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Käferlarven unter Kiefernrinde. Foto: iStock
20.04.2021
Forschung & Technik

Parfüm für Fressfeinde

Synthetische Duftstoffe gegen den Borkenkäfer

Mitten in der größten Borkenkäferplage seit 70 Jahren finden Dresdener Wissenschaftler eine Methode, mit künstlichen Lockstoffen Fressfeinde anzulocken. So können Waldbesitzer vielleicht bald Duftampullen im Wald verteilen.

Die heißen, trockenen Sommer der letzten Jahre haben dem Wald schwer zugesetzt. Borkenkäfer haben in den geschwächten Beständen leichtes Spiel, so war die schwere Plage im vergangenen Jahr keine wirkliche Überraschung. Nur noch etwa ein Drittel der Fichten und die Hälfte der Eichen gelten als gesund. Aber wer weiß, wie lange noch: Ein einzelnes Käferpaar des Großen Buchdruckers kann bis zu 100 000 Nachkommen produzieren.

Der Klimawandel wird immer öfter zu Wetterlagen führen, die Bäume schwächt und anfällig macht. Bislang blieb Waldbesitzern nur übrig – neben langfristigem Waldumbau zu robusteren Mischwäldern – befallene Bäume frühzeitig aus dem Wald zu nehmen und somit eine Massenvermehrung einzudämmen. Es existieren wenige zugelassene Pflanzenschutzmittel, die im Frühjahr gegen den schlüpfenden Käfer im Boden oder in Holzlagerstapeln eigesetzt werden können.

Wald muss sich erholen

Gesunde Bäume wehren sich gegen Borkenkäfer mit der Abgabe von Harz, in dem die Käfer steckenbleiben. Bei einem Massenbefall kommen die Bäume mit der Harzproduktion nicht hinterher und dessen Duft lockt weitere Käfer an. In der Folge kann der Baum durch die unterbrochenen Saftstromleitungen verdursten.

Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden unter Leitung von Professor Michael Müller haben den Spieß nun umgedreht: Sie wollen mithilfe von Duftstoffen natürliche Fressfeinde der Borkenkäfer anlocken, die den Schädling dezimieren. Die umweltschonende und nachhaltige Methode verwendet die sogenannten Kairomone -  Botenstoffe zur Informationsübertragung zwischen Arten. Die Lockduftstoffe, die zum Beispiel den Ameisenbuntkäfer anlocken, sind von den Pheromonen der Borkenkäfer abgeleitet und können im Labor in großen Mengen synthetisiert werden.

Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Methode bald marktreif ist. Dann könnten Waldbesitzer beispielsweise Kairomone in Ampullen an Holzstapeln anbringen. Schlüpfen die Käfer im Frühjahr, warten schon die angelockten Jäger. Dennoch, mahnt Müller, mindert diese Methode zwar den Bruterfolg der Borkenkäfer etwa in Schutzgebieten und hält Populationen auf niedrigerem Niveau. Das Problem der Massenvermehrung ließe sich allerdings erst dann lösen, wenn der betroffene Wald sich richtig von Hitze und Trockenheit erholen kann. Dann könnten auch die natürlichen Abwehrstrategien der Bäume den Befall wieder wirksam eindämmen.

Quelle: pflanzenforschung.de

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