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Wer Erdmandeln im Garten anbauen möchte, sollte das nur in Töpfen tun, damit es sich nicht ausbreitet. Foto: Heinrich Beltz
18.02.2025
Umwelt & Verbraucher

Die Erdmandel

Ein Segen oder eher ein Fluch?

Das Erdmandelgras (Cyperus esculentus) ist eine Nutzpflanze aus der Familie der Sauergrasgewächse (Cypreaceae), die aus dem Nahen Osten und Nordafrika stammt. Es wurde dort schon von alters her als Nahrungsmittel angebaut und seit dem frühen Mittelalter auch in Europa kultiviert.

Das Gras bildet im Boden Knollen ("Erdmandeln"), durch die es den Winter übersteht, die aber auch unter Bezeichnungen wie "Tigernuss" oder "Chufa" zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden können. Besonders in Spanien schätzt man Erdmandelgras seit langer Zeit. Vor allem im Raum Valencia wird es auf rund 500 Hektar Fläche angebaut. Unter anderem wird daraus die süße Erdmandelmilch "Horchata de Chufa" hergestellt. Aber auch in Afrika, im Nahen Osten und auf dem indischen Subkontinent wird Erdmandelgras kultiviert. Seine Knollen, die Erdmandeln, werden als Mehl, Flocken, als getrocknete "Nüsse" oder zu Creme verarbeitet. Außerdem kann aus ihnen wertvolles Öl gewonnen werden.

Erdmandeln sind reich an den Vitaminen B und E, ungesättigten Fettsäuren sowie Ballaststoffen, daher werden sie als "Superfood" beworben. Da sie botanisch keine Nüsse sind, werden sie auch von Menschen mit Allergien gegen Nüsse gut vertragen. Und da sie nicht mit Weizen verwandt sind, können sie auch Menschen mit Glutenunverträglichkeit verzehren. Für Diabetiker sind sie ebenfalls gut geeignet.

Neophyten im Ackerbau

Erdmandelgras ist aber nicht nur eine wichtige landwirtschaftliche Kulturpflanze, sondern gleichzeitig auch ein Neophyt, der in vielen Regionen gefürchtet ist, da er sich dort auf den Äckern breit macht und sich weder mit Maschinen mechanisch noch mit Herbiziden chemisch effektiv bekämpfen lässt. Vor allem in den Niederlanden, Österreich und der Schweiz, aber auch in einzelnen Regionen Deutschlands hat es sich bereits etabliert, besonders auf Äckern mit Mais oder Hackfrüchten wie Kartoffeln und Zuckerrüben. Da das Erdmandelgras sich hauptsächlich über seine Knollen verbreitet, gilt Hygiene als wichtigste Maßnahme, um es einzudämmen. So müssen Maschinen intensiv gereinigt werden, nachdem sie auf verseuchten Äckern eingesetzt wurden. Und Pflanzgut von Kartoffeln, Stauden oder Gehölzen aus Befallsgebieten muss genau kontrolliert werden, damit es keine Verbreitungsorgane der Erdmandeln verschleppen kann.

Anbau im Garten

Wer Erdmandelgras für die Ernte im eigenen Garten anbauen will, kann das relativ einfach tun. Da es sich stark ausbreitet, sollte es allerdings nicht im Boden kultiviert werden, sondern nur in Töpfen. Man kann Jungpflanzen oder Knollen im Fachhandel kaufen und wie Zwiebeln oder Knoblauch stecken. Allerdings sollte man die Knollen relativ tief pflanzen. Sie treiben im April oder Mai aus und bilden im Sommer etwa 40 bis 60 Zentimeter lange, schmale Blätter und ab Juli unter Umständen Blüten auf 50 Zentimeter langen Stängeln. In der Literatur ist manchmal zu lesen, dass Erdmandelgras in Deutschland keine keimfähigen Samen bilden kann, aber das ist nicht ganz korrekt. Es bildet zwar wenige, aber durchaus keimfähige Samen. Um eine Ausbreitung zu verhindern, sollte man daher die Blüten entfernen, sobald sie zu sehen sind. Im Herbst, ab etwa September werden die Blätter gelb und sterben ab, ihre Nährstoffe werden in Wurzeln und Knollen verlagert. Die Knollen vertragen keine starken Fröste, daher sollte man die Töpfe vor extremer Kälte schützen. Ernten kann man die Erdmandeln zwischen Dezember und März und einen Teil von ihnen zur Weiterkultur wieder topfen.

Falls Erde oder Knollen aus den Töpfen übrigbleiben, sollte man sie auf keinen Fall auf den Kompost werfen, da sie sich von da aus im Garten verbreiten können. Ob sie über die Biotonne entsorgt werden können, ist nicht ganz klar. Bei der industriellen Kompostierung entstehen zwar sehr hohe Temperaturen von etwa 70 Grad Celsius, bei denen die meisten Unkräuter und Krankheitserreger sowie deren Überdauerungsorgane absterben, aber die Knollen des Erdmandelgrases sind außergewöhnlich hitzebeständig. Sicherheitshalber sollten sie daher über den Restmüll entsorgt oder im Garten sehr tief vergraben werden. Vom Anbau im Boden ist unbedingt abzuraten, auch eine Wurzelsperre schützt nicht dauerhaft vor einer Ausbreitung. Für Krankheiten und Schädlinge ist das Erdmandelgras relativ unanfällig, aber Mäuse schätzen und verbreiten es, wenn es im Boden angebaut wird.

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