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Ameisen im Garten halten viele schädliche Insektenarten in Schach. Foto: AdobeStock
19.11.2019
Haus & Garten

Ameisen als Schädlinge im Haus

Wehret den Anfängen!

Ameisen im Garten sind nützlich: Sie fressen tote Tiere und sind damit quasi die Gesundheitspolizei im Garten. Doch wenn sie Terrasse und Haus erobern, hört für viele Menschen der Spaß auf. Was kann man tun, um einen Ameisenbefall im Haus zu verhindern?

Ameisen sind wichtig für unsere Ökosysteme. Sie halten viele schädliche Insektenarten im Garten in Schach, tragen zur Verbreitung von Pflanzen bei und beseitigen tote Tiere. Wer über längere Zeit ein Ameisennest beobachtet, bekommt Hochachtung vor diesen fleißigen Tieren und ihrem hohen Arbeitseinsatz. Wenn aber die Rasenameisen oder die schwarzgrauen Wegameisen im Garten überhandnehmen, können auch sie zu Schädlingen werden. Sie schützen nämlich andere Schädlinge wie Blatt- und Schildläuse oder Zikaden vor ihren natürlichen Fressfeinden wie Florfliegen oder Marienkäfern, da sie sich von den Honigtau-Ausscheidungen ernähren wollen. Ameisen treten nicht als einzelne Tiere, sondern als Volk in einer Kolonie auf: So kann ein Rasenameisen-Volk eine Stärke von bis zu 80 000 Arbeiterinnen erreichen, ein Volk der in Schwimmbädern, Krankenhäusern oder lebensmittelverarbeitenden Betrieben gefürchteten Pharaoameisen sogar bis zu 300 000 Exemplare.

So nützlich Ameisen insgesamt als Gesundheitspolizei in der Natur sind, in unseren Häusern in Küche, Schlaf- und Wohnzimmer sind sie eher ungeliebte Gäste. Einige Arten können sich sogar zu richtigen Material- und Gesundheitsschädlingen entwickeln. Für uns Menschen sind sie dagegen meist ungefährlich: die Bisse der in Deutschland lebenden Arten sind zwar unangenehm, führen aber in der Regel nur zu einer Hautrötung und leichten Hautreizung mit Jucken - es sei denn man ist Allergiker.

Ameisen als Vorratsschädlinge

Häufige Hausgäste in unseren Gefilden sind zum Beispiel die Schwarzgraue Wegameise, die Braune Wegameise oder die Rasenameise. Ab dem Frühjahr dringen die Ameisen auf der Suche nach zucker- und eiweißhaltiger Nahrung in die Wohnungen ein. Während ihrer Schwärmzeit gibt es auch fliegende Ameisen. Haben die ersten Kundschafter diese Nahrung erst einmal gefunden, kommt schnell Bewegung in die Kolonie. Die Ameisen markieren ihren Kolleginnen den Weg zur lockenden Nahrung mit einer duftenden Pheromonspur. Wenn dann die Ameisen in großer Zahl auf den bekannten „Ameisenstraßen“ hintereinander herlaufen, ist eine Bekämpfung angebracht.

Ist der Befall zunächst noch gering, können die Eindringlöcher mit Silikon oder Spachtelmasse verstopft werden, damit eine mechanische Barriere entsteht. Ein erstes Anzeichen für einen Ameisenbefall im Haus kann auch eine dunkle Ausbuchtung in der Tapete sein. Holzameisen legen ihre Nester gerne in verbautem Holz an, auch ältere Fachwerkhäuser werden gerne von ihnen besiedelt. Holzkrümel etwa sind ein verdächtiger Hinweis auf Holzameisen, wie zum Beispiel die Zweifarbige Wegameise. Manchmal werden Ameisen auch mit dem Zierpflanzenkauf ins Haus geholt, wenn sich etwa Ameiseneier in der Blumenerde befinden. Deswegen sollten auch Blumenkübel, die über den Winter ins Haus geholt werden, sorgfältig kontrolliert werden.

Das Nest umsetzen

Woher kommen die kleinen Krabbeltiere? Sie bauen ihre Nester gerne im Rasen oder unter Terrassenplatten im Sand. Wer dem vorbeugen will, nimmt stattdessen Split als Untergrundmaterial. Wenn das Nest auf der Terrasse zweifelsfrei ausgemacht ist, können die Ameisen umgesiedelt werden: Dazu nimmt man einen großen Blumentopf und füllt ihn mit feuchtem Stroh oder Holzspänen und stülpt ihn über das Nest. Nach einigen Tagen ist hoffentlich die Kolonie komplett umgezogen und das Nest kann an einem entfernten Ort ausgesetzt werden.

Bekämpfung mit verschiedenen Mitteln

Da sich Ameisen mit ihrem Geruchssinn orientieren, sollten im Haus keine offenen Kompostbehälter herumstehen, die sie anlocken. Von oft empfohlenen Hausmitteln wie Kreide lassen sich die Ameisen nicht lange ablenken. Auch Duftstoffe wie Lavendel, Zedernöl, Essig oder Gewürznelken werden oft in Foren zur Vergrämung empfohlen. Während das Hausmittel Backpulver mit Natriumhydrogencarbonat nur eine sehr begrenzte Wirkung zeigt, haben viele Eigenheim-Besitzer gute Erfahrungen mit Kieselgur-Silikat gemacht. Das natürlich vorkommende und auch als Lebensmittelzusatzstoff zugelassene Substrat trocknet die Ameisen aus. Köderfallen enthalten meist einen Lockstoff und ein Insektizid. Die Ameisen müssen die Mittel aufnehmen und in ihren Bau tragen. So wird die gesamte Population wirkungsvoll bekämpft. Denn es nützt nichts, nur die Arbeiterinnen mit Leimfallen oder chemisch mit Spray zu bekämpfen, denn diese wachsen sozusagen nach. Eine erfolgreiche Bekämpfung hat immer die Königin im Nest im Blick.

Manchmal ein Fall für den Profi

In vielen Fällen lassen sich so die Ameisen in Eigenregie wieder aus dem Haus vertreiben. Doch es gibt Grenzen, in denen der Profi gefragt ist, zum Beispiel wenn es sich um Ameisen handelt, die am Gebäude Schaden anrichten, die die Gesundheit gefährden oder wenn Nahrungsmittel in der Küche von Ameisen in Besitz genommen werden. Bekämpfungswürdig ist zum Beispiel ein großer Befall mit Pharaoameisen, Rasenameisen, Schwarzgrauen oder Braunen Wegameisen oder Holz befallender Ameisen im Haus. Ein professioneller Schädlingsbekämpfer bestimmt als Erstes die Ameisenart. Wie lästig ist sie für das Gebäude und die darin lebenden Menschen, wie weit haben sich die Ameisen schon ausgebreitet? Der Schädlingsbekämpfer macht sich ein komplettes Bild der Lage: Wo ist das Nest, wie groß ist die Kolonie? Welche Bekämpfungsmaßnahmen eignen sich am besten? Welche Biozide können eingesetzt werden? Haben Haustiere/Kleinkinder Kontakt mit den Ameisen und den in Frage kommenden Köderfallen? Wie lässt sich ein erneuter Befall vorbeugen? Wenn all diese Fragen beantwortet sind, schlägt er Lösungsmöglichkeiten vor.

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