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Schorfinfektionen können bei Birnbäumen ähnliche Symptome wie Feuerbrand verursachen. Foto: Heinrich Beltz
04.03.2025
Haus & Garten

Ast -und Triebsterben am Apfelbaum

Es ist nicht immer Feuerbrand oder Obstbaumkrebs

Wenn Zweige oder ganze Äste an Apfelbäumen sterben, werden oft bekannte Krankheiten wie Obstbaumkrebs oder Feuerbrand als Ursache vermutet. Sehr häufig ist das aber nicht der Fall. Wenn beim Winterschnitt an Kernobstbäumen auffällt, dass Zweige, größere Äste oder Rindenpartien abgestorben sind, stellt sich die Frage, was tun und muss bei Behörden eine Meldung darüber gemacht werden?

Feuerbrand

Eine sehr bekannte Krankheit beim Kernobst ist der Feuerbrand. Sein Erreger, das Bakterium Erwinia amylovora, infiziert meist über die Blüten, woraufhin die darüber befindlichen Zweigpartien absterben, welken und braun oder schwarz werden. Bekannt ist die Krankheit auch dadurch, dass das Bakterium bis 2019 in der EU als Quarantäneschaderreger eingestuft war, dessen Auftreten gemeldet werden musste, woraufhin Rodemaßnahmen angeordnet werden konnten. Mittlerweile ist die Krankheit so weit verbreitet, dass der Quarantänestatus aufgehoben wurde und seit 2023 in Deutschland auch keine Meldepflicht mehr besteht. In Österreich, Südtirol und der Schweiz besteht diese Pflicht allerdings noch.

Sehr ähnlich und für Laien leicht zu verwechseln sind die mittlerweile auch an Kernobst recht häufig gewordenen Infektionen durch Pseudomonas-Bakterien oder den Pilz Monilinia laxa. Bei Birnen treten auch sehr häufig Zweiginfektionen von Birnenschorf (Venturia pirina) auf, die ebenfalls zum Welken und Absterben der jungen Triebe führen.

Obstbaumkrebs

Beim Obstbaumkrebs handelt es sich um eine Pflanzenkrankheit, die durch den Pilz Neonectria ditissima hervorgerufen wird und dazu führt, dass die Rinde abstirbt. Durch mehrfaches Überwallen des befallenen Gewebes entstehen Wunden, die an Krebsgeschwüre bei Menschen erinnern, wodurch der Name entstand. Da der Verursacher aber für Mensch und Tier ungefährlich ist, besteht keinerlei Gefahr bei Arbeiten an den Pflanzen oder beim Verzehr von Früchten befallender Pflanzen.

Schwarzer Rindenbrand

Sehr ähnliche Schäden wie der Obstbaumkrebs kann der Schwarze Rindenbrand verursachen, der durch mehrere Arten der Pilzgattung Diplodia verursacht wird. Es können allerdings größere Rindenpartien absterben und charakteristisch ist der auffällige schwarze Sporenbelag auf dem abgestorbenen Gewebe.

Blutlaus

Blutläuse (Eriosoma lanigerum) sind kleine Insekten, die mit auffälligen, leuchtend weißen Wachsfäden bedeckt sind, in Rindenrissen sitzen und ähnliche Gewebewucherungen verursachen wie der Obstbaumkrebs. Bei genauem Hinsehen sind die Läuse allerdings deutlich erkennbar, sodass ihre Befallsymptome, die auch als Blutlauskrebs bezeichnet werden, vom Obstbaumkrebs unterscheidbar sind.

Kragenfäule

Die Kragenfäule tritt nicht an den Ästen und Zweige, sondern direkt am Wurzelhals auf und bringt vor allem Apfelbäume, gelegentlich aber auch Birnbäume ganz zum Absterben. Sie wird durch den Krankheitserreger Phytophthora cactorum verursacht.

Gegenmaßnahmen

Mit chemischen Behandlungsmaßnahmen ist keiner der beschriebenen Erkrankungen effektiv beizukommen. Bei geringem Befall gilt in allen Fällen (außer der Kragenfäule), dass die geschädigten Pflanzenpartien möglichst schnell entfernt werden sollten und befallene Zweige etwa 10 bis 20 Zentimeter unter der Befallstelle abgeschnitten werden. Wunden werden mindestens so weit ausgeschnitten, dass kein verbräuntes Gewebe mehr sichtbar ist.

Das Schnittmaterial sollte möglichst aus dem Garten entfernt werden, zum Beispiel über die Biotonne. In der industriellen Kompostierung sterben die Erreger ab. Beim Feuerbrand sind in den meldepflichtigen Gebieten allerdings die Vorschriften der Behörden zu befolgen. Um Erreger nicht mit den Schnittwerkzeugen zu verbreiten, sollten diese regelmäßig desinfiziert werden, zum Beispiel mit siebzigprozentigem Alkohol.

Beim Schwarzen Rindenbrand spielt der Stress, dem die Pflanzen ausgesetzt sind, eine besonders große Rolle, vor allem der Trockenstress. Gerade jüngere Bäume, bei denen eine effektive Bewässerung möglich ist, sollten also bei Bedarf ausreichend gegossen werden.

Insgesamt gilt zur Verbeugung gegenüber allen Krankheiten, dass neben einer ausgewogenen Ernährung der Pflanzen der regelmäßige Kronenschnitt eine wichtige Rolle spielt, der dazu führt, dass die Krone locker, gut belichtet und durchlüftet ist. Beim Schnitt sollten auch vertrocknete Früchte ("Fruchtmumien") entfernt werden, in denen sich pilzliches Infektionsmaterial befindet. Blutläuse können mit einem harten Pinsel auch manuell beseitigt werden.

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