Friedrich II., gern auch der Große genannt, war unter den Preußenkönigen aus dem Hause Hohenzollern wohl der Bekannteste. Neben vielen Kriegen verdankten ihm seine Untertanen auch eine Menge positive Veränderungen. Das haben sie ihm bis heute nicht vergessen.
König Friedrich II. bekommt bis heute Kartoffeln aufs Grab gelegt
Sicherlich war dem kleinen Friedrich, der am 24. Januar 1712 als Sohn des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. das Licht der Welt erblickte, die Berühmtheit schon in die königliche Wiege gelegt. Da er sich aber – neben den vielen Kriegen, die er während seiner Amtszeit führte – auch für Kultur, Philosophie, Architektur und Landwirtschaft interessierte, sahen seine Untertanen ihn mit etwas anderen Augen als seine Vorfahren und bedachten ihn mit dem leicht frechen, aber anerkennend gemeinten Spitznamen „Alter Fritz“.
Nach einer körperlich und seelisch grausamen Kindheit, gegen seinen Willen mit Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern verheiratet, wurde Friedrich 1740 zum König von Preußen gekrönt. Und begann umgehend, sein Reich zu modernisieren. Er schaffte die Folter ab, verbot die Zensur und senkte die Getreidepreise. Er schrieb Bücher und gab Querflötenkonzerte auf Schloss Sanssouci in Potsdam – seiner Lieblingsresidenz, die 1747 nach seinen Vorstellungen errichtet worden war. Er philosophierte mit dem französischen Philosophen Voltaire, der drei Jahre in Potsdam bei ihm wohnte.
Der Speiseplan der Untertanen
Nun hätte er ja als König auch wunderbar auf seinem Schloss sitzen und den schönen Künsten frönen können, doch das Wohlergehen seiner Untertanen, gerade auch der ländlichen Bevölkerung, ließ ihn nicht kalt. Immer wieder schüttelten Hungersnöte nach Missernten das Land und seine Bewohner, die bis dato überwiegend von Getreide lebten. So horchte der König auf, als er erfuhr, dass eine Frucht dem Weg von Südamerika nach Europa gefunden hatte, die für preußische Anbaugebiete geeignet und außerdem nahrhaft und lecker war. Das Dumme war nur, dass die „Tartoffel“ zunächst nur in botanischen Gärten ob ihrer hübschen Blüte zu bestaunen war und jeder, der die oberirdischen Pflanzenteile zu essen versuchte, mit heftigen Magenschmerzen und Schlimmerem rechnen musste. Entsprechend unbeliebt war die Pflanze. So nahm der Monarch, sehr wohl wissend, dass die gekochten Speicherorgane sehr lecker waren, seine Richtlinienkompetenz zur Hand und befahl in mehreren „Kartoffelbefehlen“ den Anbau.
Knollenprediger als Anbauberater
1756 erhielten schlesische Beamte und auch Pastoren, die als „Knollenprediger“ die Anbauberatung übernehmen sollten, zum Beispiel Post mit folgendem Inhalt: „Es ist von uns in höchster Person in unseren anderen Provinzen die Anpflanzung der sog. Tartoffeln, als ein sehr nützliches und sowohl für Menschen als Vieh auf sehr vielfache Weise dienliches Erd-Gewächse, ernstlich anbefohlen ...“. Ein Jahr später folgte ein weiteres Schreiben, das Anbauanleitungen und sogar Rezeptvorschläge enthielt: Beschrieben wurden Mischbrot aus Kartoffelmehl und Roggen, Kartoffelpüree, Kartoffeln als Beilage zu Fleisch, Gewinnung von Kartoffelstärke und für „arme Leute“ Pellkartoffeln mit Salz. Weiter heißt es: „Wo nur ein leerer Platz zu finden ist, soll die Kartoffel angebaut werden, da diese Frucht nicht allein sehr nützlich zu gebrauchen, sondern auch dergestalt ergiebig ist, dass die darauf verwendete Mühe sehr gut belohnt wird.“
Hartnäckig hält sich bis heute die (unbewiesene) Legende, dass der König, um die störrischen Bauern vom Wert der neuen Ackerkultur zu überzeugen, Kartoffeln anbauen und von Soldaten bewachen ließ, angeblich für die königliche Tafel bestimmt. Wenig überraschend wanderten die Saatkartoffeln des Nachts, an den zugedrückten Augen der Bewacher vorbei, auf die Felder der Bauern. Und die neue Leibspeise der Deutschen war geboren.
Diese Geschichte – im Bewusstsein der Nachfahren preußischer Untertanen fest verankert – sorgt dafür, dass sich auch heute noch zu jedem Geburtstag des Alten Fritzen auf seinem Grab ein ordentlicher Haufen Kartoffeln einfindet.
Weitere Beiträge
Hier finden Sie weitere interessante Inhalte.