Schon ab Ende April könnte mit der Gartenmelde frisches regionales Gemüse auf den Tisch kommen. Doch nur wenige kennen die wohlschmeckende Pflanze, die schon lange aus den Gärten verschwunden ist. Stattdessen hat sie als hartnäckiges Unkraut im Ackerbau einen zweifelhaften Ruf.
Ist außerdem Salat-, Färber-, Zier- und Heilpflanze
Wissenswert
Wenn botanisch interessierte Verbraucher, Gärtner oder Landwirte das Wort Melde hören, denken sie zunächst an Unkraut. Die Spreizende Melde, auch Gemeine Melde genannt, ist in Gemüse- und Hackfrüchten wie Zuckerrüben, Kartoffeln oder Mais weitverbreitet. Durch ihre Konkurrenzfähigkeit kann sie empfindliche Ertragseinbußen verursachen. Dass Unkrautpflanzen aber auch in der Küche eine gute Figur machen können, ist nicht ungewöhnlich. Die Gartenmelde, eine andere Art aus der Melden-Gattung, befindet sich damit in guter Gesellschaft mit Löwenzahn, Giersch oder Brennnessel. Wild im Garten wachsende junge Melde muss also nicht unbedingt herausgerissen und über den Bioabfall entsorgt werden.
Unsere Vorfahren schätzten die Pflanze als Salat- und Gemüselieferant. Das änderte sich, als ab etwa 1200 der ähnlich schmeckende Spinat in Mitteleuropa immer populärer wurde. Nach und nach drängte er die Gartenmelde zurück. Dabei hat sie durchaus Argumente auf ihrer Seite. So bildet sie bezogen auf die Fläche mehr Blätter. Zudem ist ihr Oxalsäuregehalt niedriger als der im Spinat. Die Säure verringert die Aufnahme wichtiger Mineralstoffe wie Calcium, Eisen und Magnesium und kann die Bildung von Gallensteinen fördern. In den Blättern älterer Gartenmelde steigt der Gehalt jedoch an. Für gesunde Menschen ist der gelegentliche Verzehr trotzdem ohne Bedenken möglich. Um die Konzentration aber zu verringern und die Blätter bekömmlicher zu machen, sollten sie kurz blanchiert werden. Dann lassen sie sich sehr gut zu Gemüse, Suppen oder Füllungen, wie zum Beispiel für Ravioli, weiterverarbeiten. Bei ganz jungen Blättern ist das nicht erforderlich. Sie eignen sich sehr gut als Salat. Gartenmelde zeichnet sich durch ihren Gehalt an Vitamin C, Calcium, Kalium, Magnesium, Phosphor und Eiweißen aus.
Die Pflanze hat neben ihren kulinarischen Qualitäten weitere nützliche Eigenschaften. So macht sie sich gut als Zierpflanze. Außer den weitverbreiteten grünen gibt es nämlich schön anzuschauende violette, gelbe und rote Sorten. Lange Zeit wurde sie als Färberpflanze genutzt. Der Farbstoff in der rotblättrigen Melde übersteht das Kochen unbeschadet, sodass er zum Einfärben von Speisen, wie zum Beispiel von Reisgerichten, genutzt werden kann. In den Samen steckt blauer Farbstoff. Melde wurde vor dem Aufkommen synthetischer Farben verwendet, um Haare schwarz oder Stoffe grün zu färben. Als Heilpflanze ist sie sehr breit angewendet worden. Sie soll unter anderem entzündungshemmend sowie verdauungsfördernd und gegen Hautkrankheiten oder Gicht wirken.
Die Gartenmelde wird leicht mit dem eng verwandten Weißen Gänsefuß verwechselt, der ebenfalls als Unkraut in Hackfrüchten verbreitet vorkommt. Er wird daher fälschlicherweise auch als Melde bezeichnet. Beide gehören der Familie der Fuchsschwanzgewächse an. Ein weiterer enger Verwandter aus der Familie ist Quinoa. Die Pflanze wird vor allem in südamerikanischen Andenländern wegen ihrer nahrhaften und proteinreichen Samen angebaut.
Herkunft und Ansprüche
Der Ursprung der Gartenmelde (Atriplex hortensis) wird in Vorderasien und im Orient vermutet. Sie wird dort seit Jahrtausenden angebaut. Nach Mitteleuropa kam sie während der Blütezeit des Römischen Reichs. Heute ist die Gartenmelde in ganz Europa und Asien verbreitet. In den Tropen kommt sie nur sporadisch vor. Die Pflanze hat generell eine hohe Standorttoleranz. Sie bevorzugt aber sonnige bis halbschattige und nicht zu trockene Standorte.
Anbau
Die einjährige Pflanze kann unter günstigen Bedingungen ab Anfang März ausgesät werden. Bereits nach acht bis zehn Wochen ist sie erntereif. Um über einen längeren Zeitraum zarte junge Blätter ernten zu können, bietet sich eine zeitlich gestaffelte Aussaat an. Sobald die Pflanzen Blüten gebildet haben, sollten die Blütenstände oder gleich die ganze Pflanze entfernt werden. Andernfalls würden sich die entstehenden Samen aussäen und als Unkraut in den Folgekulturen zum Problem werden. Lässt man die Pflanze wachsen, kann sie eine Höhe von 2 Metern erreichen.
Pflanzenschutz und Düngung
Im Allgemeinen ist die Gartenmelde unempfindlich gegenüber Schaderregern. Achten sollten Hobbygärtner aber auf Blattläuse und Unkrautkonkurrenz, die rechtzeitig eingedämmt werden müssen. Ihr Nährstoffbedarf ist gering.
Ernte und Lagerung
Wenn die 15 bis 20 Zentimeter großen Jungpflanzen geerntet werden, können sie wie Spinat verarbeitet werden. Schneidet man sie oberhalb der untersten Blattachsel ab, treiben sie erneut aus und sind nach einigen Wochen wieder zu beernten. Bei älteren Pflanzen, die bereits Richtung Blütenbildung tendieren, eignen sich nur noch Blätter und Triebspitzen für den Verzehr. Frische Gartenmelde sollte möglichst schnell nach der Ernte verzehrt werden. Alternativ lässt sie sich gut einfrieren.
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