Der Echte Salbei ist die Arzneipflanze des Jahres 2023. Sie wird alljährlich durch den interdisziplinären Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg ausgerufen. Mit der Wahl der Arzneipflanze des Jahres soll die Bedeutung der Pflanzen in der Medizin und ihre pharmazeutische Nutzung hervorgehoben werden. Ein interessantes Detail zur diesjährigen Wahl: Die im Salbei enthaltenen Gerbstoffe sollen sogar Viren mit empfindlicher Eiweißoberfläche, wie zum Beispiel SARS-CoV-2, hemmen.
Wirksam gegen Halsschmerzen bis hin zu Verdauungsbeschwerden
Salbei Salvia officinalis ist eine gut bekannte und erforschte Arzneipflanze, die vor allem bei Halsschmerzen, Husten und Heiserkeit angewendet wird. In jüngster Zeit machte er durch eine Eigenschaft von sich reden, die seit der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat: Er hemmt Viren mit empfindlicher Eiweißoberfläche. Der lateinische Name des Salbeis weist auf seine Wirkung hin: salvus steht nämlich für „wohl“ oder „gesund“. Seit dem frühen Mittelalter kennt man die aus dem Mittelmeer stammende Lippenblütler-Pflanze auch bei uns. Der bis zu 80 Zentimeter hohe Halbstrauch hat auch im Winter grüne Blätter. Charakteristisch sind seine langstieligen Blätter, die auf der Unterseite weißfilzig behaart sind. Er braucht einen sonnigen, warmen Standort mit durchlässigem Boden. Die dekorativen Blütenstände setzen sich aus vielen quirlig angeordneten rosa bis violetten Einzelblüten zusammen und sind eine gute Nektarquelle für Bienen, Hummeln und andere Bestäuber.
Im Mittelalter galt Salbei als Allheilmittel
In den Klostergärten kultiviert, wurde schon bald ihr Wert im Kampf gegen Halsentzündungen, Husten und andere Krankheiten erkannt, sodass er als Allheilmittel galt. Äußerlich wird Salbei bei Wunden und bei Hautentzündungen mit Juckreiz eingesetzt. In der Volksmedizin wird Salbei auch zum Abstillen verwendet. Ebenso bekannt ist seine Wirkung in der Mundhygiene: So wurde früher ein Salbeiblatt um den Finger gewickelt und man massierte sich damit das Zahnfleisch. Salbei wird außerdem bei Verdauungsbeschwerden wie Sodbrennen und Blähungen eingesetzt und bei übermäßigem Schwitzen. In der Schwangerschaft sollte Salbei nur nach ärztlicher Beratung eingenommen werden, denn das im ätherischen Öl enthaltene Thujon gilt in hoher Dosierung als neurotoxisch. Wässrige Zubereitungen wie Tee enthalten allerdings nur geringe Mengen der lipophilen Substanz.
Viele weitere Wirkungen in der modernen Medizin denkbar
Mit der Wahl der Arzneipflanze des Jahres möchte der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde Pflanzen auszeichnen, die zum einen eine historische Bedeutung als Arzneipflanze haben und zum anderen auch in der modernen Phytotherapie einsetzbar sind. Die Mitglieder des Gremiums heben neben der jüngst belegten Wirkung gegen Viren wie auch weitere interessante Forschungsansätze hervor. So könnte die nachgewiesene Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase auch bei der Behandlung der Alzheimer-Demenz hilfreich sein.
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