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Beim Stangensellerie werden die fleischigen Blattstiele verzehrt. Die kleine Knolle wurde hier entfernt, die Blätter ebenfalls teilweise. Foto: W.R. Wagner / Pixelio
30.06.2022
Schule & Wissen

Stangensellerie: stark im Kommen

Kleine Knollen, ausgeprägte Blattstiele

Früher war er vor allem Cocktailtrinkern als Dekoration für eine Bloody Mary bekannt. Heute hat der würzige Stangensellerie seinen Exotenstatus längst überwunden und holt in der Verbrauchergunst kräftig gegenüber dem Knollensellerie auf. Er mag reichlich Dünger, aber keinen Frost.

Wissenswert

Während beim bekannteren Knollensellerie die Knolle als Gemüse genutzt wird, sind es beim Stangensellerie die fleischigen Blattstiele. Pro Pflanze lassen sich bis zu 1 Kilogramm verwerten. Zu langen Sticks geschnitten, sind sie in Cocktails beliebt oder werden gerne als Snack zum Dippen mit verschiedenen Cremes oder Soßen gegessen. Die inneren Blattstiele sind zum Rohkostverzehr zum Beispiel in Salaten besonders geeignet, weil sie zarter sind. Die älteren äußeren Stiele weisen einen höheren Faseranteil auf, die aber wie beim Rhabarber mit einem Messer gezogen werden können. Gebraten oder gedünstet passt der mild bis würzig schmeckende Stangensellerie sehr gut zu Fleisch- und Fischgerichten.

Stangensellerie wird auch als Stiel-, Stauden- oder Bleichsellerie bezeichnet. Der Begriff Bleichsellerie deutet auf eine Anbauvariante des Gemüses hin. Um helle Ware ernten zu können, wurde der Sellerie vor der Ernte mit Erde angehäufelt oder mit Stroh abgedeckt. Je nach Sorte entwickeln sich bei voller Sonneneinstrahlung nämlich grüne, gelbliche, rötliche oder violette Blattstiele. Mittlerweile gibt es auch Sorten, die trotz Licht blass bleiben. Allen Sorten haben kleine Knollen und Blätter, die Stiele werden bis zu 50 Zentimeter lang.

Sellerie wird seit der Antike in der Naturheilkunde eingesetzt. Rheumatische Beschwerden und Entzündungen sollen damit gelindert werden. Zudem werden ihm harttreibende und aphrodisierende Wirkungen zugeschrieben. Um Selleriesaft ist aktuell ein regelrechter Hype entstanden. Er hat ebenso wie andere Gemüsesäfte das Image des ultimativen Gesundheitsspenders. Ihm werden unter anderem Anti-Aging-Effekt, eine blutdrucksenkende oder den Reizdarm beruhigende Wirkung nachgesagt. Eine wissenschaftliche Begründung gibt es dafür nach Informationen des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) hingegen nicht: Bisher habe noch keine einzelne Gemüseart dafür gesorgt, dass wir schön, reich und 120 Jahre alt werden. Vielmehr komme es auf einen gesunden Lebensstil und eine ausgewogene Ernährung an.

Kennzeichnend für Stangensellerie ist der sehr geringe Kaloriengehalt von gerade einmal 21 kcal pro 100 Gramm, 90 Prozent Wasseranteil, erwähnenswerte Gehalte an Vitamin E, A, B1 und C sowie an Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen. In den USA, in Großbritannien und in den Ländern rund um das Mittelmeer ist das Gemüse deutlich beliebter als in Deutschland.

Herkunft und Ansprüche

Der Stangensellerie (Apium graveolens var. Dulce) ist ebenso wie der Knollensellerie eine Züchtung aus dem Wildsellerie, dessen natürlicher Lebensraum die Regionen am Mittelmeer und an der europäischen Atlantikküste ist. Die Pflanze wächst besonders gut an sonnigen bis halbschattigen Standorten und auf lehmigen, nährstoff- und kalkreichen sowie gut mit Wasser versorgten Böden. Über das gesamte Wachstum hinweg ist Stangensellerie frostempfindlich. Salzhaltige Böden stellen allerdings kein Hindernis dar.

Anbau

Um Stangensellerie ab Mitte Mai pflanzen zu können, sollten die Samen Mitte März im Blumentopf auf der Fensterbank oder im frostsicheren Gewächshaus ausgesät werden. Der Pflanzabstand variiert zwischen 20 x 20 (selbstbleichende Sorten) und 50 x 50 Zentimetern (andere Sorten). Drohen nach dem Auspflanzen kalte Nächte, müssen die kleinen Pflanzen abgedeckt werden. Kältereize erhöhen nämlich die Schossneigung.

Pflanzenschutz und Düngung

Eine Grundvoraussetzung für gutes Wachstum ist eine gründliche mechanische oder chemische Unkrautbekämpfung. So schaltet man die Konkurrenz um Sonne, Wasser und Nährstoffe aus. Dem Selleriemosaikvirus kann durch gesundes Pflanzgut und die Bekämpfung von virusübertragenden Blattläusen vorgebeugt werden. Darüber hinaus treten tierische Schaderreger wie Drahtwürmer und Nematoden sowie Pilzkrankheiten wie Cercospora-Blattflecken, Fusarium und Septoria auf, die einen Totalausfall zur Folge haben können. Weil der Stangensellerie ein Starkzehrer ist, wird im professionellen Anbau die Düngung mithilfe der Ergebnisse einer Bodenanalyse optimal bemessen.

Ernte und Lagerung

Zur Ernte wird die Pflanze an ihren Blättern aus dem Boden gezogen. Frische heimische Ware gibt es in größeren Mengen zwischen Juni und Oktober. Anders als Knollensellerie reagiert Stangensellerie sehr empfindlich auf Minustemperaturen. Er sollte vor den ersten Nachfrösten geerntet werden. In den Wintermonaten ist Ware aus Mittelmeerländern wie Spanien, Italien und Israel auf dem Markt. Im Gemüsefach des Kühlschranks hält er sich mindestens zwei Wochen.

Zahlen

Der Anbau von Stangensellerie in Deutschland nimmt zu: 2008 waren es 193 Hektar, 2021 schon 469 Hektar. Demgegenüber blieb die Knollenselleriefläche mit rund 1600 Hektar annähernd gleich groß. Stangensellerie erzielte 2021 einen Durchschnittsertrag von 30,8 Tonnen pro Hektar (Zahlen: destatis).

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