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Vier gefährliche Schönheiten: Die Kandidaten im Finale zur Wahl der Giftpflanze 2013. Fotos: Helge Masch/Botanischer Sondergarten Wandsbek, Hamburg
27.11.2012
Haus & Garten

Aufruf zur Wahl der Giftpflanze des Jahres 2013

Vier gefährliche Schönheiten treten noch bis Mitte Dezember gegeneinander an

Jeder kennt sie, doch kaum jemand weiß um ihre giftigen Eigenschaften: Gartenwicke, Kirschlorbeer, Tulpe und Passionsblume stehen im Finale zur Wahl der Giftpflanze 2013. Der Botanische Sondergarten Wandsbek bietet jedem Interessierten bis zum 15. Dezember 2012 die Gelegenheit, online auf seiner >> Webseite zu wählen und die vier Pflanzen besser kennen zu lernen. Auch im mittlerweile neunten Wahljahr sollen nicht Schönheit und Artenschutz, sondern das individuelle Interesse der Wähler entscheiden. 
 

Wahl zur Giftpflanze des Jahres 2013 – die Kandidaten: 
 

Kategorie „Einjährige Pflanze“: Die Gartenwicke

Die Gartenwicke (Lathyrus odoratus) gehört nicht - wie der Name vermuten lässt - zur Gattung der Wicken, sondern als eine Art der Platterbsen zur Familie der Hülsenfrüchtler. Die Rankpflanze wächst häufig an Gartenzäunen, Lauben oder auf Balkonen. Von Juni bis September blühen die stark duftenden Schmetterlingsblüten in weiß, rot, rosa, violett, blau oder mehrfarbig.Alle Pflanzenteile, aber besonders die braunen Samen, die in Hülsen reifen, sind gering giftig. Verzehrt man sie in großer Zahl, können Störungen wie Erbrechen, Krämpfe, Gliederzittern, Kribbeln in den Beinen oder starker Harndrang die Folge sein. Die Platterbsen sind besonders für Tiere wie Pferde und Kühe giftig. Eine Vergiftung äußert sich in Schweißausbrüchen, Erregung, Schwäche, Kehlkopfpfeifen, Gangproblemen, Atemnot, Hautausschlägen sowie durch Magen-Darm-Beschwerden. 

Kategorie „Gehölz“: Der Kirschlorbeer

Der Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) gehört zur Familie der Rosengewächse. Er verdankt seinen Namen kirschartigen Steinfrüchten und lorbeerähnlichen Blättern.Der immergrüne, frostharte Strauch, der bis zu sieben Meter hoch wachsen kann, ziert Parks und Gärten.Seine vielen, duftenden und weißen Blüten erscheinen zwischen April und Juni. Ab August sind die kugeligen Früchte reif und glänzen schwarz. Zerkaut entwickelt sich aus ihnen im Magen giftige Blausäure. Der Verzehr von bis zu zehn Früchten kann zu Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen und Krämpfen führen, seltener zu Kopfschmerzen, Schwindel, verminderter Atmung und Bewusstlosigkeit. Durch die Aufnahme von über zehn Früchten können Herz- und Atemstillstand eintreten. 

Kandidat in der Kategorie „Staude“: Die Tulpe (Tulipa sp.)

Der beliebte Frühblüher zählt zur Familie der Liliengewächse und stammt ursprünglich aus den Steppengebieten Südeuropas. Die vielfältigen Arten blühen von März bis Mai. Alle Pflanzenteile - also Blüte, Blätter, Stängel und Zwiebel - enthalten giftige Tulpinoside. Nach längerem Hautkontakt können sie eine Tulpenzwiebel-Dermatitis auslösen. Diese macht sich durch Hautveränderungen, Jucken, Rötung, Schwellung sowie erhöhte Brüchigkeit der Fingernägel bemerkbar. Die Symptome verschwinden auch ohne Behandlung innerhalb weniger Tage. Bei Hautkontakt mit Tulpen sind Handschuhe empfehlenswert. Werden Pflanzenteile verschluckt, können erhöhter Speichelfluss, Erbrechen, Bauchschmerzen bis hin zu Abfall der Körpertemperatur, Schock, Apathie und Atemstillstand die Folge sein. 

Kategorie „Zimmerpflanze“: Die Passionsblume

Die Passionsblume (Passiflora caerulea) ist im tropischen Südamerika beheimatet und fällt durch ihre bis zu zehn Zentimeter großen, strahligen, weißen Blüten auf, die von Mai bis Juli blühen. Ihr Gattungsname enthält die Wörter „passio“ für Leiden und „flos“ für Blume. Die „Leidensblume“ ist eine der bekanntesten Symbolpflanzen im Christentum: Der blaue Strahlenkranz der Blüte wird als Dornenkrone, die fünf Staubgefäße als Wunden Christi, die drei Narben als Kreuzigungsnägel und der Fruchtknoten als Kelch gedeutet. Die Kletterpflanze enthält blausäureartige Verbindungen. Die Anzeichen einer Vergiftung sind Erbrechen, Kratzen im Hals, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, erhöhter Speichelfluss, allgemeine Schwäche und Krämpfe. Ernste Vergiftungen sind meist nicht zu erwarten.

 

Und das sind die Gewinnerpflanzen der letzten Jahre:

2012: Der Goldregen Laburnum anagyroides 
2011: Die Eibe Taxus baccata
2010: Die Herbstzeitlose Colchicum autumnale
2009: Der Tabak Nicotiana tabacum
2008: Die Herkulesstaude Heracleum mantegazzianum 
2007: Der Rote Fingerhut Digitalis purpurea
2006: Das Pfaffenhütchen Euonymus europaeus 

 

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