Ob Bananenchips als Snack, getrocknete Apfelringe im Müsli oder Datteln im Speckmantel – dass Trockenobst eine kulinarische Bereicherung ist, steht außer Frage. Doch ist die süße und aromatische Leckerei ein guter Ersatz für frisches Obst?
Konservierungsmethode wird seit mehr als 5000 Jahren angewendet
Unter Trockenobst versteht man Früchte, die zur Konservierung auf eine Restfeuchtigkeit von rund 15 bis 25 Prozent heruntergetrocknet werden. Besonders beliebt sind neben Äpfeln, Pflaumen und Aprikosen vor allem Rosinen, Cranberrys, Feigen, Datteln und Bananen. Die Erzeugnisse werden auch als Trockenfrüchte oder Dörrobst bezeichnet.
Lange Geschichte
Trockenobst ist keine Erfindung unserer Zeit. Schon vor über 5000 Jahren wurden Datteln in Mesopotamien, das sich überwiegend auf dem Gebiet des heutigen Iraks und Syriens ausdehnte, durch Trocknen an der Luft konserviert. Der Entzug des Wassers und die gleichzeitige Zuckeranreicherung hemmen die Entwicklung von Bakterien und Pilzen, wie zum Beispiel von Hefen. Eine große Bedeutung erlangten im Orient auch getrocknete Feigen. Man findet sie unter anderem als Beilage in ägyptischen Gräbern. Aus dem asiatischen Bereich gelangten getrocknete Pflaumen, Aprikosen und Pfirsiche nach Westen. Im antiken Griechenland und Italien waren sie aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen verbreitet. Trockenobst war in früheren Zeiten aIs Energie- und Vitaminquelle für Wüstendurchquerungen, lange Seefahrten oder für die Zeit zwischen den Obsternten gefragt.
Heute überwiegt Genussaspekt
Weil heute verschiedene Konservierungsverfahren, schnelle Transportmöglichkeiten oder eine große Vielfalt an Alternativen verfügbar sind, ist man nicht mehr auf Trockenobst angewiesen. Stattdessen steht beim Verzehr der Genussaspekt im Vordergrund. Neben Zucker reichern sich während des Trocknungsprozesses nämlich auch alle anderen Inhaltsstoffe an. Aus 1 Kilogramm Äpfeln werden 100 Gramm Apfelringe. Bei Aprikosen liegt das Verhältnis bei 6 zu 1, bei Pflaumen beträgt es 3 zu 1. Vor allem die hochkonzentrierten Fruchtzucker und Aromastoffe verstärken den ursprünglichen Geschmack des Frischobstes.
Nutri-Score im mittleren Bereich
Wer aber Genuss ohne Reue will, sollte bedenken, dass der Fruchtzuckergehalt auf 60 bis 70 Prozent steigen kann. Damit ist Trockenobst eine Energiebombe. Es wird deshalb in der Nutri-Score-Skala überwiegend „nur“ mit C eingestuft, während Frischobst meistens bei A liegt. A bezeichnet die günstigste Nährstoffzusammensetzung, E die ungünstigste. Die große Menge Fruchtzucker (Fruktose) ist in Kombination mit den ebenfalls enthaltenen Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen zwar positiver zu bewerten als Zucker aus Süßigkeiten. Aber auch hier kommt es auf das richtige Maß an. So rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung dazu, maximal eine von den fünf empfohlenen Portionen Obst und Gemüse pro Tag durch eine kleine Handvoll Trockenobst, also rund 25 Gramm, zu ersetzen. Im Durchschnitt aller Verbraucher wird dieser Wert deutlich unterboten. Der Jahres-Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland lag 2022/2023 bei lediglich 1,4 Kilogramm (Quelle: BMEL).
Zuckerkranke, Asthmatiker und Allergiker müssen vorsichtig sein
Für gesunde Menschen ist Trockenobst in Maßen eine hervorragende Vitamin-, Mineralstoff- und Ballaststoffquelle. Selbst wenn bei der Trocknung mit Temperaturen deutlich über 40 Grad Celsius unter anderem der Vitamin C-Gehalt abnimmt. Sparsam mit Frisch- und vor allem Trockenobst sollten Menschen mit Diabetes mellitus umgehen. Datteln, Weintrauben, Ananas oder Bananen enthalten besonders viel Fruchtzucker. Im Gegensatz dazu treiben Beerenfrüchte oder Orangen den Blutzuckerspiegel weniger stark in die Höhe. Wer unter Fruktoseintoleranz oder Gicht leidet, sollte komplett auf Trockenfrüchte verzichten.
Um trotz der hohen Zuckergehalte die Konservierung weiter zu verbessern, wird Trockenobst je nach Anbieter mit Schwefel behandelt. Das muss auf der Verpackung mit der Zusatzstoffangabe E220 vermerkt werden. Der Schwefel hat den Nebeneffekt, dass die Ware ihre natürliche Farbe behält. Außerdem nimmt sie einen leicht säuerlichen, aber durchaus angenehmen Geschmack an. Manche Asthmatiker und Allergiker reagieren mit Anfällen beziehungsweise Kopfweh oder Übelkeit auf den Zusatzstoff. Daher sollten sie vorsichtshalber nicht zu geschwefelten Produkten greifen.
Trockenobst aus eigener Produktion
Wer selbst Obst dörren möchte, kann dies im Backofen tun. Dazu muss das Obst in dünne Scheiben oder kleine Stücke geschnitten werden. Dann wird es auf Backpapier gelegt und mit 50 bis 60 Grad bei geöffneter Backofentür getrocknet. Apfelringe sind fertig, wenn sie eine elastische, lederartige und bei Druck nachgebende Struktur aufweisen. Für diejenigen, die daran Gefallen finden, bietet sich die Anschaffung eines kleinen Dörrautomaten an. In luftdichten Verpackungen in kühlen Lagerräumen hält sich Trockenobst mehrere Monate bis über ein Jahr. Verdorbene Ware ist direkt am alkoholischen oder essigsauren Geschmack erkennbar.
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