08.11.2024

Wilder Wein

Bunte Herbstpracht an der Hausmauer

Tiefes Karminrot, flammendes Rot-Orange, goldenes Gelb – der Wilde Wein ist eine wahre Farbenpracht im Herbst. Wilder Wein verschönert als schnell wachsende und pflegeleichte Kletterpflanze viele Fassaden von Häusern oder Scheunen. Mit kurzen Ranken und kleinen Haftscheiben hält er sich am Mauerwerk oder an einem Klettergerüst fest und klettert nach oben.

„Zaubern Sie ein Feuerwerk an Farben in Ihren Garten!“ – So wird Wilder Wein in manchem Gartenkatalog oder auf Webseiten von Baumschulen angepriesen. Doch was ist Wilder Wein eigentlich? Kann man aus seinen Trauben auch Wein herstellen? Genau genommen muss erst einmal definiert werden, von welchem Wilden Wein geredet wird. Es ist ein Sammelbegriff, der für mehrere Pflanzen verwendet wird: Die Wilde Weinrebe oder der Echte Wilde Wein (Vitis vinifera subsp. Sylvestris) ist die Wildform der Weinrebe. Wird  aber von der Kletterpflanze zur Fassadenbegrünung gesprochen, ist zumeist die Jungfernrebe in den drei Arten Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata), Selbstkletternde Jungfernrebe (Parthenocissus quinquefolia) oder Gewöhnliche Jungfernrebe (Parthenocissus inserta) gemeint. Sie werden von Gartengestaltern eingesetzt, um Fassaden, Pergolen, Rankgerüste, Spaliere zu begrünen beziehungsweise im Herbst bunt zu machen oder gern auch als Sichtschutz am Zaun gepflanzt.

Ausdauernder Kletterer aus Nordamerika

Die Jungfernrebe hat mehr als zehn Arten und gehört zur Familie der Weinrebengewächse. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika und Asien. Manche Gärtner betrachten sie als Neophyt und als invasive Art, die einheimische Arten verdrängt, und empfehlen deshalb Efeu oder Geißblatt zur Fassadenbegrünung. Die grünen Blätter der Jungfernrebe oder des Wilden Weins bilden im Sommer dichtes Laub, das bei starker Sonneneinstrahlung für eine Kühlung und Temperierung des Hauses sorgt. Die Blüten sind eher unscheinbar, aber reich an Nektar. Daher sind sie eine gute Bienenweide. Aus ihnen wachsen kleine schwarze Beeren. Diese sind für Menschen aufgrund der Oxalsäure sehr sauer und ungenießbar.

Nichtsdestotrotz wurde die Jungfernrebe von den amerikanischen Ureinwohnern als Naturheilmittel gegen Durchfall angewendet und sie soll auch harntreibend sein. Auf keinen Fall dürfen aber Kleinkinder von den schwarzen Beeren naschen. Für diese sind sie giftig. Bei Gartenvögeln finden die Beeren der Jungfernrebe dagegen durchaus Anklang. Nach der Farbenexplosion im Oktober wirft die Jungfernrebe ihre Blätter ab. 

Wilder Wein im Garten 

Es gibt keinen bestimmten Pflanzzeitpunkt für Wilden Wein, er kann das ganze Jahr über gepflanzt werden. Die tiefwurzelnde Kletterpflanze wächst sehr schnell und erklimmt das Mauerwerk oder die Pergola selbstständig. Junge Pflanzen können auch mit einer Schnur erst einmal hochgebunden werden, um eine Richtung vorzugeben. Gepflanzt werden kann der Wilde Wein sowohl in einem großen Pflanzgefäß als auch direkt in den Boden. Wilder Wein im Kübel muss allerdings regelmäßig gegossen werden. Ob schattig, halbschattig oder sonnig, der robuste Kletterer gedeiht überall. Je sonniger der Standort, umso bunter die Herbstfarben. Wilder Wein verträgt nahezu jeden Boden, bevorzugt aber nährstoffreichen und durchlässigen Boden. Staunässe mag er gar nicht. Regen reicht oft aus. Im Frühjahr dankt die Kletterpflanze eine Kompostgabe mit gutem Wuchs.

Auch beim Zurückschneiden verzeiht Wilder Wein fast alles und kommt selbst bei einem radikalen Rückschnitt immer wieder nach. Er lässt sich auch gut über Stecklinge vermehren. Wilder Wein ist zwar als ältere Pflanze winterhart und verträgt auch Frost, er ist aber nicht wintergrün. An Krankheiten ist beispielsweise die Verticilliumwelke zu nennen und bei den Schädlingen sind es vor allem Wollläuse, die sich an Wildem Wein gütlich tun. Unterirdische Feinde sind Wühlmäuse. Sie fressen die weichen, fleischigen Wurzeln des Wilden Weins.

Tipps für Hausbesitzer

Die dichte Begrünung mit Wildem Wein ermöglicht vielen Singvögeln den geschützten Nestbau, denn Katzen kommen an den Hausfassaden im Gegensatz zu Nestern auf Bäumen nicht hoch. Einmal gepflanzt, erklimmt Wilder Wein sogar Gebäude bis zu 15 Meter. Obwohl der Wilde Wein im Gegensatz zu beispielsweise Efeu wenig Schäden an der Fassade hinterlässt, sollte trotzdem keine Kletterpflanze an einer vorgeschädigten Wand gepflanzt werden. Es sollte auch am besten ein Abstand zu Dachplatten und Dachrinnen eingehalten werden, damit diese nicht verstopfen. Als Tiefwurzler kann der Wilde Wein auch schon mal Probleme bei Abflussrohren verursachen, die aus der Kellerwand kommen oder an dieser entlanglaufen.

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