Nachdem die Einschläge in den letzten Jahren immer nähergekommen sind, ist der gefürchtete Schädling nun in Deutschland angekommen. Um eine drohende Invasion zumindest zu bremsen, suchen Experten händeringend nach geeigneten Maßnahmen. Das beteiligte Julius Kühn-Institut (JKI) fordert dazu auf, Verdachtsfälle mit Foto an den Pflanzenschutzdienst des betroffenen Bundeslands zu melden.
Die Käfer fliegen von Mai bis August
Von Süden eingewandert
In der Nähe von Ludwigsburg und Freiburg (Baden-Württemberg) sowie bei Lindau und Kiefersfelden (Bayern) sind 2024 die ersten Japankäfer (Popilla japonica) in die Lockfallen getappt. Damit war zu rechnen. 2022 gab es die ersten Populationen in Basel, 2020 in der Südschweiz und seit 2014 ist er in der Lombardei. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts breitete sich der Käfer von seiner Heimat Japan in Richtung USA und Kanada aus.
Dort, wo er in Massen auftritt, hinterlässt er verbrannte Erde. Die Käfer starten ihren Skelettierfraß, sodass von Blättern nur die Blattadern übrigbleiben. Blüten und Früchte werden ebenso befallen. Die im Boden überwinternden Larven des Käfers, die sogenannten Engelringe, fressen vor allem an Gras- und Rasenwurzeln. Leider ist der Käfer sehr anpassungsfähig. Er hat nicht nur einige wenige bevorzugte Nahrungspflanzen, sondern gleich über 300 verschiedene. Dazu zählen auch wichtige Nutzpflanzen wie Obst- und andere Laubbäume, Weinreben, Erdbeeren, Mais oder Tomaten. Nach Angaben von pflanzenforschung.de verursacht er alleine in den USA jährliche Schäden von mehreren hundert Millionen Euro.
Massenvermehrung droht
Bei den bisher gefangenen Käfern handelt es sich um Männchen. Wenn Weibchen befruchtet werden, kann es zu einer explosionsartigen Vermehrung kommen. Beobachtungen aus Norditalien zeigen, dass sich die Käfer mit einer Geschwindigkeit von 10 Kilometern pro Jahr ausbreiten. Den Sprung über die Alpen haben sie mit Unterstützung durch den Klimawandel relativ schnell geschafft. Im milden Klima dauert ein Entwicklungszyklus ein Jahr, bei ungünstigen Bedingungen zwei Jahre. Die Hauptflugzeit reicht von Mitte Mai bis Mitte August. Danach beginnt die Eiablage in mit Gräsern bewachsenen Böden. Aus den Eiern schlüpfen die Larven, die sich schließlich verpuppen. Aus den Puppen schlüpft im Frühjahr die neue Käfergeneration.
Weil der Käfer große wirtschaftliche Schäden anrichtet, wird er in der EU als Quarantäneschädling eingestuft. Neben verstärktem Monitoring gelten verschiedene vorbeugende Maßnahmen, um die weitere Einschleppung und Verbreitung zu bremsen. Sollen Wirtspflanzen in ein EU-Land eingeführt werden, müssen sie schädlingsfrei sein. Das gilt auch beispielsweise für Rollrasen, in den Käfer gerne ihre Eier ablegen. Um die Fundorte richten die Behörden Befalls- und Pufferzonen ein. Eine Verbringung von Pflanzen und Erde in befallsfreie Gebiete ist dann nur noch unter strengen Auflagen möglich.
Quarantäne- und Pflanzenschutz-Maßnahmen können ihn bremsen
Doch selbst wenn über Länder- und Gebietsgrenzen gehandelte Pflanzen penibel begutachtet werden, wird sich der Schädling auf natürlichem Weg weiter ausbreiten. Um unsere Ernten dennoch zu schützen, erproben Forscher und betroffene Kommunen zurzeit verschiedene Pflanzenschutz-Maßnahmen.
Im Kanton Zürich werden Wirtspflanzen mit einem Insektizid besprüht, um die fressenden Käfer zu bekämpfen. Zusätzlich werden dort Rasenflächen nicht mehr bewässert, damit den darin abgelegten Eiern optimale Entwicklungsmöglichkeiten entzogen werden. Die Stadt Basel setzt auf die Nematode Heterorhabditis bacteriophora, einem natürlichen Feind des Käfers. Diese im Boden lebende Fadenwürmer parasitieren an den Engerlingen. Sie dringen in sie ein und scheiden anschließend Bakterien aus, die tödlich für die Engerlinge sind. Versuche mit parasitierenden Fliegenarten waren weniger erfolgreich. Unter anderem auch, weil sie heimische Arten gefährden. Eine weitere Hoffnung sind speziell designte RNA-Sprays. Diese deaktivieren lebensnotwendige Gene ausschließlich im Schaderreger. Weitere Vorteile sind ihre schnelle Abbaubarkeit und die geringe Resistenzgefahr.
Funde melden!
Was kann jeder tun? In Bezug auf den Käfer gilt eine Meldepflicht. Die Bevölkerung ist aufgerufen, verdächtige Funde an den Pflanzenschutzdienst des jeweiligen Bundeslands zu melden. Im Idealfall soll ein Röhrchen mit dem gefangenen Käfer mit Angaben zu Fundort und Zeitpunkt an die zuständige Dienststelle versendet werden. Fotos helfen ebenfalls weiter, wenn damit die Käferart eindeutig bestimmt werden kann. Der etwa 1 Zentimeter große Japankäfer ähnelt nämlich verschiedenen Mitgliedern aus der einheimischen Familie der Blatthornkäfer. Dazu zählen unter anderem Goldglänzender Rosenkäfer oder Gartenlaubkäfer. Eindeutiges Erkennungsmerkmal sind jedoch die fünf weißen Haarbüschel an jeder Körperseite und weitere zwei Haarbüschel am Körperende. Mit einer Lupe oder einer scharfen Makroaufnahme sollten diese eindeutig zu erkennen sein.
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