Serie: Das Jahr im Leben eines Landwirts – Teil 3: Weizenernte
Es kommt auf die Abreifephase an
„Getreide muss nur ein Mal im Jahr gut aussehen – nämlich wenn es im Mähdreschertank ist“. Diese Redensart rheinischer Landwirte trifft in diesem Jahr den Nagel wieder einmal auf den Kopf. Bis Anfang Juni sah der Weizen wie gemalt aus. Gesund, standfest und viele Ähren pro Quadratmeter. Doch nach der Blüte folgten wochenlange Trockenheit und Hitze. Der Mähdreschertank wird nicht so schnell voll sein wie erhofft.
Was Freibad-Besucher freut, treibt Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn. Besonders Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius oder noch schlimmer 35 Grad Celsius sind Gift für den Weizenertrag. In dieser Phase sollen sich die Körner mit Kohlenhydraten und Proteinen füllen. Dann fehlt schnell das Wasser, die Körner bleiben klein. Das Getreide wird notreif. Natürlich war der Landwirt schon vor der Ernte neugierig. Er hat einige Ähren von Hand ausgerieben und die verschrumpelten Körner entdeckt.
In manchen Jahren ist das genau umgekehrt. Die Bestände sehen im Frühjahr etwas mickrig aus oder sind vorübergehend krank. Aber eine optimale Abreifephase sorgt dennoch für hohe Erträge und gute Backqualitäten.
Gewinne nur mit guten Erträgen
Die erhofften 10 und mehr Tonnen pro Hektar sind also nicht drin. Der Landwirt braucht etwa 7 Tonnen Ertrag, um zumindest Flächenpacht, Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz oder Maschinen bezahlen zu können. Die Ernte ist also wie ein Zeugnis, das über die Arbeit eines ganzen Jahres entscheidet. Allerdings mit dem Unterschied, dass nicht Lehrkräfte, sondern das Wetter die unbekannte Größe ist.