wie es früher war, bevor er sein Land mit neuen und effizienteren Anbaumethoden bestellte, bevor er dank neuer Anbaumethoden die Erosion der Böden verhindern konnte und bevor er sichere Pflanzenschutzmittel gegen die zahlreichen Schädlinge und für den Standort geeignetes Saatgut hatte. 

„Neben meiner Familie kann ich mich auch noch um fünf andere Familien kümmern.“ (White Julius Kalami)

Neue landwirtschaftliche Methoden haben ihm geholfen, die Produktivität seiner Farm zu erhöhen und Gewinne zu erwirtschaften. Heute kann er es sich leisten, seine Kinder zur Schule zu schicken. „Ich bin gesund, meine Familie ist gesund, wir haben genug zu essen. Und zusätzlich zu meiner eigenen Familie kann ich mich auch noch um fünf andere Familien kümmern" berichtet er. 

Eine intensive Beratung war entscheidend für den Erfolg von Kalima. „Die Mitarbeiter der landwirtschaftlichen Beratung haben uns bessere Anbaumethoden beigebracht und uns mit Hybrid-Saatgut versorgt. Dieses Saatgut bringt wesentlich höhere Ernteerträge und damit gute Gewinne", freut sich Kalima. Deshalb verwendet er heute nur noch das neue Saatgut und greift nicht auf selbst erzeugtes Saatgut zurück. "Das neue Saatgut ist viel hochwertiger“, betont Kalima, da es, einmal gesät, hervorragend anwachse. Bei schlechterer Saatgutqualität müsse man oft nachsäen, weil die Saat nicht anwachse. 

Zur Steigerung der Produktivität auf Kalimas Farm haben auch Pflanzenschutzmittel entscheidend beigetragen. Denn wirksamere und weniger gesundheitsschädliche Produkte machen die Schädlingsbekämpfung effektiver und sicherer. Vor allem beim Baumwollanbau ist die Bekämpfung von Baumwollkapselbohrern und Blattläusen wichtig. „Ich verwende auch Herbizide. Alles sauber, kein Unkraut“, erklärt Kalima mit Blick auf seine Baumwollfelder. Bessere Ernteerträge erreicht er nicht zuletzt durch Blattdüngemittel, die die Pflanzen mit den dringend benötigten Nährstoffen versorgen, was besonders in der Mitte der Vegetationsperiode wichtig ist. „Durch den Dünger werden die Pflanzen sogar noch höher”, sagt Kalima stolz. „Beim nächsten Mal werden Sie mich gar nicht mehr zwischen den Pflanzen sehen können.“ 

„Ich wünschte, ich hätte einen Traktor oder eine kleine Maschine, die mir beim Pflügen hilft.“

Kalima weiß die Innovationen zu schätzen, mit deren Hilfe er die Pflanzen schützen und die Ernteerträge erhöhen kann. Dennoch, etwas Wichtiges fehlt ihm, wenn er den nächsten Sprung zu noch mehr Produktivität schaffen will. „Ich wünschte, ich hätte einen Traktor oder eine kleine Maschine, die mir beim Pflügen hilft“, sagt er. „Mit meinen Ochsen komme ich da nicht weit. Die sind schnell erschöpft – große Gebiete kann ich so leider nicht bearbeiten.“ Mit einem Traktor könnte Kalima viermal so viel Land pflügen und auch andere Landwirte in seiner Gegend könnten von solch einer Zugmaschine profitieren. 

Nachhaltige Landwirtschaft ist erfolgreich

Kalima hat gelernt, wie wichtig Schutz und Erhalt der Umwelt ist. Seine Art der Landwirtschaft trägt dazu bei, dass auch künftige Generationen malawischer Landwirte erfolgreich sein können. Er sorgt dafür, dass auf seinem Land kein Wasser verschwendet wird. Er pflanzt Bäume in der Nähe von Wasserstellen, und er hat sogar einen eigenen Wald. Als Vorsitzender einer regionalen Gruppe von Landwirten ist Kalima für viele ein Vorbild. „Meine Kinder, meine Familie, ja die ganze Gemeinde lernen die Methoden kennen, die ich anwende. Wie man die Böden und die Umwelt schützt und wie man Wasser spart“, sagt er.

Hinweis: Dieser Beitrag ist die deutsche Übersetzung einer Reportage von CropLife International.

Kurz notiert:     

Malawi

Das Land grenzt an Tansania, Mosambik und Sambia. Gut 14 Millionen Menschen leben auf einer Fläche von knapp 2000 Quadratkilometern. 20 Prozent dieser Fläche ist Ackerland. 90 Prozent der Bevölkerung ist im Agrarsektor beschäftigt. Angebaut werden Mais, Maniok, Hülsenfrüchte, Tee, Tabak, Erdnüsse, Baumwolle und Reis. Exportiert wird hauptsächlich Tabak, gefolgt von Tee und Zuckerrohr.