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Den richtigen Riecher gehabt - erfolgreiche Eisweinlese bei Fellbach. Foto: DWI
28.02.2012
Umwelt & Verbraucher

Der Eisweinpoker 2011

Lohn der Geduld: späte Lese verspricht einen erlesenen Tropfen

Das Risiko der Winzer war hoch: Anstatt ihre Trauben im Herbst zu lesen, ließen sie sie am Rebstock hängen und warteten auf frostige Temperaturen. Der anfangs milde Winter machte das Warten schwer. Bis Mitte Januar, in einigen Fällen sogar bis Anfang Februar dauerte das Pokerspiel der Winzer gegen die Natur. Viele gaben auf, aber einige wenige knackten den „Eisweinjackpot“ und ernteten gefrorene Trauben, um daraus den begehrten Eiswein herzustellen.

Das Meisterstück des Winzers

Zur Herstellung von Eiswein lassen die Winzer gesunde Trauben bis zum Gefrieren am Rebstock hängen. Zwei Nächte mit mindestens minus sieben Grad Celsius sind notwendig, bevor sie die Trauben ernten dürfen. Je kälter es ist, desto mehr gefriert das Wasser in den Beeren. Damit sind Zucker, Säuren, Aroma und Extraktstoffe stärker konzentriert und das Mostgewicht nimmt zu. Die gefrorenen Trauben werden frühmorgens gelesen und gekeltert. Viel ist aus ihnen nicht herauszupressen, der Großteil des Wassers bleibt gefroren in den Trauben zurück. Der Saft, der ein Mostgewicht von mindestens 125 Grad Öchsle haben muss, wird zu Eiswein vergoren. Eine kleine Flasche davon kann bis zu 100 Euro kosten. Eisweine besitzen einen relativ niedrigen Alkoholgehalt, eine hohe Süße und Säure, eine fruchtige Frische und eine dickflüssige Konsistenz. Sie sind eine Rarität unter den natürlichen Süßweinen und schon in jungen Jahren ein Genuss. 

Eiswein Jahrgang 2011: Große Freude bei wenigen Winzern

Die feuchte Witterung vor der Lese hatte zur Folge, dass ein Großteil der Trauben weggeschnitten werden musste. Manche Winzer ließen daher kaum Trauben für die Eisweinherstellung hängen.

Für die Eisweinqualität ist früher Frost möglichst im November besonders günstig. Im aktuellen Winter traf die Kälte ab Mitte Januar eigentlich viel zu spät ein. Die warmen Temperaturen im Dezember und im Januar ließen die meisten Winzer aufgeben: Sie ernteten ihre letzten Trauben, bevor sie zu Eiswein hätten werden können. Ihre Devise war: „Lieber eine Beerenauslese als einen Eiswein, den es nicht gibt.“ 

So waren es nur wenige, geduldige Winzer, die sich dafür umso mehr über die spät eingetroffene Kälte freuen konnten: Zum Beispiel erntete die Fellbacher Weingärtner eG am Morgen des 4. Februar bei minus 18 Grad Celsius ihre letzten Trauben mit unglaublichen 275 Grad Oechsle. Zuvor konnten einige Winzer Ende Januar in Saale-Unstrut und Mitte Januar im Rheingau, Franken, Baden, Württemberg sowie in den Anbaugebieten Mosel und Pfalz Eiswein lesen.

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