Mehr Linsen aus deutschem Anbau
Mehr Linsen aus deutschem Anbau
Projekt WiLGeR will Linsenanbau in Deutschland wieder voranbringen
WiLGeR ist kein neuer Vorname für Jungen, sondern der Name eines Pflanzenzüchtungsprojekts unter der Federführung des Julius Kühn-Instituts (JKI), in Quedlinburg. Ziel des interdisziplinären Projekts ist, Linsen züchterisch zu verbessern, Winterlinsen vor allem für den ökologischen Landbau als Mischfrucht interessant zu machen und damit den Linsenanbau in Deutschland zu fördern.
Kaum einer kennt noch die Kyffhäuserlinse oder die Dornburger-Speiselinse. Das könnte sich jetzt durch das Projekt WiLGeR (Evaluierung genetischer Ressourcen zur züchterischen Verbesserung von Winterlinsen für den Mischfruchtanbau) ändern. Dieses möchte den Linsenanbau in Deutschland wiederbeleben und die Hülsenfrüchte für die landwirtschaftlichen Betriebe wieder attraktiv machen. Dazu werden die Genbanken nach Linsen durchforscht und die noch vorhandenen alten regionalen Landsorten in Freilandversuchen angebaut, bewertet und züchterisch bearbeitet.
Nur noch regionaler Anbau in Baden-Württemberg und Bayern
Derzeit werden Linsen in Deutschland nur noch auf einer sehr kleinen Fläche von etwa 2000 Hektar mit einem Ertrag von 0,6 bis 1,2 Tonnen pro Hektar zumeist kleinräumig im ökologischen Landbau und begrenzt auf eine Handvoll Regionen wie Schwäbische Alb, Heckengäu, Franken und Hohenlohe angebaut. In Thüringen hat dagegen der Anbau der traditionell angebauten Kyffhäuserlinse und der Dornburger Speiselinse aufgehört. Die Speiselinsen werden heute zumeist importiert, jährlich rund 40 000 Tonnen.
Herbstanbau unter Feldbedingungen als Mischfrucht
Zukünftig sollen nun verschiedene Linsensorten wie auch die beiden Thüringer Sorten mit geeigneten Stützfrüchten im Herbstanbau getestet werden. „Im Rahmen des Projekts müssen wir die hochdiversen genetischen Ressourcen der Linse im Feld an klimatisch unterschiedlichen Standorten, die die Anbaubedingungen in Deutschland gut repräsentieren, umfassend testen“, berichtet Projektkoordinator Dr. Christoph Germeier von der Bundesforschungsanstalt für Kulturpflanzen im JKI. Die Zusammenarbeit mit dem IPK Gatersleben und mit dem Keyserlingk-Institut, dem derzeit einzig aktiven Linsenzüchter in Deutschland, sei für das Projekt dabei essenziell.
Winterhärte, Ertrag und Konkurrenzkraft im Visier der Züchter
Die Erträge erhöhen, den Mischanbau mit Stützfrüchten verbessern und in Anbetracht des Klimawandels vom Sommeranbau auf den Winteranbau wechseln – so könnte man die Ziele des Forschungsprojekts zusammenfassen. „Denn die Winterformen nutzen die Winterfeuchte besser und wären weniger empfindlich gegenüber der zunehmend häufiger auftretenden Frühsommertrockenheit“, erklärt Germeier. „Im Projekt werden wir daher in großem Umfang Sammlungsmaterial aus der deutschen und ausländischen Genbanken sowie auch diverse regionale Sorten unter deutschen Witterungs- und Anbaubedingungen im Herbstanbau testen und damit die Basis für eine deutsche Winterlinsenzüchtung schaffen“, benennt der JKI-Züchtungsforscher das gemeinsame Ziel. Neben der Winterhärte und dem Ertrag sollen auch die Konkurrenzkraft der Linse gegenüber den Stützfruchtarten und das „Klettervermögen“ zum Emporklettern an der Stützfrucht verbessert werden. Gleichzeitig ist es ein züchterisches Ziel, herauszufinden, welche Stützfrüchte standfester sind und weniger mit der Linse in Konkurrenz treten. Das Forschungsprojekt wird bis 2027 mit insgesamt 450.000 Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.
Quelle: JKI