Landwirte müssen handeln, wenn sich der Einwanderer nicht zur ernsten Bedrohung für den Rübenanbau auswachsen soll
Die Schilf-Glasflügelzikade ist kein Ureinwohner unserer Breiten. Sie ist wahrscheinlich im Zuge der Klimaerwärmung von Frankreich zu uns gekommen und hat sich zunächst einmal über süddeutsche Rübenschläge hergemacht. Das Saugen und Fressen der zierlichen Zikade könnte eine Zuckerrübe ganz gut wegstecken. Nicht aber die Erreger, die das Insekt beim Saugen an den Rübenblättern überträgt. Es sind Bakterien, die bei den Zuckerrüben die Krankheit SBR (Syndrom Basses Richesses) auslösen. Übersetzt bedeutet das "Syndrom der niedrigen Zuckergehalte". Der Zuckergehalt infizierter Rüben sinkt im Vergleich zu gesunden um zwei bis sieben Prozent. Französische Landwirte erlitten dadurch Einkommensverluste von bis zu 50 Prozent.
Glasflügelzikaden überwintern im Weizen und starten im Mai – wahrscheinlich vom Geruch angelockt – ihren Flug Richtung Rüben. Dort übertragen sie die krankmachenden Bakterien. Im Spätsommer vergilben die Blätter betroffener Rübenpflanzen, die Herzblätter deformieren sich, und die Rübenkörper erreichen nicht die gewünschte Größe. Kleinere Rüben bedeuten aber auch immer weniger Zucker.
Haben sich die Zikaden an dem reich gedeckten Sommertisch sattgefressen, legen sie ihre Eier im Rübenfeld ab. In der Regel sät der Landwirt nach der Rübenernte wieder Winterweizen auf der Fläche ein, den bevorzugten Winterwirt der Zikadenlarven. Im Frühjahr beginnt der Kreislauf aufs Neue.
2011 waren die Landwirte alarmiert, vor allem in Baden-Württemberg hatte die Schilf-Glasflügelzikade kräftig zugeschlagen. Im letzten Jahr gab es erst einmal Entwarnung. Doch es ist Vorsicht geboten. Das Julius Kühn- Institut (JKI) empfiehlt, den Schaderreger mit allen gebotenen Mitteln zu bekämpfen oder auch auszurotten, weil er sonst eine ernste Gefahr für den Rübenanbau werden kann. Mit Pflanzenschutzmitteln ist die Schilf-Glasflügelzikade mangels Zulassungen derzeit nicht zu fassen. Monitoring, geänderte Fruchtfolgen und reduzierte Bodenbearbeitung können die Ausbreitung zumindest bremsen.
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