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Nacktschnecken an Schneckenkorn Quelle: Bayer CropScience
09.01.2007
Haus & Garten

So trotzen Schädlinge dem Winter

Wie Schnecken, Blattläuse und Borkenkäfer überwintern

Wenn die Pflanzen Winterruhe halten, sind die meisten ihrer Schädlinge unsichtbar. Wo stecken sie und was tun sie im Winter? Tief in der Erde warten Schnecken und einige Käferarten mit ihren gefräßigen Larven auf den Frühling. Unter den meist eher kälteempfindlichen Blattläusen gibt es Frostspezialisten, die minus 18 Grad überstehen. Der Borkenkäfernachwuchs schützt sich im Holz und in der Rinde von Bäumen vor der Kälte.

Frostige Temperaturen versetzen Feld und Flur in Winterruhe: Die Pflanzen stellen ihr Wachstum ein und ihre Schädlinge sind spurlos verschwunden. Im Frühjahr sind sie wieder da, im Garten, auf den Feldern und im Wald. Wo haben sie die kalten Monate verbracht?

Schnecken gehen untertage

Nacktschnecken richten im Garten und in der Landwirtschaft große Schäden an. Besonders gefürchtet sind die Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticularum), eine gelblich braune bis zu fünf Zentimeter lange Spezies mit einer netzartigen Zeichnung, die bis zu zwölf Zentimeter lange Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus) mit ihrer auffallend orange bis rotbraunen Färbung und die kleine, dunkelgrau bis Schwarze Gartenwegschnecke (Arion hortensis). Alle drei Arten überwintern als ausgewachsene Schnecken im Boden und verkriechen sich vor der Kälte in die Tiefe. Dabei nutzen sie Gänge und Löcher anderer Bodenbewohner sowie Hohlräume, die zum Beispiel im Garten durch tiefes Umgraben oder auf dem Feld durch das Pflügen entstehen können. Sogar Weinbergschnecken mit Schneckenhaus können bis zu zwei Meter tief in den Boden eindringen.

Im Notfall hilft Schneckenkorn

Werden die Temperaturen milder, kehren die Schnecken wieder in die oberen Bodenschichten zurück. Gerade bei auflaufendem Getreide oder anderen Jungpflanzen kann ihr Appetit zu Totalverlusten führen. Die Landwirte walzen deshalb ihre Äcker, um die Löcher im Boden zu schließen und dadurch den gefräßigen Gästen die Rückkehr an die Oberfläche zu erschweren. Werden die Weichtiere zu zahlreich, muss allerdings Schneckenkorn eingesetzt werden. Bis zu 5 000 Exemplare pro Quadratmeter wurden bei Feldversuchen schon gezählt.

Überlebenskünstler Blattläuse

Blattläuse überwintern als Eigelege, Larve oder in Form ausgewachsener Jungfern oder Virgines. Letztere können sich, sobald die Temperaturen wieder steigen, ohne Paarung vermehren. Grundsätzlich gilt: Je tiefer die Temperaturen sinken, desto weniger Blattläuse überstehen die kalte Zeit. Allerdings gibt es unter ihnen auch Kälteexperten, die Minustemperaturen bis zu 18 Grad Celsius verkraften. Die Gelege sind viel unempfindlicher als ausgewachsene Blattläuse. Eier der Fichtenröhrenlaus können Minustemperaturen bis zu 60 Grad und damit sibirischen Verhältnissen trotzen.

Rosen als Winterquartier

Die Bleiche Getreideblattlaus (Metopolophium dirhodum), die sich während der Vegetationsperiode vom Saft wilder und kultivierter Grasarten und Getreidepflanzen ernährt, überwintert als Gelege auf Rosenholz. Im Spätherbst sucht die letzte, geflügelte Läusegeneration Wildrosen oder kultivierte Rosen auf und legt ihre Eier an die verholzten Triebe.
Andere Arten haben auch andere Winterquartiere: So überwintert die Große Getreideblattlaus (Sitobion avenae) zum Beispiel auf Gräsern, die Grüne Pfirsichblattlaus (Mycus persicae) vorzugsweise auf Pfirsichbäumen und die Haferblattlaus (Rhopalosiphum padi) auf der Traubenkirsche.

Bäume schützen den Borkenkäfer

Borkenkäfer brüten im Holz und in der Rinde von Laub- und Nadelbäumen und können die Bäume so stark schädigen, dass diese absterben.

Besonders gefürchtete Borkenkäferarten sind der Buchdrucker (Ips typographus) und der Kupferstecher (Pityogenes chalcographus). Bei beiden Arten überwintern alle Entwicklungsstadien: die Eier, Larven, Puppen und die ausgewachsenen Käfer. Eier und junge Larven sind besonders kälteempfindlich und sterben ab, wenn das Thermometer für mehrere Tage unter minus 10 Grad Celsius fällt. Die älteren Larven, Puppen und ausgewachsenen Tiere können dagegen auch längere Kälteperioden überstehen. Aus der Sicht der Forstwirtschaft und der Waldbesitzer sind kühle und nasse Winter günstig: Feuchtigkeit fördert das Wachstum von Schimmelpilzen und ein Befall mit Pilzen lässt die Käfer absterben.

Erst Mitte bis Ende April verlassen die Borkenkäfer für ihren Hochzeitsflug die Winterquartiere. Je milder und trockener der Winter, desto gefährlicher wird der Sommer für die Bäume.

Käferquartiere im Boden

Ausgewachsene Borkenkäfer überwintern zum Teil auch in der Bodenstreu. Warum sie das Bodenquartier wählen, ist unbekannt. Weitere Bodenüberwinterer sind zum Beispiel der Rapsglanzkäfer (Meligethes aeneus), der bedeutendste Schädling im Rapsanbau und der Saatschnellkäfer (Agriotes lineatus).
Die Larven des Saatschnellkäfers werden Drahtwürmer genannt und fressen die Wurzeln von Getreide, Mais, Zuckerrüben und anderen Pflanzen ab.