Saatgut nicht bestellt? Dann weg damit!
Saatgut nicht bestellt? Dann weg damit!
Vorsicht: nicht bestelltes Saatgut melden und im Hausmüll entsorgen
Das Julius Kühn-Institut (JKI) warnt vor unbestellt geliefertem Saatgut aus China. Die Pflanzengesundheitsinspektion zog allein im ersten Halbjahr 2025 65 000 Sendungen mit Saatguttüten aus China aus dem Verkehr. Um Schaden von heimischen Agrarökosystemen abzuwenden, warnen Behörden und bitten die Bevölkerung um Hilfe.
Am Flughafen Frankfurt am Main wurden zwischen Januar und Anfang Juni 2025 bei Kontrollen der Pflanzengesundheitsinspektion etwa 65 000 Saatguttütchen ohne Pflanzengesundheitszeugnis aus China entdeckt und zurückgeschickt. Bei den Sendungen handelte es sich laut Pflanzenschutzdienst Hessen überwiegend um nicht bestelltes Saatgut. Die Sendungen werden häufig falsch deklariert. Um Zollkontrollen zu umgehen, wird die Deklaration sogar regelmäßig geändert. So werden sie zum Beispiel als Grußkarte aus Papier, Ohrring oder Wohndekoration bezeichnet. Andere Bundesländer sind von solchen Sendungen kaum betroffen. Hessen scheint wegen des internationalen Flughafens und Postzentrums Ziel der neuen Masche zu sein.
Keine harmlose Gratisprobe
„Im ersten Moment mag so ein Tütchen harmlos wirken: Auch wenn man es nicht bestellt hat, freut man sich über die Gratis-Probe und erwägt vielleicht die Aussaat“, sagt Dr. Bernhard C. Schäfer, Experte für Pflanzengesundheit vom JKI. Genau davor warnt er aber gemeinsam mit den Pflanzenschutzdiensten der Bundesländer und dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH): „Von solch unbekanntem Saatgut geht eine Gefahr für unsere Natur, das urbane Grün mit Gärten und Parks und sogar die Landwirtschaft aus. Denn es kann sich dabei um invasive Arten handeln, die sich unkontrolliert ausbreiten und heimische Pflanzen verdrängen. Das Saatgut kann außerdem von Krankheiten und Schädlingen befallen sein“, sagt Schäfer.
Die dringende Empfehlung an Verbraucher ist daher: Wenn unbestellte Samen eintreffen, sollten diese nicht ausgesät und möglichst im Hausmüll entsorgt werden, keinesfalls über den Kompost oder die Biotonne. Bei privaten Bestellungen von Saatgut im Internet sollte darauf geachtet werden, woher das Saatgut geliefert wird und ob die pflanzengesundheitlichen Einfuhranforderungen erfüllt sind. Saatgutlieferanten außerhalb der EU müssen ihre Online-Kunden hierzu aufklären.
Phänomen ist nicht neu
Unbestellte Saatgut-Sendungen aus China sind kein neues Phänomen. Ähnliche Vorkommnisse gab es bereits 2020. Die Motivation hinter den Saatgut-Sendungen ist unklar. Wie schon 2020 gemutmaßt, handelt es sich wahrscheinlich um einen so genannten „brushing scam“, also das Versenden unbestellter Ware an zufällig ausgewählte Personen in betrügerischer Absicht. Deutschland hat diese Fälle auf EU-Ebene in verschiedenen Gremien angesprochen, wobei sich zeigte, dass auch andere Mitgliedsstaaten betroffen sind. Das fehlende Pflanzengesundheitszeugnis und die Falschdeklaration stellen ein großes Risiko für die Pflanzengesundheit in der EU dar. Daher wurde China über die Vorfälle unterrichtet und die Einhaltung der zoll- und pflanzengesundheitlichen Bestimmungen eingefordert.
Quelle: JKI