Symbiontische Pilze in Fichten senden Signale an Borkenkäfer, die Informationen über den Verteidigungsstatus der Bäume und die Anwesenheit „befreundeter“ Pilze verraten.
Pilze schicken per Duftstoff Informationen über erkrankte Bäume
In den letzten Jahren stiegen Waldschäden durch Dürre, Hitze und Schädlingsbefall rasant an. Allein 2022 mussten Forstbetriebe 40 Millionen Kubikmeter Holz einschlagen, weil Schädlinge die geschwächten Bäume befallen hatten. In Fichtenbeständen ist besonders der Buchdrucker Ips typographus für enorme Schäden verantwortlich. Besonders betroffen sind der Thüringer Wald und der Harz mit ihren großflächigen Fichten-Monokulturen. Nachdem Dürre und Trockenheit die Bäume geschwächt haben, sind es die Schädlinge, die ihnen endgültig den Garaus machen.
Pilze verraten geschwächte Bäume
Der rasante Schädlingsbefall hat einen Grund: chemische Kommunikation zwischen Schädlingen und Pilzen. Das hat eine internationale Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für chemische Ökologie genauer untersucht. Als Spione fungieren Pilze, die in Symbiose mit Borkenkäfern leben und einen geschwächten Baum schon befallen haben. Wie der Pilz Grosmannia penicillata: Er baut Terpene im Baumharz in flüchtige Verbindungen (sauerstoffhaltige Monoterpene) um, ein unwiderstehlicher Duftstoff für Borkenkäfer, die diese Bäume gezielt anfliegen. Die bereits im Baum befindlichen Pilze machen die „Arbeit“ für den Borkenkäfer einfacher: Sie tragen dazu bei, die Abwehrkräfte des Baums zu überwinden und die Käfer mit Nährstoffen zu versorgen. Und sie schützen die Insekten vor Krankheitserregern.
Bei ihren Versuchen fand das Forscherteam auch heraus, dass für den Borkenkäfer schädliche Pilze ebenfalls Fichtenharzverbindungen verstoffwechseln. Allerdings waren die dabei entstehenden Verbindungen nicht attraktiv für die Käfer. Borkenkäfer können also riechen, ob die anwesenden Pilze für sie gut oder schlecht sind.
Antennen mit Terpen-Empfängern
Der scharfe Geruchssinn ist in den Antennen der Insekten verborgen. Dort konnte das Forscherteam mit elektrophysiologischen Untersuchungen spezialisierte Geruchssinneshaare nachweisen, die auf die sauerstoffhaltigen Monoterpene reagieren. Die Studienergebnisse könnten nun zu neuen Strategien führen, Borkenkäferausbrüche zu verhindern oder zumindest auszubremsen. Denn die bisher genutzte Strategie – Pheromonfallen – hat sich bei den jüngsten Ausbrüchen als zunehmend unwirksam erwiesen.
Quelle: pflanzenforschung.de
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