Steineiben und der Klimawandel
Steineiben und der Klimawandel
Ein exotisches Gehölz gewinnt an Bedeutung in Mitteleuropa
Aus dem Urlaub in wärmeren Klimaten kennen Viele die Großblättrige Steineibe Podocarpus macrophyllus. Weniger bekannt ist, dass andere, schwächer wachsende Arten der Steineibe sich auch für mitteleuropäisches Klima eignen.
Die Gattung der Steineiben (Podocarpus) ist ein Nadelgehölz, das der Eibe (Taxus) ähnelt, aber nur sehr entfernt mit ihr verwandt ist. Die meisten Steineiben-Arten sind auf der Südhalbkugel (Südamerika, Australien) beheimatet, nur wenige wie die Großblättrige Steineibe in asiatischen Ländern der Nordhalbkugel (Japan, Südchina, Malaysia). Fast alle Steineiben entstammen tropischen oder subtropischen Klimaten und vertragen daher keine oder nur niedrige Frosttemperaturen. Deswegen gelten Steineiben in Mitteleuropa allgemein als ungeeignet für die Auspflanzung in Gärten.
Eine kleine Gruppe aus wenigen Arten der Steineibe wie Podocarpus lawrencei und Podocarpus nivalis wächst allerdings in kalten Bergregionen Australiens sowie Neuseelands und ist so gut an Frosttemperaturen angepasst, dass sie in England schon seit längerer Zeit ausgepflanzt wird. Mittlerweile wurden mit ihnen durch die infolge des Klimawandels immer milder werdenden Witterungsbedingungen im Winter auch gute Erfahrungen in Mitteleuropa gemacht, dass sie eine interessante Ergänzung zum verbreiteten Sortiment bilden.
Breiter Wuchs
Steineiben sind wie Eiben Nacktsamer und bilden daher keine Früchte im botanischen Sinne, sondern Samen mit einem roten fleischigen Mantel (Arillus), der bei Steineiben – anders als bei Eiben – die Samen nicht umgibt, sondern am Stiel unterhalb des Samens sitzt. Die meisten Arten der Steineibe sind wie die Eibe zweihäusig; es gibt also männliche Pflanzen, die nur Staubgefäße bilden, und weibliche, die Samen ansetzen. Außer dem Arillus sind alle Pflanzenteile giftig. Die für Mitteluropa interessanten Arten haben kurze Nadeln, teils hellgrün, teils aber auch in interessanten Färbungen, die kein Harz bilden und daher nicht duften. Sie wachsen im Gegensatz zu vielen subtropischen Arten breit und flach. Da sie sehr alt werden können, sind Größenangaben schwierig. In den ersten Jahren können sie etwa 0,5 bis 1 Meter hoch und doppelt so breit werden, aber im hohen Alter sicher auch mehr. Da sie sehr schnittverträglich sind, lässt sich ihre Größe gut regulieren.
Wegen ihres breiten, flachen Wachstums eignen sie sich gut als Bodendecker, zum Beispiel für Grab--Bepflanzungen, aber auch für alpine Gärten, und harmonieren gut mit anderen Nadelgehölzen, mit kompakten Stauden oder Heidepflanzen. Auch für Trog-Bepflanzung werden sie verwendet und sind für Bonsai-Anzucht sehr beliebt. Außerdem lassen sich auch sehr schöne Einfassungshecken aus Steineiben formen, sie bieten also eine interessante Alternative zu Buchsbaum und Eiben.
Robust und schnittverträglich
Sie haben keine besonderen Standortansprüche und tolerieren sowohl Sonne als auch lichten Schatten, unterschiedliche Böden, solange sie nicht extrem nass oder besonders trocken sind. Lediglich eine gewisse Frostempfindlichkeit besteht natürlich, sodass sie in besonders frostgefährdeten Lagen im Winter Schutz vor allem vor Kahlfrösten benötigen. Ihre beste Eigenschaft neben ihrer Schnittverträglich ist, dass sie sehr widerstandsfähig gegenüber Krankheitserregern und Schädlingen zu sein scheinen. In der Literatur wird von möglichen Problemen durch Triebsterben und Wurzelfäule berichtet, die aber vor allem in der Vermehrung oder unter extremen Bedingungen auftreten dürften. Es gibt auf Steineiben spezialisierte Blattläuse und Milben, über die aber in Europa noch nicht berichtet wurde.
Sortenwahl
In Mitteleuropa werden Steineiben relativ selten angeboten, aber in Großbritannien ist das Sortiment recht groß. Die Alpen-Steineibe Podocarpus lawrencei (syn. Podocarpus alpinus) stammt aus Höhenlagen in Australien. Zu ihr gehören die meisten Sorten, die bei uns angeboten werden, beispielsweise 'Red Tip' (weinroter Austrieb), 'Blue Gem' (blaugraue Nadeln) und 'Country Park Fire' (auffällig lachs-cremefarbene Färbung). Die Neuseeländische Alpen-Steineibe Podocarpus nivalis soll besonders frosthart sein. Ihre Sorte 'Kralingen' ist weiblich und soll im Oktober schöne Samen ansetzen, braucht dafür aber eine männliche Befruchtersorte, beispielsweise 'Maori Prince'.