Viel Vitamin C durch vierfachen Chromosomensatz
Wissenswert
Kiwis haben eine vergleichsweise kurze Geschichte als Obst in Europa. Bis 1904 waren sie überwiegend in China bekannt. Dann wurden sie unter dem Namen Chinesische Stachelbeere nach Neuseeland eingeführt. Dort erlangten sie im Laufe der Jahre große Beliebtheit und wurden professionell angebaut. Der erste Export neuseeländischer Früchte erfolgte 1952 nach England. Marketingexperten kamen kurz darauf auf die Idee, die Chinesische Stachelbeere in Kiwi umzutaufen. Das Wappentier Neuseelands ist nämlich der Kiwi, ein flugunfähiger Laufvogel.
Kiwis zählen bei uns aufgrund ihres fruchtigen, säuerlich-süßen Geschmacks zu den beliebten Obstsorten. Sie werden gerne in Obstsalaten, auf Torten, in Marmeladen oder in Kompotts verwendet. In Neuseeland sind auch Kiwi-Saft und Kiwi-Wein bekannt. Vorsichtig sollten Köche mit der Kombination von Kiwis und Milchprodukten sein. Die frische Frucht enthält nämlich das Enzym Actinidain. Das zersetzt Milcheiweiß und verursacht einen bitteren Geschmack. Außerdem verhindert es, dass Gelantine steif wird.
Süßer als die Sorten mit grünem Fruchtfleisch schmecken gelbe Kiwis, auch Kiwi Gold genannt. Das Aroma ähnelt dem von Mangos, Melonen und Pfirsichen. Äußerlich unterscheidet sich die Neuzüchtung durch eine glattere Schale und eine länglichere Form. In Italien, dem zweitgrößten Erzeuger weltweit, gewinnen sie stark an Bedeutung.
Geschätzt werden Kiwis auch wegen ihres hohen Vitamingehalts. Eine große Frucht deckt bereits den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C ab. Außerdem enthält das Obst E- und B-Vitamine, viele Mineral- und Ballaststoffe sowie Antioxidantien in der Schale. Forscher bringen den hohen Vitamin C-Gehalt mit dem vierfachen Chromosomensatz in Verbindung. Normalerweise verfügen Pflanzenzellen über einen zweifachen Satz. Neben den bekannten etwa hühnereigroßen Früchten gibt es eine zweite Art Kiwis: die stachelbeergroßen Kiwibeeren. Die kleinen Schwestern wiegen nur etwa ein Zehntel des Originals, sind aber genauso lecker. Ihre Schale ist haarlos und weich.
Herkunft und Ansprüche
Die Kiwi (Actinidia deliciosa) stammt aus China. Vor allem junge Pflanzen können keine stärkeren Fröste vertragen. Kiwibeeren (Actinidia arguta) sind hingegen frosthart. Die Kiwiarten mögen sonnige, windgeschützte Standorte mit leichten Böden und leicht sauren pH-Werten. Sie haben einen hohen Wasserbedarf.
Anbau
Wer Kiwis in Deutschland ernten will, sollte einen sehr milden Standort auswählen und sie ab Mitte Mai pflanzen. Weil sie ähnlich wie Weinreben Schlinggewächse sind, brauchen sie ein Gerüst aus Pfählen und Drähten zur Unterstützung. Die mehrjährigen Sträucher klettern auf mehrere Meter Höhe und verholzen im Laufe der Jahre. Sie müssen regelmäßig zurückgeschnitten werden. Neben Pflanzen mit weiblichen Blüten sind auch Pflanzen mit männlichen Blüten erforderlich, die den Pollen für die Bestäubung liefern. Es gibt einige wenige Sorten, deren Blüten sich selbst befruchten.
Pflanzenschutz und Düngung
Kiwis sind in unseren Breiten überwiegend sehr gesund. Der gelegentlich auftretende Pilzbefall ist selten bekämpfungswürdig. Bei einem zu großen Nährstoffangebot reagieren die Pflanzen empfindlich, besonders wenn der Boden zu viel Kalk enthält.
Ernte und Lagerung
Die Haupterntezeit in Deutschland ist von Oktober bis November. Die Früchte aus Anbauländern der Nordhalbkugel haben von Oktober bis Mai Saison. Importe aus Ländern der Südhalbkugel wie Neuseeland versorgen uns die übrigen Monate. Kiwis werden meist unreif geerntet, weil sie auf dem Weg zum Verbraucher nachreifen. Dieser natürliche Vorgang kann durch Kühlung stark gebremst werden. Allerdings büßen Kiwis spätestens nach mehrmonatiger Lagerung einen Großteil ihres Geschmacks ein. Weiche und schrumpelige Früchte sind bereits überreif.
Zahlen
2016 wurden weltweit 4,27 Millionen Tonnen Kiwis geerntet. Die größten Produzenten waren China (2,39 Millionen Tonnen), Italien (0,52 Millionen Tonnen) und Neuseeland (0,43 Millionen Tonnen; Zahlen: FAO). Deutschland importiert über 100 000 Tonnen pro Jahr (Quelle: Zespri, 2017), wovon etwa die Hälfte aus Italien und ein Viertel aus Neuseeland stammt.