gelbrost_an_getreideblaettern_23792_bcs.jpeg
Gelbrost (Puccinia striiformis) trat in diesem Jahr besonders häufig an Getreide auf. Foto: Bayer CropScience
06.11.2014
Schule & Wissen

Gelbrost – Gefahr im Getreide

Fungizide helfen Erträge zu erhalten

2014 gab es eine regelrechte Gelbrost-Epidemie. Der Pilz Puccinia striiformis rief in ungewöhnlichem Umfang Gelbrost an Getreide hervor. Gelbrost gehört zu den wichtigsten Getreidekrankheiten, kommt weltweit an Weizen, Gerste, Roggen und Triticale, aber auch an vielen Wiesengräsern vor. In Deutschland befiel er 2014 vor allem Weizen- und Triticale-Bestände und verursachte erhebliche Schäden. Der milde Winter, die kühlen Nächte im Frühjahr mit Taubildung und regnerischer Witterung tagsüber waren schuld. In diesem Klima konnte sich der Pilz rasant entwickeln und schließlich die Getreidebestände in ganz Deutschland, in der Schweiz, in Österreich und sogar in Norditalien großflächig befallen.

Gelbrost nicht unterschätzen

Wenn das Getreide schon im Jugendstadium erkrankt, beeinträchtigt der Pilz die Entwicklung der Pflanze. Die Bestandsdichte geht zurück, es werden weniger Körner pro Ähre gebildet. Wenn später die oberen Blätter oder gar die Ähren befallen werden, sind erhebliche Ertragsverluste vorprogrammiert, denn das Korngewicht sinkt deutlich.

Streifenförmige gelbe Perlenschnüre

Man erkennt Gelbrost an streifenförmig-perlschnurartig angeordneten, rostähnlichen zunächst orangegelben, später hellgelben Pusteln auf den Blättern, die pulverförmige Sporen freisetzen. Der Befall tritt nesterweise auf. Das Krankheitsbild umfasst je nach Erregerrasse, Sorte und Temperatur Vergilbungen bis hin zu nekrotischen Flecken mit abgestorbenem Gewebe. Der Pilz kann sich nur auf lebenden Pflanzen vermehren und ist daher ganzjährig auf lebende Wirtspflanzen angewiesen. Deswegen bietet ihm das sogenannte Ausfallgetreide, das sind Getreidekörner, die während der Ernte zu Boden gefallen und ausgekeimt sind, eine „grüne Brücke“, auf der er gut bis zur Aussaat der nächsten Getreidekultur überleben kann.

Vorbeugen und heilen

Der Landwirt kann dem Gelbrost vorbeugen: Wenn er im Sommer kurz nach der Ernte mit einer Egge über das Stoppelfeld fährt, beseitigt er die unerwünschten Keimlinge und entzieht dem Pilz die Nahrungsgrundlage. Die epidemieartige Ausbreitung 2014 wurde durch eine neue, aggressive Erreger-Rasse verursacht, die vermutlich aus dem Himalaya-Gebiet stammt und mit dem Wind oder mit dem Flugverkehr nach Europa einreiste. Diese Warrior-Rasse kommt seit 2011 bei uns vor und stellt inzwischen 45 Prozent aller untersuchten Sporen von Polen bis Portugal. Ist der Pilz erst einmal da, muss der Landwirt die Ausbreitung möglichst rasch stoppen. Er kontrolliert regelmäßig an mehreren Stellen seiner Felder an etwa 120 Halmen, ob die Blätter Gelbrost aufweisen. Sind mehr als drei bis fünf Prozent der untersuchten Blätter infiziert, bringt er ein Fungizid aus, das den Befall stoppt und die Pflanze gesund erhält. Im ökologischen Landbau müssen die Landwirte mehr oder weniger tatenlos zusehen, wie der Gelbrost ihre Erträge teilweise um die Hälfte schrumpfen lässt.

Wachsam bleiben und Bestände beobachten

Das Bundessortenamt, eine staatliche Behörde, prüft bei der Sortenzulassung die Widerstandsfähigkeit zahlreicher Getreidesorten gegen Gelbrost. Auch die Erträge werden untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass Fungizid-Behandlungen eine gute Wirkung haben. Allerdings entwickelt sich der Pilz ständig weiter, wie das Beispiel der aggressiven Warrior-Rasse zeigt. Die pflanzenmedizinische Forschung steht also vor immer neuen Herausforderungen. Wenn sich das Getreide im Spätherbst infiziert und auf einen milden Winter ein gemäßigtes Frühjahr folgt, sind die Bedingungen für eine erneute Epidemie gegeben. Für die Landwirte heißt das: Bestände aufmerksam beobachten und rechtzeitig behandeln.

Weitere Beiträge: