Was haben der Japankäfer und die Grüne Reiswanze gemeinsam? Im Fernseh-Quiz würde man jetzt sagen: ihre Herkunft. Das wäre dann allerdings nicht die richtige Antwort. Doch die Bedeutung dieser Namen für die heimische Landwirtschaft und unsere Gärten wiegt weit schwerer. Es sind Arten mit großem Schadpotenzial, die Ernten bedrohen, heimische Arten verdrängen oder hier keine natürlichen Gegenspieler haben.
Japankäfer, Heuschrecken und Marmorierte Baumwanze
Die Globalisierung macht’s möglich: Weit mehr als in den vergangenen Jahrhunderten reisen viele Menschen aus beruflichen oder aus privaten Gründen um die Welt, werden jeden Tag Waren von einem Kontinent auf den anderen verschifft oder geflogen und es herrscht ein reger Austausch und Handel. Mit dabei im Gepäck sind auch ungebetene Gäste: Schädlinge und Erreger von Tier- und Pflanzenkrankheiten. Der Klimawandel tut ein weiteres dazu, dass sich Schädlinge und Erreger weiter ausbreiten können. Sind sie erst mal in eine Region vorgedrungen, in der sie vorher noch nicht heimisch waren, weil die Umweltbedingungen nicht ideal waren, so können sie heute dort überleben, weil die Jahrestemperaturen höher sind oder die Winter nicht mehr so kalt sind. Einige „neue“ Schädlinge machen seit ein paar Jahren von sich reden:
- Die Grüne Reiswanze
Die Grüne Reiswanze Nezara viridula stammt nicht, wie der Name vermuten lässt, aus Asien, sondern wurde von Ostafrika aus in die ganze Welt verschleppt. 1979 wurde sie das erste Mal in Deutschland nachgewiesen. In den folgenden 25 Jahren gab es nur immer mal wieder einen Einzelfund entlang des Rheins. Ab dem Jahr 2010 verbreitete sich die Grüne Reiswanze mit hoher Geschwindigkeit und kommt jetzt großflächig in den klimatisch begünstigten Regionen am von der Schweizer Grenze über den Oberrheingraben bis nach Essen sowie im Mittleren Neckarraum vor. Die Wanze gilt als empfindlich gegenüber kalten Wintern und wird sich mit zunehmender Erderwärmung weiter ausbreiten. Sie saugt an Blättern und Früchten und hat ein breites Nahrungsspektrum, das von Obst wie Himbeeren, Äpfel oder Johannisbeeren über Ackerkulturen wie Soja, Bohnen, Mais oder Kartoffeln bis hin zu Gemüse wie Paprika, Tomaten, Zucchini, oder Gurken reicht. Auch Zierpflanzen, Zwischenfrüchte und Kräuter werden gern angesaugt. Vor allem im Gemüseanbau kommt es zu großen wirtschaftlichen Schäden.
- Die Marmorierte Baumwanze
Auch die marmorierte Baumwanze Halyomorpha Halys ist nicht wählerisch bei ihren Wirtspflanzen. Es sind über 300 Pflanzen bekannt, von denen sie sich ernährt. Bei Obstbäumen findet sie Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Kirschen und Himbeeren lecker, im Gemüsebau Tomaten und Paprika. Vor Zierpflanzen wie Sommerflieder, Rosen oder wildem Wein macht sie ebenfalls nicht Halt und im Wald und auf der Feldflur findet sie Platanen, Weiden oder Ahorn zum Anbeißen. Ihre Fraßschäden führen zu Einbußen für die Obst- und Gemüseanbauer, denn eine Paprika oder Tomate mit hellen Flecken, die einen „schwamming-matschigen“ Eindruck machen, kauft kein Verbraucher mehr. Adulte Wanzen ernähren sich von Pflanzensaft und saugen sowohl an Früchten wie auch an den Blättern. Im Herbst sind die Baumwanzen auf der Suche nach einem Winterquartier und sind dann oftmals ungebetene Gäste in unseren Häusern, Gartenhütten und Schuppen. Sie sind zwar etwas nervige „Stinkwanzen“, im Übrigen aber für Menschen völlig harmlos.
- Die Maulbeerschildlaus
Die Maulbeerschildlaus Pseudaulacaspis pentagona wird manchmal auch als Mandelschildlaus bezeichnet. Sie kam wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts mit Maulbeerpflanzen nach Italien und von dort aus als blinder Passagier in die deutschen Baumschulen. Bei ihren Nahrungspflanzen ist sie nicht wählerisch, sie reichen von Pfirsichen, Nektarinen, Aprikosen über Johannisbeeren bis hin zum Kirschlorbeer. In den wärmeren Regionen von Deutschland ist sie bereits etabliert und bringt zwei Generationen im Jahr hervor. Maulbeerschildläuse besiedeln die Rinde und das Laub mancher Gehölze. Wenn der Befall hoch ist, sieht ein Baum aus wie gekalkt beziehungsweise weiß gestrichen. Diese Äste und Triebe sterben dann ab. Die Bekämpfung der Maulbeerschildlaus ist schwierig, da sie sehr widerstandsfähig sind.
- Der Japankäfer
Der Japankäfer Popillia japonica kommt ursprünglich aus Japan. Zu den Wirtspflanzen des Japankäfers gehören mehr als 300 Gehölze vom Ahorn über die Buche bis zur Eiche. In der Landwirtschaft sind es vor allem der Mais, Kartoffeln, Spargel oder Tomaten, aber auch Obst und Gemüse, an denen sich der Japankäfer gütlich tut. Der erwachsene Käfer ist etwa 1 Zentimeter groß und frisst sich durch Blätter, Blüten und Früchte bis zum Kahlfraß. Seine Larven oder Engerlinge ernähren sich von Wurzeln und können die Pflanzen bei starkem Befall zum Absterben bringen. Man vermutet, dass Japankäfer vor allem als Larven oder Eier als blinder Passagier im Wurzelballen von Pflanzen mitreist. Bedeutende Schäden sind in den USA und in Italien bekannt. Die Europäische Union stuft den Japankäfer als „prioritären Quarantäneschädling“ ein, sein Auftreten ist meldepflichtig. In Deutschland gibt es bisher nur Einzelfunde, doch jüngst lassen größere Funde in der Schweiz in Basel an der deutschen Grenze aufhorchen, sodass das Julius Kühn-Institut in Braunschweig als zuständige Behörde für Pflanzengesundheitsfragen Verbraucher, Obstanbauer und Landwirte warnt. Damit sich der Japankäfer in Deutschland nicht weiter ausbreitet und ansiedelt, sollen verdächtige Käferfunde dem zuständigen Pflanzenschutzdienst des jeweiligen Bundeslands gemeldet werden.
- Die Feldheuschrecke
Heuschrecken waren schon vor Jahrtausenden als „biblische Plage“ bekannt. Sie können in kürzester Zeit ganze Ernten vernichten. Durch den Klimawandel ist mit einem Anstieg der Population zu rechnen. Vermehrungsflächen für Heuschrecken sind zum Beispiel Brachflächen oder Flächen unter Photovoltaikanlagen. In Südosteuropa, wie zum Beispiel in Ungarn in der ungarischen Tiefebene, kommt es des Öfteren zu Schäden in der Landwirtschaft durch Heuschrecken. Nach derzeitigem Wissen wird es aber nicht zu einem Massenauftreten in Deutschland kommen, so eine Untersuchung des Julius Kühn-Instituts. Dort wurden verschiedene Szenarien an unterschiedlichen Standorten in Deutschland für die Italienische Schönschrecke, die Marokkanische Wanderheuschrecke und die Europäische Wanderheuschrecke angestellt. Die Modellierungen zeigten, dass besonders die Italienische Schönschrecke das Potenzial für eine größere Verbreitung in Deutschland hat und vor allem in südlichen Bundesländern wie Bayern und Baden-Württemberg die Ernten bedrohen könnte. Doch da das Grünland in Deutschland zumeist intensiv genutzt wird, fehlen den Heuschrecken bisher noch die Vermehrungsflächen, sodass die Wahrscheinlichkeit einer Masseninvasion von Heuschrecken in Deutschland derzeit gering ist.
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