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Enchyträen sind harmlose Gäste im Garten. Foto: Heinrich Beltz
12.02.2023
Haus & Garten

Harmlose Gäste: Enchyträen

Die kleinen, weißen Würmer leisten wichtigen Beitrag zur Humusbildung

Gelegentlich fallen kleine, weiße Würmer in Komposten oder Blumenerden auf und werden manchmal fälschlich für Regen- oder Fadenwürmer gehalten. Diese lichtscheuen Tiere leben von abgestorbenen Pflanzenteilen und sind im Gegensatz zu manchen Gattungen der Fadenwürmer völlig harmlos.

In Blumenerden, Komposten oder der Humusauflage von Böden finden sich manchmal lang gestreckte, kleine weiße Würmer. Sie ähneln Regenwürmern, sind aber viel dünner und weiß gefärbt. Wer Abbildungen von Fadenwürmern (Nematoden) kennt, kann sie auch mit ihnen verwechseln. Die Tiere gehören zur Familie der Enchyträen (Enchytraeae) aus der Klasse der Gürtelwürmer, denen auch die Regenwürmer angehören. Sie werden zwischen 5 und 30 Millimeter lang, bleiben dabei aber etwa 0,5 Millimeter dünn. Ihre Körperform ähnelt der ihrer Verwandten, der Regenwürmer.

Ähnlich wie ihre großen Verwandten, leben die Enchyträen vom Abbau organischer Masse im Boden, also verrottenden Blättern, Rindenstückchen, Pilzhyphen und ähnlichem Material. Wie die Regenwürmer haben sie einen Gürtel (Clitellum), der aber wegen ihrer geringen Größe kaum sichtbar ist. Die Enchyträen leisten einen wichtigen Beitrag zur Humusbildung und sind daher aus menschlicher Sicht nützlich. Lebende Pflanzen schädigen sie normalerweise nicht und sollten daher willkommene Gäste im Garten und Blumentopf sein. Bei Nahrungsmangel können sie zwar auch Feinwurzeln von Pflanzen fressen, aber da in Blumenerden und Gartenböden normalerweise genügend organisches Material vorhanden ist, scheint das in der Praxis keine bedenkliche Rolle zu spielen. In der Aquaristik werden Enchyträen aus Zucht gern an Fische verfüttert.

Regenwürmer

Regenwürmer sind  eng verwandt mit den Enchyträen, werden aber wesentlich größer (bis 300 Millimeter lang) und leben nicht nur in der Humusschicht, sondern auch in Mineralböden. Schon beim Schlupf aus dem Eikokon sind die noch schwach pigmentierten, jungen, oft etwa 15 Millimeter langen Regenwürmer rötlich bis bräunlich gefärbt und lassen sich dadurch sowie durch ihren größeren Durchmesser leicht von Enchyträen unterschieden. Wie ihre kleinen, weißen Verwandten, leben die Regenwürmer von verrottenden Pflanzenteilen sowie den anhaftenden Mikroorganismen.

Fadenwürmer

Von der äußeren Gestalt her ähneln Enchyträen auch den Fadenwürmern (Nematoden). Das ist ein sehr artenreicher Stamm im Tierreich, in dem es für den Gärtner nützliche Arten gibt, die zum Beispiel Insektenlarven befallen und im Handel verkauft werden. Die meisten Gattungen im Boden sind harmlos und leben wie die Enchyträen von verrottenden Pflanzenteilen, mache befallen aber auch Pflanzen und können dort große Schäden anrichten. Die Gattung Pratylenchus zum Beispiel kann bei Rosen und Obstgehölzen starke Wurzelschäden anrichten, so dass Böden mit einem hohen Besatz nicht mehr mit diesen Gehölzen bepflanzt werden können.

Der Gartenbesitzer kann aber bei allen Würmchen, die er mit bloßem Auge sehen kann, beruhigt sein, dass es sich nicht um Fadenwürmer handelt. Denn die sind zumindest in unseren Breitengraden mit einer Länge um 0,5 – 2 Millimeter und einem Durchmesser um 0,015 – 0,035 Millimeter so klein, dass sie nur unter einem Mikroskop oder einer sehr guten Lupe erkennbar werden. Und wenn Böden für Landwirtschaft und Gartenbau auf Nematodenbefall untersucht werden, müssen im Mikroskop die schädlichen von den harmlosen Arten unterschieden werden, die oft in großer Zahl vorhanden sind.

Weitere Verwechslungsmöglichkeiten

Selbstverständlich gibt es außer Regenwürmern und Nematoden weitere Tierarten, mit denen Enchyträen verwechselt werden können. Viele davon sind weiß gefärbt, aber keine von der Gestalt her so lang und dünn wie die Enchyträen. So sind die Larven der Trauermücken (Sciaridae) recht häufig zu finden, und sie können an jungen Sämlingen oder Stecklingen erhebliche Schäden anrichten. Sie sind weiß und schmal wie Enchyträen, aber mit etwa 5 Millimeter Länge meist kürzer und haben eine schwarze Kopfkapsel. Die Larven von Stilettfliegen (Therevidae) sind ebenfalls weiß, etwa 20 Millimeter lang, aber etwas dicker als Enchyträen. Sie leben räuberisch, aus gärtnerischer Sicht sind sie also nützlich.

Die für Pflanzen gefährlichen Drahtwürmer, die Larven von Schnellkäfern (Elateridae), haben eine ähnliche Gestalt wie die der Stilettfliegen, sind aber meist länger (bis 30 Millimeter), dicker und von einer harten Chitinhülle umgeben. Außerdem haben sie am Vorderkörper drei Beinpaare. Tausendfüßler (Myrapodia) sind ebenfalls größer, besitzen eine harte Chitinhülle und haben außerdem viele, zum Teil recht kurze Beinpaare auf der Bauchseite. Sie leben meist von verrottenden Pflanzenmaterialien, gelegentlich aber auch von sehr zarten lebenden Wurzeln und Trieben.

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