Zwischen Daumen und Zeigefinger zeigt sich die Reife
Wissenswert
Kaktusfeigen haben ein leckeres Fruchtfleisch, das geschmacklich an Feige oder Birne erinnert. Es stellt sich nur die Frage, wie man an diese Delikatesse herankommt. Die im Handel erhältlichen hühner- bis gänseeigroßen Früchte weisen nämlich feine Dornen mit Widerhaken auf. Wer also nicht nachher zur Pinzette greifen will, sollte sicherheitshalber Küchenhandschuhe anziehen, die Früchte mit der Gabel aufspießen und mit dem Messer der Länge nach aufschneiden. Dann lassen sie sich wie eine Kiwi auslöffeln. Alternativ kann man sie schälen.
Das Fruchtfleisch lässt sich sehr gut zu Marmelade verarbeiten. Es rundet einen Obstsalat ab und lässt sich hervorragend mit Fleisch oder Fisch kombinieren. Der regelmäßige Genuss von Kaktusfeigen soll sich positiv auf Cholesterin- und Insulinspiegel sowie auf Blase und Prostata auswirken.
In ihrer Heimat in Mittel- und Südamerika, vor allem aber in Mexiko, gibt es traditionell weitaus mehr Verwendungsmöglichkeiten: So werden aus den Früchten unter anderem alkoholische Getränke hergestellt. Die jungen Sprosse des Feigenkaktus dienen als Gemüse. Aus den Kernen der Früchte wird sehr teures Öl für Kosmetik und Speisezwecke gewonnen.
Wer weder Früchte noch Sprosse des Feigenkaktus jemals genossen hat, der hat aber sehr wahrscheinlich doch eine Beziehung zur Pflanze. In Peru wachsen die Kakteen auf rund 30 000 bis 40 000 Hektar, um darauf Cochenilleschildläuse zu züchten. Der Schädling hat nämlich einen Nutzen: Aus ihm wird der Farbstoff Karmin extrahiert. Generationen von Schülern kennen den Farbton als Karminrot aus dem Deckfarben-Malkasten des Kunstunterrichts. Er ist vor allem als Lebensmittelfarbstoff E120 im Einsatz. Aus rund 140 000 Schildläusen lässt sich ein Kilogramm Farbstoff gewinnen.
Weltweit ist der Feigenkaktus die Kaktusart mit der größten wirtschaftlichen Bedeutung. Deswegen wurde er 2019 von der Kakteengesellschaft zum „Kaktus des Jahres“ gekürt.
Herkunft und Ansprüche
Der Ursprung des Feigenkaktus (Opuntia ficus-indica) ist in Mittel- und Südamerika. Nach der Entdeckung Amerikas verbreitete sich der Feigenkaktus zusätzlich im Mittelmeerraum, in Südafrika und in Australien. Dort wird er heute auch als Heckenpflanze verwendet. Die Pflanze benötigt einen durchlässigen Boden und vergleichsweise reichlich Nährstoffe. Ihr Wasserbedarf ist gering. Sie nutzt ihren Spross als Wasserspeicher für Trockenzeiten. Ideal sind sonnige, warme und luftige Standorte.
Anbau
Der Feigenkaktus ist in Mitteleuropa eine beliebte Topfpflanze für Fensterbänke. Auch in mediterranen Gärten ist er zu finden. Den Winter verbringt er im Idealfall an einem frostfreien, hellen und trockenen Ort. Sein Wuchs unterscheidet sich von den übrigen Kakteen. Statt säulenartige bilden sich flache, scheibenförmige Sprossteile, die sich wie eine Kette aneinanderreihen und 3 bis 5 Meter hoch werden. Die ersten Kaktusfeigen reifen drei bis vier Jahre nach der Pflanzung.
Pflanzenschutz und Düngung
Wollläuse befallen vor allem Kakteen, die geschwächt sind. Ursache kann ein ungeeigneter Standort sein. Die mit einer weißen Wachsschicht bedeckten Insekten saugen an den Pflanzen. Sie scheiden den sogenannten Honigtau aus, der Pilzbefall nach sich zieht. Beim Einkauf sollte man daher auf schädlingsfreie Pflanzen achten. Zur direkten Bekämpfung können zugelassene Präparate eingesetzt werden. Ein spezieller Kaktusdünger, der nur im Frühjahr und Sommer verabreicht wird, unterstützt die Entwicklung robuster Pflanzen.
Ernte und Lagerung
Reife Kaktusfeigen können rot, gelb oder grün sein. Deswegen bietet die Farbe keinen Anhaltswert. Zuverlässiger ist der Test mit Daumen und Zeigefinger an einer zuvor dornenfrei gebürsteten Stelle. Gibt das Fruchtfleisch bei leichtem Druck etwas nach, kann die Frucht verzehrt werden. Reife Kaktusfeigen halten sich einige Tage bei Kühlschranktemperaturen. Europäische Kaktusfeigen haben von September bis November Saison.
Zahlen
Die bedeutendsten Erzeugerländer für Kaktusfeigen sind Mexiko (300 000 Tonnen; Quelle: Filadelfio Basile 2001), Italien (80 000 Tonnen) und Südafrika (15 000 Tonnen; Quelle jeweils: G. Timpanaro, 2015).