Wer sie roh verzehren möchte, muss wegen ihrer Fruchtsäuren hart im Nehmen sein. Nicht zu verwechseln ist sie mit Cranberries, die etwas milder schmecken und bei uns eine immer größere Bedeutung erlangen. Wenn genügend Schnee fällt, können Preiselbeersträucher sogar im Hochgebirge überleben.
Besonders beliebt in Nord- und Osteuropa
Wissenswert
Wer kennt sie nicht, die kleinen roten Beeren, die gerne als Beilage zu Wildgerichten oder Schnitzel gereicht werden? Auch Marmeladen, Fruchtsäften oder Müslis verleihen sie durch ihr säuerlich-herbes Aroma eine besondere Note. Dafür sind die reichlich enthaltenen Fruchtsäuren verantwortlich. Pur sind sie nur etwas für große Fans. Ascorbin-, Salicyl- und Benzoesäure haben einen weiteren Effekt: Sie sorgen für eine natürliche Konservierung der Früchte. Werden die Beeren ohne schimmelverursachende Verletzungen geerntet, halten sie sich mehrere Monate.
Neben den Fruchtsäuren ist der Gehalt an Gerbstoffen, auch Tannine genannt, erwähnenswert. Gerbstoffe wirken zusammenziehend und austrocknend. Dieser Effekt wird in der Naturmedizin bei Entzündungen der Mundschleimhaut oder der Harnwege genutzt. Die Bakterien trocknen unter ihrem Einfluss mehr oder weniger aus.
Die Preiselbeere wird fälschlicherweise oft mit der Cranberry in Verbindung gebracht. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die besonders in Nordamerika sehr beliebte Cranberry auch Kulturpreiselbeere genannt werden. Die Beeren sind im Gegensatz zu den etwa erbsengroßen Preiselbeeren etwa kirschgroß und besitzen einen deutlich milderen Geschmack. Die Cranberry ist nicht aus der Preiselbeere gezüchtet worden; beides sind eigenständige Arten. Sie gehören aber ebenso wie die Heidelbeere zur Familie der Heidekrautgewächse.
Keine Probleme mit dem Geschmack von rohen Preiselbeeren scheinen Vögel zu haben. Sie fressen die Beeren gerne und verteilen die darin enthaltenen Samen im weiteren Umkreis. Ansonsten breitet sich die ausdauernde Pflanze mit ihren Kriechtrieben aus. Obwohl sie „nur“ bis minus 20 Grad Celsius winterhart ist, kann sie beispielsweise in höheren Lagen der Alpen, in Grönland oder im Norden Skandinaviens bei deutlich tieferen Temperaturen überleben. Voraussetzung dafür ist aber genügend Schnee, der den 10 bis 40 Zentimeter großen immergrünen Zwergstrauch schützt. Die mittlere Schneedeckenhöhe gibt in den winterkalten Regionen die mittlere Wuchshöhe vor.
Herkunft und Ansprüche
Die Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea) ist in Europa, Asien und Nordamerika verbreitet. Sie benötigt saure und kalkarme Böden, so zum Beispiel Sand-, Heide- oder saure Moorböden. Sie bevorzugt sonnige Standorte, wächst aber auch im Halbschatten in Nadelholzwäldern. Die Pflanze kommt mit zeitweiser Trockenheit gut zurecht.
Anbau
Voraussetzung für den erfolgreichen Anbau sind kalkfreie Böden mit einem pH-Wert um 5. Wer den Anbau im eigenen Garten wagen will, kann einen zu hohen pH-Wert durch Sand-, Hochmoortorf- oder Rindenmulchzugabe ausgleichen. Im Frühjahr ist die beste Pflanzzeit, die Pflanzen sollten einen Abstand von etwa 40 Zentimetern zueinander haben. Bei dichterer Pflanzung oder mit etwas Geduld entwickeln sich Preiselbeeren zu Bodendeckern, die zweimal im Jahr weiß oder rosa blühen.
Pflanzenschutz und Düngung
Preiselbeeren sind pflegeleicht. Probleme können auf zu kalkhaltigen Böden auftreten. Es entwickeln sich Chlorosen – die Blätter verfärben sich gelb und werden schließlich abgeworfen.
Ernte und Lagerung
Die Haupterntezeit beginnt in Deutschland im August, frühe Sorten auf günstigen Standorten reifen schon einige Wochen früher. Während die Beeren dann leuchtend rot sind, bleibt das Fruchtfleisch hell. Hilfsmittel beim Pflücken der Wildfrucht sind sogenannte Pflückkämme, die man durch die Pflanzen zieht und die daran hängenden Beeren löst. Dabei ist Vorsicht geboten: Nur wenn die Beeren ohne Verletzungen geerntet oder beschädigte Beeren aussortiert werden, halten sie sich über Monate. Die Früchte können außerdem durch Trocknen oder Einfrieren konserviert werden. Im Erwerbsanbau kommen zur Ernte Maschinen zum Einsatz.
Zahlen
Zum erwerbsmäßigen gärtnerischen Anbau von Preiselbeeren in Deutschland gibt es keine aktuellen Zahlen; 1990 waren es knapp 50 Hektar (Zahl: D. Bläsing in Acta Horticulturae). Wichtige Erzeuger für Preiselbeeren sind die skandinavischen Länder das Baltikum, Weißrussland, Ukraine und Spanien. Dort werden sie sowohl als Wildfrucht gesammelt als auch professionell angebaut. In Europa wurden 2010 insgesamt etwa 7600 Tonnen geerntet. Zum Vergleich dazu lag die Cranberry-Erntemenge in den USA und Kanada bei etwa 430 000 Tonnen (Zahlen: FAO). Während die wirtschaftliche Bedeutung der Preiselbeere in Europa geringer wird, nimmt die der Cranberry zu.
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