Quecke: hartnäckig im Garten und auf dem Acker
Wenn nichts gegen die Quecke unternommen wird, spielt sie ihre hohe Konkurrenzkraft aus. Auf diesem Foto hat sie einen Getreidebestand überwuchert. Foto: iStock
Quecke: hartnäckig im Garten und auf dem Acker
Wenn nichts gegen die Quecke unternommen wird, spielt sie ihre hohe Konkurrenzkraft aus. Auf diesem Foto hat sie einen Getreidebestand überwuchert. Foto: iStock
Eine Liga mit Giersch, Efeu oder Kratzdisteln
Die unscheinbare Quecke zählt zu den bekanntesten und gleichzeitig hartnäckigsten Unkräutern in Gärten und auf Äckern. Wenn sie einmal eingewandert ist, dann braucht es viel Mühe und Geduld, um sie wieder loszuwerden. Was ihr im Vergleich zu harmloseren Unkräutern den entscheidenden Vorteil verschafft, sind ihre Rhizome.
Rhizome machen nahezu immun gegenüber Hacken
Rhizome sind unterirdisch wachsende Sproßachsen, die sich bewurzeln und Reservestoffe einlagern. Die langen Rhizomausläufer der Quecke wachsen bis zu 1 Meter pro Jahr, bilden zahlreiche Tochterpflanzen und tragen so neben den Samen der Pflanzen zur Verbreitung bei. Wird der oberirdische Teil der Pflanze weggehackt, treibt die Quecke aus den weißen Rhizomen erneut aus. Wenn die Rhizome zum Beispiel durch die Bearbeitung des Bodens geteilt werden, kann auch aus wenige Zentimeter langen Stücken eine neue Pflanze wachsen.
Die Quecke ist damit in bester Gesellschaft mit anderen rhizombildenden Pflanzen. Dazu zählen Giersch, Efeu, Schachtelhalm, Bambus, Adlerfarn oder Kratzdistel. Alles Arten, die bei Hobbygärtnern für Alarmstufe Rot sorgen, sind sie doch kaum in ihrem Ausbreitungsdrang zu bremsen. Ihren Namen verdankt die Quecke ihrer Regenerationsfähigkeit. Der stammt aus Althochdeutschen und bedeutet so viel wie lebendig, zäh oder langlebig. Dass aber nicht alle Pflanzen mit Rhizomen Unkräuter sind, zeigen Spargel, Ingwer oder Rhododendron.
Die oberirdische Quecke ist ein eher unscheinbares Gras. Die Blätter sind bis zu 5 Millimeter breit. Wenn sie nicht vorher abgemäht oder weggehackt wird, wächst sie 20 bis 150 Zentimeter hoch. Die Ähre an der Stängelspitze weist ein charakteristisches Merkmal auf. Die Ährchen sitzen mit der Breitseite an der Spindel. Damit kann die Quecke gut vom ansonsten ähnlichen Englischen Raygras unterschieden werden, deren Ährchen mit der Schmalseite angeordnet sind. Die Samen bleiben bis zu zehn Jahre im Boden keimfähig.
Nützliche Eigenschaften
Auch wenn die Quecke Gärtnern und Landwirten heute Sorgenfalten auf die Stirn treibt, so hat sie auch nützliche Eigenschaften. Ihre Rhizome sind nämlich reich an Kohlenhydraten, sodass aus ihnen Sirup, Alkohol oder Kaffeeersatz gewonnen werden kann. Junge Ausläufer eignen sich für Salate und Suppen. Sie wurde vor allem in Notzeiten in Mittel- und Osteuropa als Nahrungspflanze genutzt. In der Volksmedizin wird sie als leicht harntreibendes Mittel unter anderem bei Blasen- und Harnwegsentzündungen eingesetzt. Darüber hinaus dienen die Ausläufer als Viehfutter. Die an der Nordseeküste beheimatete Binsenquecke stabilisiert als Pionierpflanze ähnlich wie Strandhafer lockeren Sandboden und schützt ihn vor Erosion.
Standort und Herkunft
Die Quecke (Elymus repens) war ursprünglich eine mitteleuropäische Pflanze, die mittlerweile in vielen Regionen der Nordhalbkugel zu finden ist. Sie fühlt sich auf den meisten Böden sowie an kühleren und wärmeren Standorten wohl. Sie benötigt jedoch Sonne und reagiert ausgesprochen positiv auf Stickstoff.
Wieso Nulltoleranz gegenüber Quecken?
Passen die Standortvoraussetzungen, haben Quecken eine große Konkurrenzkraft. Mit ihren Ausläufern drängen sie Kulturpflanzen Stück für Stück zurück. Eine Besonderheit ihrer Wurzeln besteht darin, dass sie ein Pflanzengift ausscheiden. Damit hemmen sie zusätzlich das Wachstum anderer Pflanzen. Tritt die Quecke in Massen auf, kann sie die Erntearbeiten auf landwirtschaftlichen Flächen erschweren. Dort richtet sie weiteren Schaden an, weil sie eine Wirtspflanze für Getreidekrankheiten wie Halmbruch, Schwarzrost, Schwarzbeinigkeit und Mutterkorn ist.
Mühsame Bekämpfung im Garten und Rasen
Breitet sich das Gras im Garten aus, ist queckenähnliche Beharrlichkeit gefragt. Zwar kann man die Pflanze durch regelmäßiges Hacken auf Dauer schwächen. Aber die Wurzel des Übels sind die waagegerecht im Boden wachsenden Ausläufer. Die sollten nach Möglichkeit mit einer Grabegabel an die Oberfläche befördert werden. Dort trocknen sie aus und sind nachher unschädlich. Weil wahrscheinlich nicht alle Ausläufer beim ersten Mal erwischt werden, muss die Arbeit nach dem Wiederaustrieb wiederholt werden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Beetfläche mit Pappe abzudecken. Ohne Licht kann auch der unterirdische Teil Pflanze auf Dauer nicht überleben. Diese Bekämpfungsmethode nimmt jedoch viele Monate in Anspruch.
Im Rasen fallen einzelne Quecken zunächst nicht auf. Wenn sie jedoch in Büscheln auftritt, wirkt ein ansonsten gepflegter Zierrasen durch die abweichende Farbe und das unterschiedliche Wachstum unruhig. Einzelne Areale mit Queckenbewuchs sollten flach mit einem Spaten abgetragen und das Unkraut und die darunter liegenden Ausläufer von Hand herausgezogen werden. Der Boden darunter muss anschließend mit der Grabegabel nach weiteren Ausläufern abgesucht werden. Abschließend werden die vom Unkraut befreiten Grassoden wieder eingesetzt. Vorbeugend sollte die Konkurrenzkraft der Zierrasengräser durch optimale Schnittintensität und bedarfsgerechte Düngung gestärkt werden.
Landwirtschaft: Zugelassene Herbizide sind Teil der Lösung
In der Landwirtschaft ist Queckenbewuchs häufig eine Folge mehrjähriger Minimalbodenbearbeitung oder von Flächenstilllegungen. Wenn Maschinen ohne Säuberung von Feld zu Feld fahren, verbreiten sie die Ausläufer ebenfalls. Weil Arbeitsgänge meistens an den Feldgrenzen beginnen, startet von dort auch die flächenhafte Ausdehnung. Bei geringem Queckenbesatz reicht es, die Ränder mehrfach zu grubbern. So werden die Ausläufer wiederholt zerrissen und die Pflanzen geschwächt. Die im Anschluss gesäten Nahrungs- oder Gründüngungspflanzen sollten den Boden bestmöglich beschatten, um die Vitalität des Unkrauts weiter zu verringern.
Neben den ackerbaulichen Maßnahmen setzen Landwirte verschiedene Herbizide gegen das Unkraut ein. Ein günstiger Zeitpunkt liegt nach der Ernte der Hauptkultur. Das Unkraut muss aber ausreichend Blattmasse gebildet haben, damit eine genügend große Wirkstoffmenge eines zugelassenen Totalherbizids aufgenommen wird. Selektive Wirkstoffe, die im verunkrauteten Kulturpflanzenbestand angewendet werden können, haben bestenfalls eine bremsende Wirkung.