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Bonsai-Weizen ist typisch auf Flächen, die unter Trockenstress leiden. Foto: Matthias Wiedenau
24.05.2011
Umwelt & Verbraucher

Allzu schönes Wetter bereitet Landwirten Sorgen

Getreide vertrocknet – Märkte fahren Achterbahn

Bereits seit vielen Wochen ist in den Wetterberichten fast ununterbrochen von „schönem Wetter“ die Rede. Doch was die meisten freut, treibt den Landwirten Sorgenfalten auf die Stirn. Die sonnige und überwiegend trockene Witterung setzt vielerorts den Ackerkulturen zu. Im April fielen bundesweit nur 38 Prozent der üblichen Niederschläge, der Mai schließt nahtlos an. Darunter leiden besonders Getreide und Raps in Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein. Bundesweit erwarten die Landwirte auf sandigen und flachgründigen Böden mit geringen Wasserreserven deutliche Ertragseinbußen. Auf einigen Flächen drohen Totalverluste. Bei Getreide rechnet der Deutsche Raiffeisenverband im Durchschnitt mit 8,2 Prozent Einbußen gegenüber 2010, bei Raps gehen Experten in Schleswig-Holstein von 30 bis 40 Prozent Mindererträgen aus. In England wird die Ernte nach Einschätzung des Marktanalysten Strategy Grains 15, in Frankreich sieben Prozent unter Vorjahresniveau liegen.

Steigende Verbraucherpreise

Diese Erwartungen wirken sich auf die Weltmärkte aus. An den Börsen fahren die Kurse Achterbahn und werden von jeder Wettermeldung beeinflusst. Schon jetzt liegen die Preise für Weizen deutlich über dem Vorjahresniveau. Für die Verbraucherpreise verheißt das nichts Gutes. Selbst eine sehr optimistische Beurteilung der Welternte 2011 seitens des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) ließ die Kurse nur kurzfristig sinken. Wie sich die Getreidepreise in den nächsten Monaten entwickeln, hängt aber neben Westeuropa auch von den Ernten in den USA, der Schwarzmeerregion und Australien ab.   

Retten, was noch zu retten ist

Der durch Trockenstress geschädigte Weizen ist leicht zu erkennen. Statt 500 oder 600 Ähren pro Quadratmeter sind es nur 100 oder 200. Die Pflanzen sind zudem sehr klein, und ein Teil der Blätter ist bereits vertrocknet. Dann fehlt die nötige Assimilationsfläche, so dass sich nur wenige kleine Körner pro Ähre bilden. Jetzt gilt es zu retten, was noch zu retten ist. Wo Wasser aus Brunnen oder Oberflächengewässern verfügbar ist, können Beregnungskanonen helfen. Ihr aufwändiger Einsatz rechnet sich aber nur bei hohen Preiserwartungen. Gezielter Pflanzenschutz gegen Insekten wie Blattläuse und Getreidehähnchen und gegen Krankheiten wie Braunrost ist dringend erforderlich, damit die Verluste nicht noch höher ausfallen. Andere Kulturen wie Zuckerrüben und Mais sind noch nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen. Sie befinden sich momentan in der Jugendentwicklung und benötigen erst in einigen Wochen deutlich mehr Wasser.

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