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Nicht nur die Honigbiene, auch die Wildbienen und andere Insekten sind an der Bestäubung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen beteiligt. Foto: Prof. Christoph Künast
20.05.2018
Umwelt & Verbraucher

Imker und Bauern im Dialog

Gemeinsam für den Bienenschutz

Wenn Imker und Bauern miteinander reden und konstruktiv zusammenarbeiten, profitieren beide Seiten und nicht zuletzt die Bienenvölker der Honigbienen und die Wildbienen. Dabei erleichtert ein Grundwissen um die fachlichen Anforderungen und sachlichen Zwänge das Verständnis füreinander. Die Landwirte tun in den letzten Jahren viel für den Bienenschutz und legen beispielsweise Blühstreifen an oder pflanzen Blühmischungen als Zwischenkultur zwischen dem Anbau der Hauptkulturen an.

Gegenseitige Absprachen und Anerkennung der Arbeit ist der Idealfall in der Zusammenarbeit zwischen Imker und Landwirt oder Obstanbauer. Denn sie sind sozusagen wie zwei Seiten einer Medaille: die Landwirtschaft, der Garten- und der Obstbau sind auf die Bestäubung durch Honigbienen und Wildbienen angewiesen. Der wirtschaftliche Erfolg in der Landwirtschaft hängt vom Ertrag und der Gesundheit der landwirtschaftlichen Kulturen ab. Die Imker brauchen wiederum die landwirtschaftlichen Kulturen, wie zum Beispiel die Rapsfelder und Obstplantagen, um sichere und rentable Honigernten zu bekommen. Wenn zu wenige Bienen da sind, bringt eine Windbestäubung nicht denselben Effekt wie die direkte Bestäubung durch die Bienen. Das Feld blüht dann ungleichmäßig und der Ertrag sinkt.

Pflanzenschutzmittel-Rückstände minimieren

Imker wollen keine Pflanzenschutzmittel-Rückstände im Honig und dem aus den Blütenpollen entstehenden „Bienenbrot“. Die Landwirte müssen allerdings ihre Kulturen vor Krankheiten und Schädlingen schützen. Sie führen zum Beispiel gegen den Rapskrebs (Sklerotinia) eine Behandlung durch. Die Pilzkrankheit verstopft die Leitungsbahnen der Rapspflanze, die dann abstirbt. Um den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln in den Bienenstock zu minimieren, haben Fachleute aus Wissenschaft und Industrie vor einigen Jahren sogenannte „Dropleg-Düsen“ entwickelt. Die Pflanzenschutzspritze wird dabei mit einer Art Anhängevorrichtung ausgestattet, die Düsen hängen unterhalb der Blüte im Bestand, sodass die Blüten nicht mit dem eingesetzten Mittel in Berührung kommen. Die Zielsetzung des Projekts war, die Pflanzenschutzmittel-Aufnahme durch die Bienen und damit den Pflanzenschutzmittel-Eintrag in den Honig zu minimieren, gleichzeitig aber den blühenden Rapsbestand gesund und so das Ertragspotenzial zu erhalten. Beide Ziele wurden mit der Entwicklung der speziellen Pflanzenschutz-Düsen erfüllt. Ein weiterer positiver Nebeneffekt der Düsen im Pflanzenbestand ist die geringe Abdriftgefahr (Verwehung durch den Wind).

Bienenschutz ist definiert und genau geregelt

Der Gesetzgeber gibt im Pflanzenschutzgesetz vor, welche Pflanzenschutzmittel in welchen Kulturen angewendet werden dürfen und mit welchen Anwendungsbestimmungen, zum Beispiel zu Abständen im Gewässerschutz oder zum Bienenschutz, die Mittel versehen sind. Die Pflanzenschutzmittel haben eine Zulassung für genau definierte Anwendungen, die im Zulassungsverfahren umfassend geprüft wurden. Untersucht wird neben der Wirksamkeit gegen einen bestimmten Schädling auch die Verträglichkeit für Nützlinge wie die Honigbiene. Bei der Bienenverträglichkeit gibt es verschiedene Kategorien: „Bienengefährliche Mittel“ (B1) dürfen beispielsweise überhaupt nicht in Kontakt mit Bienen kommen. Es dürfen keine blühenden Unkräuter im Bestand getroffen werden. Das bedeutet, dass der Landwirt diese Mittel nur ausbringen darf, wenn keine blühenden Pflanzen auf dem Feld sind. Pflanzenschutzmittel der Kategorie B2 dürfen nur nach dem Ende des täglichen Bienenflugs ausgebracht werden. Als nicht bienengefährlich sind Pflanzenschutzmittel der Kategorie B4 eingestuft. Das sind zum Beispiel Herbizide (Unkraut- und Ungrasbekämpfungsmittel) und Fungizide (Mittel gegen Pilzkrankheiten). Der Gesetzgeber empfiehlt zum vorsorglichen Schutz von im Zulassungsverfahren nicht geprüften Arten von Bestäuberinsekten, Anwendungen in blühenden Kulturen möglichst abends oder bei kühler Witterung durchzuführen. Dies machen die Landwirte im Rahmen der guten fachlichen Praxis schon seit vielen Jahren.

Zusammenarbeit von Landwirt und Imker

Landwirt und Imker können einiges füreinander tun: Im besten Fall kennen sie einander persönlich. Das ist immer gut. Auf jeden Fall ist eine am Bienenstand angebrachte Adresse und Telefonnummer des Imkers hilfreich für den Landwirt, wenn er Kontakt aufnehmen will, um ihn rechtzeitig über notwendige Spritzungen zu informieren. Der Imker seinerseits sollte den Landwirt informieren, wie lange seine Völker an dem Ort stehen.

Eine möglichst vielseitige Landwirtschaft ist nicht nur für die Bodenfruchtbarkeit gut, sondern bietet auch Nahrungsgrundlage für viele Insekten. Mais, Getreidearten und Gräser bieten beispielsweise Bienen keine Nahrungsgrundlage, sie sind zumeist Selbst- oder Windbefruchter. In vielen Landstrichen ist der Raps die einzige Nektar- und Pollen liefernde Ackerpflanze in größerem Ausmaß. Deswegen sind weitere Maßnahmen wie Blühstreifen oder Nisthilfen für Wildbienen eine gute Möglichkeit, die Biodiversität zu erhalten.

Übrigens: Auch wenn wir immer annehmen, dass die Honigbiene hauptsächlich für die Bestäubung landwirtschaftlicher Kulturen verantwortlich ist, so sind es in erster Linie Wildbienen, die sie bestäuben. Forscher der Universität Wageningen haben 2015 herausgefunden, dass nur 2 Prozent der bekannten 20 000 Arten für die Bestäubung von 80 Prozent der Kulturen verantwortlich sind. In Europa ist zum Beispiel die Steinhummel eine dieser wichtigsten Arten. Ökonomisch bewerteten die Wissenschaftler die Bestäubungsleistung mit 3.000 Dollar pro Hektar, was weltweit mehreren Milliarden Dollar entspricht.

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