Schilf-Glasflügelzikade: Wie bekommt man den Schädling von den Pflanzen weg?
Schilf-Glasflügelzikade: Wie bekommt man den Schädling von den Pflanzen weg?
BEET-Projekt versucht, die Schilf-Glasflügelzikade von Zuckerrüben fernzuhalten
Jeder kennt vergrämende Duftstoffe zur Mückenabwehr im Freien oder zum Auftragen auf die Haut. Das ermöglicht einen ruhigen Grillabend auf der Terrasse oder ein ruhigeres Übernachten im Zelt. Was wäre, wenn es gelänge, einen ähnlichen Mechanismus bei der Schilf-Glasflügelzikade anzuwenden, damit diese ihrer Wirtspflanze Zuckerrübe fernbleibt und diese nicht mit den wirtschaftlich desaströsen Krankheiten SBR (Syndrome Basses Richesses) oder mit Stolbur-Phytoplasma infiziert? Das Julius Kühn-Institut (JKI) in Dossenheim erforscht im „BEET-Projekt“, ob das gelingen kann.
Aus Zuckerrüben entsteht Zucker. Doch der heimische Zuckerrüben-Anbau ist derzeit durch die sich immer mehr verbreitende Schilf-Glasflügelzikade in Gefahr: Sie ist ein Vektor, das heißt, sie überträgt gefährliche Bakterien auf die Zuckerrüben, die dann keinen Ertrag mehr bringen, als „Gummirüben“ nicht mehr zu ernten oder nicht mehr lagerfähig sind oder weniger Zuckergehalt haben. Während die Schilf-Glasflügelzikade an den Blättern der Zuckerrübe saugt, gelangen die Bakterien in das Leitgewebe der Pflanze. Der Klimawandel kommt der Zikade entgegen, sie mag nämlich warmes und trockenes Klima. Die Zikade lässt sich kaum direkt bekämpfen, nur indirekt können Fruchtfolgeänderungen oder Bodenbearbeitung das Schadinsekt in der Entwicklung stören.
Mit Duftstoffen weglocken und vertreiben
Das „BEET-Projekt“ des JKI erforscht, ob Duftstoffe die Zikade von ihren Wirtspflanzen, dazu gehören auch Kartoffeln, Rote Bete oder Zwiebeln, vertreiben oder weglocken lässt. Gefördert wird das Forschungsprojekt von der deutschen Zuckerindustrie. Das Projekt läuft bis April 2028. Besonders erforscht werden dabei „Infochemikalien“, die sowohl von den Pflanzen als auch von den Insekten gebildet werden. Die Pflanzen produzieren beispielsweise vergrämende Düfte, die Insekten fernhalten sollen. Die Insekten werden aber auch mit Duftsignalen zu den Pflanzen gelockt. Eine Infektion mit Viren und Bakterien kann die Duftproduktion der Pflanze so verändern, dass diese die Vektorinsekten anlockt, die die Bakterien oder Viren zum Weitertransport in die nächste Pflanze brauchen.
Das BEET-Projekt erforscht diese Zusammenhänge in zwei Teilprojekten. Im Teilprojekt 1 wird der Einfluss von Infochemikalien auf erwachsene Schilf-Glasflügelzikaden untersucht und im Teilprojekt 2 die chemische Kommunikation unterirdischer Nymphen der Schilf-Glasflügelzikaden. „Wir verfolgen dabei einen mehrstufigen Ansatz, um sowohl die sehr mobilen paarungswilligen erwachsenen Insekten als auch junge Nymphen, die sich an den Wurzeln entwickeln, vom Saugen an der Pflanze abzuhalten“, erklärt Professor Dr. Jürgen Gross, der am JKI in Dossenheim das Projekt koordiniert. Die Arbeiten schaffen so die Grundlagen zur umweltverträglichen Regulation der Schilf-Glasflügelzikade und im weiteren Sinne für neue Bekämpfungsstrategien in der Zuckerrüben-Produktion.
Quelle: JKI